Stadt Willich Bandenprozess: Angst vor Hintermännern?

Stadt Willich · Im Prozess gegen sechs Angeklagte, die für eine ganze Serie von Einbrüchen in Tabakgeschäfte, Kioske und Tankstellen, unter anderem in Willich und Tönisvorst verantwortlich sein sollen, hat gestern ein weiterer Angeklagter vor dem Krefelder Landgericht bestritten, von Landsmännern in Rumänien angeworben worden zu sein, um hier Straftaten zu begehen. Er sei mit dem Vorsatz gekommen, in Deutschland zu arbeiten. In seiner Heimat habe er ein Taxi besessen, der Verdienst sei aber sehr niedrig gewesen. In Krefeld wollte er im Kfz-Bereich arbeiten, habe aber keine Anstellung gefunden. Dabei habe ein Bekannter ihm in Aussicht gestellt, er könne hier als ungelernter Arbeiter zwischen 1000 und 1400 Euro monatlich verdienen und bekomme darüber hinaus die Wohnung bezahlt.

Weil ihm das Geld ausging, habe er sich schon nach einigen Wochen von Mitangeklagten zu Einbrüchen überreden lassen. Bei fünf Taten sei er dabei gewesen, allerdings habe er keinen großen Gewinn gemacht. Die Abnehmer der gestohlenen Zigaretten hätten den Preis beispielsweise so gedrückt, dass lediglich zwei Euro je Schachtel gezahlt wurden. Danach habe er jede weitere Teilnahme an Einbrüchen abgelehnt.

Vor seiner Einreise kannte er nur den Mitangeklagten, mit dem er gemeinsam nach Krefeld gefahren war, um sich die Kosten zu teilen, schilderte er weiter. Kontakte zu den anderen habe er unter anderem in einem Krefelder Lokal geknüpft. Bisher hat keiner der insgesamt sechs Angeklagten den Vorwurf bestätigt, dass Bandenmitglieder durch Schleuser in Rumänien ausgewählt und angeworben wurden, um organisiertes Verbrechen zu begehen. Zum Teil haben sie allerdings eingeräumt, an den über 20 Einbrüchen und versuchten Einbrüchen im Kreis Viersen und in der näheren Umgebung mitgewirkt zu haben. Einer der mutmaßlichen Bandenköpfe hat eine Einlassung für den kommenden Freitag angekündigt.

Ein Polizeibeamter machte gestern Angaben zum bisherigen Aussageverhalten des Mannes. Er habe in einer Vielzahl von Fällen Aufklärungshilfe geleistet, die nichts mit den Einbrüchen zu tun habe. Einige Ansätze seien ins Leere gelaufen, weil der Angeklagte nur Spitznamen nannte. Andere Hinweise dagegen seien so fundiert gewesen, dass es zu weiteren Ermittlungen und einem Haftbefehl kam. Der 35-Jährige habe außerdem von Hintermännern in Rumänien gesprochen, vor denen er Angst habe.

(bil)
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