Stadt Willich Atlantis ist überall

Stadt Willich · Mehr als 200 Kolpingschüler schnupperten jetzt Zirkusluft - als Clowns und Artisten in der Manege.

 Zum zweiten Mal kooperierte die Willicher Kolpingschule mit dem Zirkus Kolpingo.

Zum zweiten Mal kooperierte die Willicher Kolpingschule mit dem Zirkus Kolpingo.

Foto: Wolfgang Kaiser

Nebel wabert durch die Manege, steht minutenlang in der Luft und verschwindet langsam. Mit ihm geht das Licht aus, und Musik setzt ein. Wo gerade noch lautes Stimmengewirr zu hören war, herrscht auf einmal Stille. Ein einzelner Spot fällt auf den Manegeneingang. Eine Clownin in rotkarierter Latzhose watschelt am Rand entlang, schüttelt Hände und kitzelt Besucher mit einem Staubwedel. "Hat jemand den Direktor gesehen? Es ist nach 15 Uhr, und die Vorstellung fängt an!", ruft sie in die Menge. Doch den gesuchten Mann hat niemand gesehen. Erneute Dunkelheit, erneuter Spot und dann ist aus der Clownin die Direktorin in schwarzem Frack und Zylinder geworden.

"Über 200 Kinder haben sich in den vergangenen fünf Tagen auf diesen Moment vorbereitet. Ein ganzes Jahr Planung liegt hinter uns. Genehmigungen mussten eingeholt, Helfer rekrutiert werden. Nun ist es so weit, Manege frei", ruft die Direktorin, vielen besser bekannt als Cristine Walter, kommissarische Leiterin der Kolpingschule Willich. Zum nunmehr zweiten Mal sind 223 Grundschüler in die Rolle von Artisten geschlüpft. Nachdem im Jahr 2012 der Zirkus Kolpingo zum ersten Mal an der Schule Station machte, startete jetzt eine Fortsetzung der Zusammenarbeit, die mit den Zirkusaufführungen endete.

Inzwischen ist es in dem gut beheizten Zirkuszelt wieder dunkel geworden. Eine Stimme erzählt vom sagenumwobenen Atlantis, während sich wie von Zauberhand der Name Atlantis in der Manegenmitte bildet, fluoreszierende Fische umherschwimmen und bunte Tücher durch die Luft schweben. "Heute suchen wir Atlantis in den Augen unserer Artisten", ist die Stimme zu hören. Damit fällt der Startschuss für die jungen Zauberer, die in der nunmehr hell erleuchteten Manege zeigen, dass Zaubern etwas Wunderbares ist.

Grüne Federn verschwinden in einer Röhre, um als Gelbe wieder herauszukommen. Aus einer Feuerschale ziehen Zauberer zwei Plüschhasen, die bei den nächsten Magiern in einer Kiste wieder spurlos verschwinden. Den Zauberern folgen die Scherze von Clowns, der Tanz auf dem Seil und Akrobatik. Fakire gehen über Glasscherben und legen sich aufs Nagelbrett, ohne einen Kratzer abzubekommen. Artisten lassen mit lächelnden Gesichtern Feuerbälle über Hände und Arme rollen, während bei der Schwarzlicht-Jonglage Tücher wie Blumen in den Händen der jungen Zirkuskünstler aufgehen. Unversehrt aus einer mit Schwertern durchbohrten Kiste steigen, am Trapez für "Ohh"-Ausrufe sorgen, sich auf dem Trampolin in die Luft schleudern - das gut zweistündige Programm begeistert die 320 Besucher.

Dazwischen immer wieder zu hören: die Fortsetzung der Geschichte um Atlantis, wobei die Stimme in Form einer Handpuppe ein Gesicht bekommt. Ein Großvater erzählt seiner Enkelin Sophie, ebenfalls als Handpuppe zu sehen, dass Atlantis in der Mange wieder ersteht, denn hier begegnen sich viele Nationen friedlich. "Es ist eine Einheit, ohne die Vielschichtigkeit aufzugeben. Das Urgefühl der Stadt Atlantis", berichtet er. Und Atlantis kann dabei überall und immer wieder entstehen. Aus einer Handpuppe kann sogar ein Mensch werden, der unter einem funkelnden Sternhimmel inmitten der Manege steht und einfach nur staunt, wie schön die Welt sein kann, wenn sich alle verstehen. Ein krönender Abschluss für ein großes Finale, bei dem sich alle jungen Artisten noch einmal, begleitend von einem begeisternd applaudierenden Publikum, in der Manege einfinden.

(tref)
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