Ökologische Milchviehhaltung Auf dem Weg ins Bioland

Stadt Willich · Die Willicher Familie Zens schlüpft in eine Vorreiterrolle. Sie besitzt den ersten Milchviehbetrieb im Kreis Viersen, der auf eine ökologische Milchviehhaltung umstellt.

 Beim Rundgang durch den Betrieb (v.l.): Klaus Reuter, Petra und Peter Zenz, Heinrich Hannen.

Beim Rundgang durch den Betrieb (v.l.): Klaus Reuter, Petra und Peter Zenz, Heinrich Hannen.

Foto: wolfgang kaiser

Der Kontrollvertrag, der Umstellungsplan, der Bioland-Vertrag - für Petra und Peter Zens standen am Wochenende jede Menge Unterschriften an, mit denen sie die Weichen für die Zukunft ihres Fleckviehbetriebes auf dem Schauhof in eine ganz bestimmte Richtung gestellt haben. "Wir sind auf dem Weg ein Bioland-Milchviehbetrieb zu werden", bringt es Peter Zens auf den Punkt. Der sich seit Generationen im Familienbesitz geführte Betrieb ist derzeit noch konventionell, obwohl bei der Milchviehhaltung schon vieles in Richtung ökologische Tierhaltung geht.

Ein luftiger Kälberstall mit strohgefüllten Ausläufen, Laufboxen für Kühe und frisch geborene Kälbchen, eingestreute Liegebereiche, ausreichend Fläche für jede Kuh und Weidegang sind auf dem Hof der Willicher bereits Wirklichkeit. Ein Gang durch die Stallungen lässt die Mienen von Klaus Reuter, Teamleitung Beratung bei Bioland, und Heinrich Hannen, Bioland-Regionalgruppensprecher, zufrieden aussehen. "Die Haltung der Kühe passt schon", bemerkt Reuter.

Die große Umstellung gibt es im Futterbereich. Der Willicher Landwirt darf nur noch Bio-Futter verwenden, wobei 60 Prozent des Futters aus dem eigenen Anbau stammen muss. "Für uns heißt das, dass wir keine Spritz- und Düngemittel mehr einsetzen dürfen", sagt Peter Zens. Zudem muss die Fütterung, die bisher sehr maislastig war, auf mehr Gras umgestellt werden. "Unser Ziel ist es, bis zum Spätsommer 2017 die Zertifizierung zu erreichen", sagt Petra Zens.

Damit ist der Schauhof der erste Milchviehbetrieb im Kreis Viersen, der auf eine ökologische Haltung umstellt. Mit den gerade abgeschlossenen Verträgen geht es nun los. Die erste Kontrolle findet in vier Wochen statt. Dann geht es Schritt für Schritt weiter. Eine Umstellung zu einem Bioland-Betrieb kann nicht von heute auf morgen erfolgen. Je nachdem, wie die Ausgangssituation aussieht, dauert es von einem halben Jahr bis zu zwei Jahren. Der Entschluss, den landwirtschaftlichen Milchviehbetrieb umzustellen, fiel schon im vergangenen Jahr. Hintergrund ist die wirtschaftliche Lage. "Wir möchten als Familienbetrieb bestehen bleiben und zwar ohne das Wettrennen, immer größer und größer werden zu müssen. Wir wollen uns unabhängig vom globalen Geschehen machen. Wir möchten unsere Tiere noch kennen und gut betreuen können. Unsere Tiere haben alle einen Namen und wir wissen um die einzelne Charaktere", sagt Petra Zens.

Auf dem Hof stehen 96 Kühe. Dazu kommen 70 Hektar Land, die bestellt werden. Die Entscheidung fiel für Bioland, weil "wir hier eine sehr gute Beratung in Sachen Umstellung erfahren haben", betont Peter Zens. Der Umstellungsplan sieht als ersten Schritt eine Umstellung des Grünlandes vor. Dem folgt die Ackerbauumstellung und damit kann Anfang des Jahres 2017 die eigentliche Rinderumstellung folgen. Als gar nicht so einfach stellte es sich heraus, eine Molkerei in der Nähe zu finden, die die Bio-Milch abnehmen wird. Wenn der Betrieb im kommenden Jahr zertifiziert ist, geht die Milch nach Kranenburg in die Käserei Auror. Aber auch die Willicher können in den Genuss der Bio-Milch kommen. Die Zens haben nämlich seit dem vergangenen Jahr eine eigene Milchtankstelle auf dem Hof. Aktuell verkaufen sie dort noch ihre konventionelle Milch.

(tref)
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