Landtagswahl Wahlkreis I Arbeiter mit Schwäche für Schwache

Willich · Vor der Landtagswahl stellen wir einige Kandidaten aus dem Kreis Viersen näher vor. Wo kommen sie her? Warum sind sie Politiker geworden? Den Auftakt macht Hans Smolenaers, der für die SPD antritt.

 Dülkens Alter Markt mit der Kirche St. Cornelius ist Hans Smolenaers Lieblingsplatz in Viersen. Er genießt es, sich dort mit den Dülkenern zu unterhalten oder einfach im Café zu sitzen.

Dülkens Alter Markt mit der Kirche St. Cornelius ist Hans Smolenaers Lieblingsplatz in Viersen. Er genießt es, sich dort mit den Dülkenern zu unterhalten oder einfach im Café zu sitzen.

Foto: Busch

Viersen/Willich Um Ämter und Positionen hat sich Hans Smolenaers noch nie gerissen. Kandidat für die Landtagswahl, Geschäftsführer der SPD im Kreis Viersen, Mitglied im Kreistag und dort Vorsitzender der SPD-Fraktion, früher mal Personalratsmitglied bei der Deutschen Bahn - all das wurde er "durch Angebote und Zufälle", sagt der 53-Jährige. Besonders zielstrebig klingt das nicht. "Nö", bestätigt Smolenaers. Positionen, Rampenlicht: Das sei ihm nicht wichtig. Aber wenn die Weggefährten ihn als den passenden Mann sehen, ihm vertrauen, stelle er sich gerne den damit verbundenen Herausforderungen.

Als Landtagsabgeordneter würde zu den Herausforderungen gehören, den sozialen Arbeitsmarkt zu stärken, mehr Qualifizierungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose zu schaffen. "Da möchte ich mich einbringen", sagt der Dülkener. Die duale Berufsausbildung zu verbessern, mehr Fördermittel für Städtebau, Wohnungsbau und Kultur nach Viersen zu holen, hat er sich außerdem vorgenommen. Ganz ziellos ist er also doch nicht.

"Meine Frau sagt immer: Du hast eine Schwäche für Schwache", sagt Smolenaers. Er versteht das als Kompliment. Es ist Vormittag, er sitzt in einem Café an seinem Lieblingsplatz: dem Alten Markt in Dülken. "Hier komme ich mit vielen Menschen ins Gespräch, das gefällt mir", erzählt er. Smolenaers kauft dort auch gerne auf dem Wochenmarkt regionale Produkte ein - wenn er nicht gerade vor dem Brunnen am Wahlkampfstand der SPD steht. Dülken ist sein Zuhause. "Ich wuchs als fünftes von sieben Kindern in einem typischen Arbeiterhaushalt auf", sagt Smolenaers, selbst Vater zweier Söhne und mittlerweile zweifacher Großvater. Seine Frau brachte noch eine Tochter mit in die Ehe.

"Wir hatten ein sehr offenes Elternhaus, für Gäste war immer ein Platz am Tisch frei. Das hat mich geprägt", erzählt er. Mit 14 Jahren begann er bei einem Dülkener Handwerksmeister eine Ausbildung zum Elektroinstallateur. Und dieses eine Mal in seinem Leben hatte er sich aktiv um eine Stelle beworben. Noch heute erledigt er Elektroarbeiten im eigenen Haus selbst, packt an, wenn irgendwo handwerkliches Geschick gefragt ist. Aber eins liegt ihm gar nicht: "Anstreichen."

Nach Gesellenprüfung und Grundwehrdienst bei der Bundeswehr war Smolenaers 13 Jahre lang Facharbeiter bei der Deutschen Bahn. Zuletzt führte er als Werksmeister in Essen eine Elektronikwerkstatt mit 26 Beschäftigten, in der Loks repariert wurden. Außerdem saß er im Personalrat. Daneben besuchte er erst die Abendrealschule, dann das Abendgymnasium. "Das war eine harte Zeit." Ab 1987 studierte er in Dortmund als Stipendiat an der Sozialakademie Politik und Sozialversicherungswesen. "Das ergab sich so", sagt Smolenaers. "Ich wollte eigentlich hauptamtlich Gewerkschafter werden", ergänzt er. Doch während des Studiums beschloss er, lieber hauptberuflich Politik zu machen.

Der SPD trat er 1983 bei. "Erste Berührungspunkte" mit Politik und Parteien hatte Smolenaers, der Willy Brandt "wegen seiner Menschlichkeit" verehrt, in der Friedensbewegung und als Vorsitzender der Bürgerinitiative Dülken-West. Sie setzte sich für bessere Versorgung und Anbindung der Anwohner am Drouvenhof ein. Smolenaers merkte: "Man hat Einflussmöglichkeiten." Die würde er gerne bald als Landtagsabgeordneter nutzen.

(RP)
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