Stadt Willich Der lange Weg zum Gefängnis-Neubau

Stadt Willich · Seit vier Jahrzehnten gibt es Überlegungen, ein neues Männergefängnis in Anrath zu bauen. Immer wieder kam etwas dazwischen. Jetzt steht zumindest schon mal die Finanzierung.

Stadt Willich: Der lange Weg zum Gefängnis-Neubau
Foto: Hüskes, Achim (achu)

Dieter Grave, stellvertretender Leiter der Männer-Haftanstalt in Anrath, ist zuversichtlich, dass diesmal "wirklich etwas passiert". Denn im Landeshaushalt sind 545 Millionen Euro ausgewiesen, um die Justizvollzugsanstalten in Anrath, Köln, Iserlohn und Münster grundlegend zu erneuern. Die 545 Millionen sind die Miete, die die Justiz in den kommenden 15 Jahren an den Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes für die vier Einrichtungen zahlen wird. Auch jetzt schon ist die JVA Anrath I Mieter. Dass Anrath mit den drei anderen Anstalten ein Paket bildet, erfuhr Grave jetzt bei einem Gespräch im Ministerium. Einen konkreten Zeitplan gibt es jedoch noch immer nicht.

Da der Kostenrahmen verbindlich ist, um Kostenexplosionen wie beim Berliner Flughafen oder der Hamburger Elbphilharmonie zu vermeiden, werde nun deutlich mehr Zeit in die Planungen investiert, so Grave. Die Projektleitung liegt bei den Landesministerien für Justiz und Finanzen sowie beim BLB. Vertreter der vier Haftanstalten stehen beratend zur Seite. Besonders kompliziert: Die vier Einrichtungen werden als Ganzes betrachtet - was in einer Einrichtung teurer wird, muss in den anderen eingespart werden. Orientieren sollen sich die vier Gefängnisse an den neuen Einrichtungen in Ratingen und Wuppertal-Ronsdorf. "Mann muss das Rad schließlich nicht immer neu erfinden", so Grave.

Wann aber die Bagger anrücken werden, um als ersten Schritt das ehemalige Frauengefängnis, das derzeit leer - und unter Denkmalschutz - steht, abzureißen, um dort ein neues Haftgebäude zu errichten, will Grave lieber nicht prognostizieren. Schon seit vier Jahrzehnten gebe es schließlich Planungen, aus denen dann doch nicht geworden sei.

Die aktuellen, groben Pläne, die auch schon seit 2009 in den Schubladen liegen, sehen zwei Hafthäuser für insgesamt 768 Gefangene plus zahlreiche Nebengebäude für Werkstätten, Sporthallen und Infrastruktur vor. Derzeit gibt es im Männergefängnis 415 Haftplätze, hinzu kommen insgesamt 200 in den Untersuchungsgefängnissen in Krefeld und Mönchengladbach, die Zweigstellen der JVA in Anrath sind - noch, denn die Mietverträge wurden auf Weisung des Justizministeriums gekündigt. Ab Juni etwa sollen 150 Untersuchungshäftlinge dann in Anrath untergebracht werden. Dafür wird derzeit das Hafthaus C umgebaut - wofür wiederum 100 Gefangene erst mal nach Köln verlegt wurden. Dies alles sei durchaus im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau zu sehen, so Grave optimistisch.

Dieser Neubau würde innerhalb der bisherigen Gefängnismauern entstehen und in zwei Bauabschnitten vonstattengehen: Zunächst würde das alte Frauengefängnis samt Technikhaus abgerissen, um dort das neue Hafthaus A zu errichten. Eine Spundwand würde die Baustelle vom übrigen Gefängnisgelände abtrennen. Dann würden die Gefangenen im Neubau untergebracht, und der übrige Teil der Männeranstalt könnte abgerissen und neu bebaut werden. Da das alles im laufenden Betrieb, also Stück für Stück, geschehen soll, wird einige Zeit ins Land gehen, bis alles fertig ist. Zehn Jahre scheinen nicht unrealistisch.

(RP)
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