Stadt Willich Bewegung auf der Leinwand und in der Animation umsetzen

Stadt Willich · Die beiden Düsseldorfer Künstler Alex Woyde und Felix Reinecker stellen in der städtischen Galerie in Schloss Neersen aus.

 Alexandra Woyde und Felix Reinecker vor ihrem Gemälde "Frau mit Hund" im Ratssaal von Schloss Neersen.

Alexandra Woyde und Felix Reinecker vor ihrem Gemälde "Frau mit Hund" im Ratssaal von Schloss Neersen.

Foto: ACHIM HÜSKES

Gegensätze und Gemeinsamkeiten bestimmen die Begegnung der Künstler Alex Woyde und Felix Reinecker, die in der Galerie Schloss Neersen ihren Beitrag zum diesjährigen Ausstellungsthema "Modulationen" zeigen. Neben Bildern wird ein Film gezeigt, für den eigens ein Teil der Motte zum Vorführraum eingerichtet wurde.

Nicht erst durch die Bildabfolge ist Bewegung ein hervorstechendes Merkmal der Schau. Die Arbeiten beider Künstler wirken sehr dynamisch. Doch während Farbe für Woyde wichtiger Ausdrucksträger ist, beschränkt sich Reinecker im Wesentlichen auf die Schattierungen von Grau- und Schwarzwerten. Eine farbig angelegte Arbeit bleibt hier die Ausnahme.

Kuratorin Jutta Saum bezeichnete in ihrer Einführung Figur und Atmosphäre als verbindende Elemente zwischen beiden, beobachtete aber bei jedem eine ganz eigene Herangehensweise: Er startet jede Arbeit mit einem Plan. Sie legt erst einmal informelle Farbfelder an, die sie in vielen Stufen entwickelt, um nachher auch figürliche Assoziationen zu erreichen.

In Aquarell, Tusche und Öl bindet Reinecker von Anfang an die Figur ein. Vielfach sind diese Arbeiten Vorbereitung für seine Filme. Der Film "Alles still" entstand aus Kohlezeichnungen, die fotografiert und durch die rasche Abfolge animiert wurden. Die Originalblätter dazu werden nicht gezeigt, da sie die aufwändige Prozedur nicht schadlos überstanden haben. Jedes einzelne Blatt wurde mehrfach überzeichnet und radiert, also entsprechend strapaziert. Im Film schaffen symbolhafte Verweise auf Delfin und Schildkröte sowie die innerbildliche Lichtregie geheimnisvolle Phantasien um Reinecker als Protagonisten. Für den 29-Jährigen ist dies auch eine Form der Selbstbespiegelung, doch der Film sollte nicht autobiografisch verstanden werden. Durchweg gestaltet der Künstler für die Figuren in Film und Bild eine Art Raum. "Ich formuliere ein Setting aus, das der Protagonist betreten kann", sagt er dazu. Wortfragmente bezeichnet er als kleine Regieanweisungen. Denn ein potenzieller Film ist beim Zeichnen und Malen irgendwie immer präsent. Zugleich sind Reinecker die Ölbilder, wie die beiden Großformate in der Ausstellung, als Zäsur wichtig. "Sie sind groß, still, bieten eine andere Sinnlichkeit", so der Künstler.

Alex Woyde bekennt ihre Liebe zum Großformat, doch mit Rücksicht auf die Präsentation in der Gemeinschaftsausstellung, hat sie vom recht kleinen Bild bis zum großen alles dabei. Sie entwickelt in ihren Gemälden den Farbraum aus Fläche und Gestik, kristallisiert im Prozess Elemente heraus, verwirft wieder, hinterfragt den Zusammenhang, um erneut zu konkretisieren. "Es wäre für mich nicht vorstellbar, abstrakt zu bleiben", sagt sie über den Wechsel von Auflösung und Konkretion, der zugleich bewusst macht, dass ihr das Thema Mensch am Herzen liegt. Ihre Figuren zeigt sie oft in surreal anmutenden Szenen, in denen der malerische Prozess ablesbar bleibt. Vor dem Bild "Pokerrunde" erzählt sie, dass sie zu Beginn eine kreisförmige Anordnung angedacht hatte, mehr nicht. "Auch die Farbtöne können sich verändern", sagt sie über ihre gestalterische Offenheit. Das Ergebnis sind Bilder, die Geschichten vermuten lassen, Assoziationen anstoßen, aber niemals alles preisgeben.

(anw)
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