Stadt Willich Der Bringservice hilft gleich doppelt

Stadt Willich · Die Willicher Tafel und die Lebenshilfe haben eine Kooperation gestartet. Die Wohnstätte Wekeln unterstützt die Willicher Tafel bei ihrer Arbeit. Jeden Dienstag gehen die Bewohner in den Einsatz.

 Thomas Bolduan (von links), Franz Wibbelt und Hermann Jüngst fahren die Lebensmittel aus, Esther Mand und Petra Lopez freuen sich, dass die Tafel mit der Lebenshilfe kooperiert und so weiteren Menschen geholfen wird.

Thomas Bolduan (von links), Franz Wibbelt und Hermann Jüngst fahren die Lebensmittel aus, Esther Mand und Petra Lopez freuen sich, dass die Tafel mit der Lebenshilfe kooperiert und so weiteren Menschen geholfen wird.

Foto: Wolfgang Kaiser

In den Räumen der Willicher Tafel an den Fellerhöfen herrscht Hochbetrieb. Die Fahrer haben die ersten Lebensmittelspenden gebracht, und überall an den langen Tischen wird sortiert und gepackt. Obst und Gemüse wird nach Sorten in Kisten gepackt, andere Behältnisse werden mit Milchprodukten und Wurstwaren gefüllt, in weitere Kisten kommen Dauerlebensmittel.

15 Kisten fallen allerdings aus dem Rahmen: Sie sind nicht nach Produkten bestückt, sondern vereinen einen bunten Lebensmittelmix - Brot, Obst, Gemüse, Butter, Käse, Wurst, Joghurt, Nudeln und Süßes. "Das sind unsere Kisten, die gleich ausgeliefert werden", sagt Hermann Jüngst. Dabei packt sich der erste Vorsitzende der Willicher Tafel Kiste für Kiste, um sie nach draußen zu setzen. Es ist nämlich kurz nach 11 Uhr, und damit rückt der Bringservice der Lebenshilfe Kreis Viersen an.

Kaum stehen die Kisten ordentlich gestapelt in der Hofeinfahrt, fährt auch schon ein weißer Mercedes Sprinter rückwärts heran. Zusammen mit dem Fahrer Wolfgang Schniedel vom pädagogischen Team steigen Franz Wibbelt und Thomas Bolduan, beides Bewohner der Wohnstätte Wekeln, aus. Eine freundliche Begrüßung folgt, und es geht los. Im Handumdrehen haben Wibbelt und Bolduan die Kisten im Sprinter verstaut, sitzen selbst wieder im Wagen, winken noch einmal und sind startbereit.

"Vor uns liegt eine Runde quer durch Willich, Schiefbahn, Neersen und Anrath", sagt Schniedel. Jeden Dienstag gehen die Bewohner der Wohngruppe "Unser Haus" aus Wekeln zusammen mit ihren Betreuern für die Willicher Tafel in den Einsatz. Sie fahren Lebensmittelkisten zu den Tafel-Kunden, die gesundheitlich so stark eingeschränkt sind, dass sie die normalen Ausgaben nicht mehr aufsuchen können und auch niemanden haben, der für sie dort Lebensmittel abholen könnte. "Es sind Kunden, die uns früher aufgesucht haben, aber jetzt nicht mehr dazu in der Lage sind. Sie haben ein entsprechendes Attest eingereicht und werden nun beliefert", informiert Schriftführerin Petra Lopez.

Das Angebot gibt es schon lange, aber durch das erhöhte Kundenaufkommen fiel es der Tafel immer schwerer, dieses Bringservice aufrechtzuerhalten. "Wir hatten schon überlegt, wie wir es weiterhin realisieren können, als sich das Freiwilligen Zentrum Willich an uns wandte und nachfragte, ob wir keine Aufgabe für die Lebenshilfe hätten", erinnert sich Jüngst. Es sei ein Wink des Schicksals gewesen, fügt er lächelnd an. Die Tafel trat an die Lebenshilfe heran, und gemeinsam stellte man fest, dass genau dieses Ausfahren der Lebensmittel eine hervorragende Aufgabe für die Bewohner ist, die nicht in die Werkstätten gehen können.

"Wir sind total glücklich über die Aufgabe. Für uns ist das Inklusion pur. Es entstehen Verbindungen, und das nicht nur zur Tafel selber, sondern auch zu den Kunden der Tafeln. Unserer Bewohner freuen sich, dass sie ein Ehrenamt ausüben und damit wiederum anderen Menschen helfen können. Wir sind ein Teil des Ganzen geworden", bringt es Lebenshilfe-Bereichsleiterin Esther Mand auf den Punkt. Es sei auf der ganzen Linie eine Win-win-Situation, fasst es Jüngst zusammen.

Seit November vergangenen Jahres läuft die Kooperation - und das zur Zufriedenheit beider Partner und auch der Tafel-Kunden. Als jetzt unlängst bei der Lebenshilfe Betriebsferien waren und die Tafel-Mitarbeiter selbst ausfahren mussten, kamen schon Nachfragen, wo "denn die Jungs seien", wie Jüngst erzählt. Eine Tafel-Kundin hatte sogar für ihre Zulieferer gebacken und freute sich schon auf den nächsten Besuch, bei dem es die Plätzchen als Überraschung geben sollte.

Bei den Fahrten sammeln die Bewohner der Lebenshilfe die Kisten der vorigen Woche wieder ein und fahren sie zurück. Zudem ist jetzt eine weitere Aufgabe dazu gekommen: Da die Tafel seit Januar pro Ausgabe von den Kunden einen Euro nimmt, nehmen die Auslieferer jetzt auch die Bezahlung entgegen.

(tref)
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