Stadt Willich Ausstellung: Was geht Krieg mich an?

Stadt Willich · Ein Kunstkurs der Robert-Schuman-Gesamtschule stellt seine Werke derzeit in einem leeren Ladenlokal in Willich aus. Die Schüler haben sich mit dem Thema "Krieg" beschäftigt und dieses auf vielfältige Weise umgesetzt.

 Die werke der Schüler sind in einem Ladenlokal an der Ecke Kreuz-/Brauereistraße in Willich zu sehen.

Die werke der Schüler sind in einem Ladenlokal an der Ecke Kreuz-/Brauereistraße in Willich zu sehen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Eigentlich sollten sich ihre Schüler im Grundkurs "Kunst" intern mit den Kriegsbildern von einem der bekanntesten deutschen Maler, Otto Dix, beschäftigen und sich dazu ihre eigenen Interpretationen ausdenken. Kunstlehrerin Pia Hüttenwirth war aber dermaßen beeindruckt von den Ergebnissen ihrer 23 Kursteilnehmer, allesamt Schüler des 13. Jahrgangs der Robert Schuman-Gesamtschule, dass jetzt daraus eine öffentliche Ausstellung geworden ist. Zur Vernissage kamen viele Eltern und einige Spaziergänger, einer kommentierte: "Alle Achtung, das ist doch bestimmt ein Leistungskurs gewesen."

"Wir haben uns dabei intensiv mit der Geschichte der Kriege befasst, und das ist auch uns unter die Haut gegangen", sagt die 18-jährige Laura Dombrowski. Gemeinsam mit Annika Langer hat sie auf einem großflächigen Transparentpapier, etwa vier Meter lang und 80 Zentimeter breit, sechs Umrisse von Menschen platziert, vom Primaten über den Neandertaler bis zu den Menschen aus der heutigen Zeit. Der letzte schwarze Umriss zeigt einen Soldaten, der liegend das Gewehr in der Hand hält und zielt. Die beiden 18-Jährigen wollen damit ausdrücken, "dass sich selbst die Primaten früher klüger verhalten haben als die Soldaten oder Kriegstreiber der heutigen Zeit", erklärt Laura.

Ohne viel Aufhebens hatte der Eigentümer in enger Absprache mit den beiden Mitarbeiterinnen der Verwaltung, Christel Holter und Ursula Preuß, dem Kunst-Kurs ein leerstehendes Ladenlokal an der Ecke Kreuz-/Brauereistraße zur Verfügung gestellt. Im hinteren Raum hat kurz vor der Ausstellungseröffnung Luca Kawe (19) sein Equipment aufgebaut. Plastisch, malerisch und mit einigen filmischen 3-D-Animationen unterlegt gab er den Toten der Kriege ein Gesicht. "Stopp Krieg" - unter anderem hatte Luca, der nach seinem Abitur "Game Engineering" im niederländischen Breda studieren will, diese Buchstaben auf einem kleinen Schlachtfeld eingestanzt. Daraus wurde ein Schützengraben, in dem dicht gedrängt Mini-Soldaten beider Fronten dicht gegenüber liegen.

Sein Zwillingsbruder Fynn hat sich in seinen sechs Bildern mit der aktuellen Politik und dem Terror der heutigen Zeit befasst, unter anderem mit den Anschlägen in Paris und auf die Flüchtlingsheime, oder mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan. Auf einem Bild blickt Erdogan, Bomben in der Hand haltend, auf zwei militante Kurden herunter. Auf einem anderen Bild prangert Fynn die deutschen Waffenlieferungen an, erwähnt provokativ darauf die Mahnung von Sigmar Gabriel von Juli 2014: "Es ist, wenn man nicht aufpasst und nicht sehr vorsichtig ist, sehr schnell ein Geschäft mit dem Tod ..."

In den vielen Einzel- und Gruppenarbeiten tauchen oft der alles vernichtende "Sensenmann" oder andere Totengräber auf, außerdem Friedhöfe, Kindersoldaten oder Familien auf der ergebnislosen Suche nach den im Krieg gestorbenen Männern oder Vätern. Matthias Gartz hat aus Gips ein von Bomben zerstörtes Kinderzimmer gefertigt; auch ein darin liegender Stoff-Teddy war angebrannt, hatte den Angriff ebenfalls nicht "überlebt".

Um die Hungersnöte und Bürgerkriege in Afrika haben sich in einer anderen Gemeinschaftsarbeit Nina Jörg und Anna Haissig gekümmert. "Drama Afrika" heißt ihre große Collage, in der der gesamte Erdteil dargestellt ist und die Länder mit Wollfäden verknüpft sind. Fotos von Kindern und Familien machen das große Elend und die Folgen der Hungersnöte, aber auch der kriegerischen Auseinandersetzungen deutlich. Bei den beiden jungen Damen ist ferner die Verschwendungssucht ein Thema - Nina sagt: "Jeder sollte sich einmal Gedanken machen, ob er seinen Lebensstil verändern könnte, um seinen Teil gegen diese Verschwendung beizutragen." Nina und Anna wollen dies jedenfalls zukünftig tun.

Die Methoden sind total unterschiedlich. Bei einigen Schülern sind es Plastiken oder Malereien, bei anderen Straßenkunst oder digitale und interaktive Projekte. Dazu gehört auch ein filmischer Zusammenschnitt mit O-Tönen von Flüchtlingskindern.

(RP)
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