Stadt Willich Barocke Fülle in moderner Gestalt

Stadt Willich · Laura Flöter gestaltet Materialcollagen von pulsierender Intensität. Jetzt gibt es eine neue Ausstellung.

 Neue Werke präsentiert Laura Flöter bei einer Ausstellung, die noch bis zum 26. November in der Willicher Kirche St. Katharina zu sehen ist.

Neue Werke präsentiert Laura Flöter bei einer Ausstellung, die noch bis zum 26. November in der Willicher Kirche St. Katharina zu sehen ist.

Foto: norbert prümen

In der Wahl der Titel für ihre Arbeiten ist Laura Flöter eher pragmatisch zurückhaltend. Hier beschränkt sie sich auf Monat und Jahr der Vollendung. Doch in der Gestaltung setzt die Künstlerin fast durchweg auf eine in sich pulsierende Plastizität, die eher an Reliefs denn an Bilder denken lässt. Aus der Ferne fühlt sich der Betrachter angesichts der dichten Gestaltung beinahe erinnert an historische Kunstwerke, dabei ist ihre Bildsprache absolut modern und oft durchweht von Morbidität.

Flöter gestaltet auf Einladung des Fördervereins pro St. Katharina die 17. Ausstellung in der Reihe "Begegnungen in St. Katharina". Die Künstlerin arbeitet bevorzugt mit Fundstücken, die in der Gesamtheit unter Farbe die Struktur der Oberflächen prägen. Die von ihr gewählten Farben sind eher verhalten und strahlen in gedeckten Rot-, Braun-, Violett- und Grautönen eine urtümliche Wirkung mit erdigen Charakter aus.

Wenn auch Flöter den Betrachter ihre Bilder nicht durch Titel einschränken will, so hat sie doch für sich ihre Arbeitstitel. "Der Schlüsselmeister" heißt das Großformat in der hinteren Nische der Kirche. Die Materialcollage vereint Schlüssel, Schlösser, ein altes, aufgeschlagenes Buch, Spiegel und Spielkarten. In einer anderen Arbeit scheinen Schachfiguren zu purzeln vorbei an Masken, die an das Widerspiel von Schein und Sein, aber auch Vergänglichkeit denken lassen. Verschiedentlich ist die Silhouette einer kleinen Figur zu sehen, deren Geste ein Ritual anzudeuten scheint.

Beinahe immer sind Spiegelscherben zu finden. "Es sind Chiffren, die auch in der Literatur in komplexen Zusammenhängen stehen. Ich habe sie für mich übertragen, und ich mag ambivalente Symbole", sagt die 1983 geborene Künstlerin, die neben Kunst Philosophie und Literatur studierte. Sie verrät, dass sie nach einem Hochwasser am Rhein auf Spurensuche geht, um Dinge zu finden mit der Patina einer eigenen Geschichte und diese in ästhetischer Verwandlung wiederzubeleben. Das Bild "März 2010" ist das älteste Werk der Präsentation und entstand noch während ihres Studiums an der Universität Duisburg-Essen. Die Materialität ist bereits präsent, doch noch nicht so ausgeprägt wie in den jüngeren Werken. Der malerische Part assoziiert eine Landschaft. Eine Sakralarchitektur und eine Figur deuten sich an. "Ich war damals gerade aus Paris zurück und hatte noch die Kirche Sacré Coeur im Herzen", sagt sie dazu, beinahe überrascht, wie sich das Motiv fragmentarisch herauskristallisiert.

Eine Besonderheit ist die Collage auf dem einst von ihr getragenen und geliebten Maxi Kleid, für sie verbunden mit Erinnerungen. In die Fundstücke sind auch Knochenstücke eingearbeitet. Daher hat die Arbeit "März 2016" für sie persönlich den Untertitel "Knochenkleid". In der Wiederverwertung von Dingen geht es Flöter auch um ein Signal angesichts der verbreiteten Wegwerfmentalität. "Wir können es uns nicht leisten, so verschwenderisch zu sein", sagt sie ernst. Ergänzend zur Ausstellung in der Kirche St. Katharina werden zeitgleich einige Grafiken auf Bütten der Künstlerin im Pfarrbüro ausgestellt.

(RP)
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