Stadt Willich Den Landwirten ist es zu kühl

Stadt Willich · In den Nächten soll es regnen, weil es viel zu trocken ist. Der Frosteinbruch im April kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Bauern hoffen, dass jetzt nicht auch noch die Eisheiligen zuschlagen.

 Die Landwirte setzen auf Frostberegnung, damit die Obstblüten keinen Schaden nehmen.

Die Landwirte setzen auf Frostberegnung, damit die Obstblüten keinen Schaden nehmen.

Foto: Günter Jungmann

"Es ist derzeit viel zu trocken, ich wünsche mir jetzt mal einige Nächte Regen, aber tagsüber Temperaturen von etwa 15 bis 20 Grad", sagt Frank Mertens vom Schiefbahner Mertenshof. Er hat Vorsorge dafür getroffen, dass seine Erdbeeren und Äpfel unbeschadet die frostigen Tage überstehen. Seit einigen Tagen erntet er bereits die unter den Tunneln wachsenden Erdbeeren. Bei den Freiland-Beeren muss er noch warten, bis der Frost vorbei ist und er dann die Folien und das Vlies entfernen kann. Nicht nur seine Apfelplantagen werden darüber hinaus frostberegnet, damit ein dünner Eispanzer die Blüten schützt.

Manche Landwirte haben Probleme und Einbußen. "Vor allem der 20. April, als direkt über dem Ackerboden Temperaturen zwischen vier und acht Grad minus gemessen wurden, hat besonders bei den Kartoffelbauern große Probleme verursacht, die ihre Früchte durch Folien nicht auf der ganzen Fläche abdecken oder sie nicht beregnen konnten", sagt der Pflanzenbau-Berater der nordrhein-westfälischen Landwirtschaftskammer, Josef Hamm. Da es im März relativ warm gewesen sei, die Kartoffel also schon voll im Wachstum war, kamen die Frosttage im April zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. "Denn jetzt ist es aufgrund der Schwankungen zu einem Stillstand der Vegetation gekommen", meinen übereinstimmend Josef Hamm und Frank Mertens. Hamm ergänzt, dass sich bei den Rüben die Frostschäden bislang in Grenzen gehalten haben, zumal diese zu unterschiedlichen Zeiten gesetzt wurden.

Hoffentlich schlagen die "Eisheiligen" und die "Kalte Sophie" im Mai nicht noch weitere Kapriolen. Dies ist natürlich der Wunsch der Landwirte, wobei Josef Hamm davon ausgeht, dass man das Schlimmste überstanden habe. Dies hofft ferner Hans-Leo Sieben, der auf seinem Hof in Clörath mit seinem Sohn André etwa 45 Hektar Kartoffeln im Jahr anbaut. Davon sind rund zehn Hektar Frühkartoffeln, die er eigentlich in der zweiten Mai-Hälfte ernten will. Er konnte nicht alle Knollen frostberegnen, daher sind einige in der Entwicklung etwa ein bis zwei Wochen zurück. Sieben senior fasst zusammen: "Aufgrund der zu niedrigen Temperaturen haben die Pflanzen, vor allem die, die nicht genügend Wasser bekamen, etwas gelitten, von einem Totalschaden möchte ich aber nicht sprechen."

"Viel zu trocken und zu kühl", kommentiert Kreis-Landwirt Paul-Christian Küskens. Auch er sehnt sich den Regen herbei. Auch für das entsprechende Wachstum der Pflanzen. Probleme hätten, so Küskens, auch die Milchbauern gehabt, die ihr Grasfutter aus Sorge künftiger Frosttage schon geschnitten haben, obwohl es noch nicht in voller Reife stand. Küskens: "Diese Landwirte bekommen es jetzt wegen des kühlen Wetters nicht schnell genug getrocknet."

Markus Steves, der mit seinem Vater Rudolf den St. Töniser Obsthof bewirtschaftet, spricht ebenfalls trotz der ständigen Frostschutz-Beregnung von kleineren Schäden auf seinen Apfelplantagen. Die Beiden bewirtschaften insgesamt 48 Hektar, die Hälfte machen Äpfel aus, darunter insgesamt 15 verschiedene Sorten. Dennoch ist Markus Steves zuversichtlich, dass er die eigenen Läden und Wochenmärkte wie bisher mit guter Ware beliefern kann. Die Schäden bei den Pflaumen beziffert der Obstanbauer auf rund 20 Prozent; bei den Erdbeeren und Kirschen seien die Schäden geringer ausgefallen.

(wsc)
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