Serie Ferienalphabet A-Z: K Wie KrÄuter Der Kräutermann aus Anrath

Willich · Am äußersten Zipfel von Anrath betreibt Johannes Thees eine Bio-Kräutergärtnerei. Der Gemüsegärtner baut neben bekannten Pflanzen auch in Vergessenheit geratene alte Sorten an. Alle Produkte sind biologisch.

Johannes Thees erntet auf seiner Kräutergärtnerei in Anrath Zucchiniblüten. Sie schmecken hervorragend im Salat, aber auch frittiert sind sie ein Genuss, findet der 48-jährige Natur- und Landschaftsgärtner. Seine Produkte verkauft er über die Bio-Märkte der Region und den Bauernmarkt in Düsseldorf-Pempelfort.

Johannes Thees erntet auf seiner Kräutergärtnerei in Anrath Zucchiniblüten. Sie schmecken hervorragend im Salat, aber auch frittiert sind sie ein Genuss, findet der 48-jährige Natur- und Landschaftsgärtner. Seine Produkte verkauft er über die Bio-Märkte der Region und den Bauernmarkt in Düsseldorf-Pempelfort.

Foto: W. KAISER

anrath "Du solltest jetzt aber besser rausfliegen. Im Kühlraum gefällt es dir bestimmt nicht", meint Johannes Thees lächelnd und schüttelt vorsichtig eine Zucchiniblüte, die er gerade abschneiden möchte. Mit einem leisen Brummen kommt eine dicke Hummel zum Vorschein. Sie fliegt aus der Blüte heraus, um sich ein Stückchen weiter auf der nächsten niederzulassen. Die gerade abgeschnittene Variante wandert hingegen in den grünen Korb, in dem schon etliche andere der gelb-orangen Blüten farblich miteinander wetteifern. "Die Blüten gehen mit zum Markt. Sie schmecken hervorragend im Salat, aber auch frittiert sind sie ein Genuss. Es gibt etliche essbare Blüten", sagt der Gemüsegärtner, der sich mit seiner Ernte auf den Weg entlang der Kräuterbeete zum Kühlhaus macht.

Die Anbauflächen, an denen der 48-Jährige in Richtung des mit wildem Wein umrankten ehemaligen Hühnerhauses vorbei geht, erinnern fast ein wenig an eine Blumenwiese. Es blüht orange, daneben gelb. Ein Stückchen weiter leuchtet es rot und blau. Ringelblumen, Kapuzinerkresse, Indianernessel, Erdbeerspinat und Borretsch wachsen dort. Hummeln, Wildbienen und Schmetterlinge schwirren zwischen den Pflanzen umher. Schnittlauch ist neben Petersilie, Dill, Rosmarin und Thymian zu sehen. Dazwischen liegen lange Reihen mit Kopfsalat sowie Bete mit Schnittsalat.

Teilweise stehen sie auf schwarzen Gewebefolien, die ein zu starkes Wachsen der sogenannten Beikräuter verhindern sollen. Gegen die Art von wilden Kräutern hat Johannes Thees in der Regel nichts einzuwenden. Sie bereichern nämlich sein Sortiment. "Die Wildkräuter wollte ich eigentlich nicht vermarkten. Aber inzwischen wissen die Kunden sie zu schätzen, und besonders bei den grünen Smoothies sind sie beliebt", berichtet der Gemüsegärtner. Sauerampfer, Spitzwegerich und Löwenzahn baut er sogar regelrecht an. Ansonsten wächst Giersch am Ackerrand, weiße und rote Taubnesseln sind zu sehen, und je nach Jahreszeit bereichern Vogelmiere, Hirtentäschel und Brennnesseln das Angebot. Geerntet werden nur die Zweigspitzen. Verkauft wird nach Gramm, wie es auch beim Schnittsalat der Fall ist. Doch egal, ob gezielter Anbau oder Wildkräuter, alles ist biologisch gewachsen.

Der Anrather betreibt zusammen mit seiner Frau Christiane eine Bio-Kräutergärtnerei. Angefangen hat alles 2002. Zu diesem Zeitpunkt übernahm sein jüngerer Bruder Daniel den elterlichen Gemüse- und Kräuteranbau samt Hühnern Am Buschhof. Schnell stand fest, Daniel wollte sich ganz auf den Gemüseanbau konzentrieren und die Hühner abschaffen. Der Kräuterbereich sollte aber nicht auslaufen. "Ich war damals noch Gärtner und Hausmeister auf dem benachbarten Haus Broich, das von Schwestern geleitet wurde. Im Nebenerwerb habe ich mich dann entschlossen, den Kräuterpart zusammen mit meiner Frau zu übernehmen", erinnert sich Johannes Thees. Kräuter waren schon immer seine Leidenschaft, und er hatte sich bereits als junger Mann und in seiner Lehre zum Gemüsegärtner damit beschäftigt. Als vier Jahre später die Schwestern Haus Broich aufgaben und der gesamte Komplex eine andere Nutzung erhielt, stieg der Anrather im Vollerwerb bei den Kräutern ein, zumal er inzwischen auch eine Fortbildung zum Natur- und Landschaftsgärtner absolviert hatte.

Thees faszinierten von Anfang an neben den herkömmlichen Kräutern die Exoten und die alten, nahezu vergessenen Sorten. Mit seiner Kombination hat er eine Nische gefunden, die er mit Herzblut füllt. In der Vielfalt, in der er Kräuter anbaut, gibt es keinen vergleichbaren Betrieb am Niederrhein. Auf zwei Hektar Fläche zieht Johannes Thees im Freiland, unter Folientunneln und im Gewächshaus Schnitt- und Topfkräuter sowie Salate und Gemüse an. Die Vermarktung läuft zu 90 Prozent über den Bauernmarkt in Düsseldorf-Pempelfort. Dort wird nur regional produzierte Ware von Bauern und Gärtner verkauft. Ansonsten sind seine Waren in umliegenden Bio-Märkten zu finden.

(RP)
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