Heimat erleben Der Geheimgang wurde nie gefunden

Gemeinde Grefrath · Die Burg Uda ist das Oedter Wahrzeichen. Der Heimatverein hat die verbliebenen Gemäuer liebevoll restauriert. Viele Besucher nehmen an den regelmäßig stattfindenden Führungen teil.

 Noch bis Ende Oktober ist der 23,55 Meter hohe Turm mit seiner Aussichtsplattform jeden Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Noch bis Ende Oktober ist der 23,55 Meter hohe Turm mit seiner Aussichtsplattform jeden Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Foto: Stephanie Wickerath

Als Kind und Jugendlicher liebte Heinz Panzer das Abenteuer, strolchte mit seiner Clique oft auf und an der Ruine von Burg Uda herum. Die Halbwüchsigen unternahmen waghalsige Kletterübungen oder spielten Ritter. Längst Vergangenheit, denn am 13. November wird Heinz Panzer 80 Jahre alt. Und die Liebe zur Heimat und zu dieser nur noch in Bruchstücken vorhandenen einstigen Verteidigungsanlage hat der gebürtige Oedter nie verloren.

Mittlerweile gehört Panzer seit über 50 Jahren dem Heimatverein an, war Jahrzehnte erst Vize dann Vorsitzender (2000 bis 2013), jetzt wieder Stellvertreter. Er hatte und hat mit seinem Team entscheidenden Anteil daran, dass einer der vier Türme zu einem Wahrzeichen von Oedt geworden ist, eben zur Burg Uda. Sogar an den Ausgrabungen im Jahr 1961 war der langjährige Leiter des Tönisvorster Betriebshofes aktiv beteiligt.

 Einen tollen Blick auf Oedt hat man von der Plattform aus.

Einen tollen Blick auf Oedt hat man von der Plattform aus.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Mit beim Lokaltermin im Turm, der vom Heimatverein mit großer Akribie und Eigenleistung und mit großer Unterstützung von Sponsoren in den Jahren 2012 und 2013 restauriert wurde, ist der 71-jährige Karl A. Willmen, seit 2013 Vorsitzender. "Das A steht für Ambrosius", erklärt der Heimatfreund. Auch er hat sich schon lange mit anderen Oedter Bürgern der Ortsgeschichte verschrieben, diese auch zum Teil mitgeschrieben. So gibt er gemeinsam mit Panzer die einmal im Jahr erscheinende heimatkundliche Publikation "Dat Üdsche Heimatblättsche" heraus. Im Dezember 2015 erscheint die nächste Ausgabe. Und Willmen verrät schon einmal: "Darin geht es unter anderem um die Erotik und um einen Skandal in Oedt."

Zurück zur Burg Uda, die dem Dorf auch ihren Namen gab. Das erste Mal wurde die Burg 1313 urkundlich erwähnt. Die Burganlage wurde mehrmals zerstört. 1957 rettete die Gemeinde Oedt durch umfangreiche Sanierungsarbeiten den noch verbliebenen Rundturm. 1961 wurden in mühevoller Handarbeit, auch um das genaue Alter der Burganlage zu erforschen, Ausgrabungen gemacht und unterschiedliche Fundamente freigelegt. Man fand im mittelalterlichen Graben zahlreiche Funde, so Keramiken, Lederreste, Goldstaub und Holzteile. Eines hat sich aber nie bewahrheitet - das Gerücht, es gebe dort, weil in der Burg früher ein Kerker war, einen unterirdischen Gang zum etwa zwei Kilometer entfernten Dückerhaus. "Schon als ich Kind war, ging das Gerücht um, im Boden gebe es Geheimgänge und Schatztruhen", sagt und schmunzelt dabei Heinz Panzer.

Jedenfalls hat der Heimatverein diesen Turm entscheidend vor dem Zerfall gerettet. Die beiden Vorständler führen die 123 Stufen herauf nach oben. Vorbei geht es an mehreren Etagen, in denen auf Dokumententafeln unter anderem das einstige Leben in Oedt und das Entstehen der Burg mit den Restaurationsarbeiten erklärt wird und in einigen Vitrinen die seltenen Fundstücke liegen. Im vergangenen Jahr zählte der Heimatverein 3500 Besucher. Da auch viele Niederländer zu den Gästen gehören, gibt es die Erklärungen auch auf Niederländisch. Bis Ende Oktober ist der 23,55 Meter hohe Turm mit seiner Aussichtsplattform jeden Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Jeden ersten Samstag im Monat finden um 14 Uhr eine Führung statt - Karl-Heinz Brocker, Dieter Dohmessen, Hans Fenten, Heinz Panzer oder Karl A. Willmen. Mit Henriette Hilgers gibt es außerdem eine ehrenamtliche Museumspädagogin.

 Karl A. Willmen und Heinz Panzer zeigen den Trauraum in der Burg. Das Zimmer wird aber auch für andere Anlässe genutzt.

Karl A. Willmen und Heinz Panzer zeigen den Trauraum in der Burg. Das Zimmer wird aber auch für andere Anlässe genutzt.

Foto: Wolfgang Kaiser

Im Gästebuch stehen zahlreiche Kommentare von Besuchern. "Ein toller Ausblick", schrieb kürzlich die jetzt in München wohnende gebürtige Oedterin Brunhilde Beermann, geborene Grän. Auch jetzt in Florida oder in Neuseeland Lebende haben ihre Einträge gemacht. Weiter ist unter anderem zu lesen: "Danke für die liebevolle Restaurierung", "Es fehlt nur noch eine Dichterlesung bei Dämmerung, mit Liedern aus dem Mittelalter" oder "Danke für eine schöne Trauung an diesem schönen Ort". Es gibt nämlich in der Burg auch einen Trauraum, in dem bis September in diesem Jahr schon 16 standesamtliche Hochzeiten stattfanden. Aber nicht nur Hochzeiten: Im August wurde dort feierlich der Grefrather Bauamtsleiter Räppel in den Ruhestand versetzt und dabei zum "Ritter Michael" geschlagen.

(wsc)
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