Stadt Willich Anzeige gegen Technische Beigeordnete

Stadt Willich · Der Eigentümer des Pimpertzhofes in Anrath, Farhad Jalali, hat Beigeordnete Martina Stall wegen Nötigung und Verleumdung angezeigt. Die Stadt hält weiter an einer Ordnungsverfügung fest, die den Abriss der Gebäude vorsieht.

 Der Pimpertzhof wird urkundlich bereits 1085 erwähnt. Die heute erhaltenen, leerstehenden Gebäude sind allerdings bedeutend jünger.

Der Pimpertzhof wird urkundlich bereits 1085 erwähnt. Die heute erhaltenen, leerstehenden Gebäude sind allerdings bedeutend jünger.

Foto: HERIBERT BRINKMANN

Eine junge Familie träumt vom Leben auf dem Lande, die kleine Tochter soll mit Tieren und Pflanzen aufwachsen. Das kleine Unternehmen des jungen Vaters expandiert atemberaubend. Aus dem beengten Miteinander von Wohnen und Arbeiten in der bisherigen Krefelder City-Adresse sollte Anrath den Ausweg bieten. Der Pimpertzhof am Rande von Anrath bietet Natur und Platz satt. Vielleicht hat sich Farhad Jalali beim Kauf der Immobilie täuschen lassen. Die alte Schlosserei, die 30 Jahre lang dort angesiedelt und geduldet war, schien Beweis genug. Sein Unternehmen Videowall hätte keinen Lärm und keinen Schmutz gemacht, doch jetzt ist das Unternehmen nach Mönchengladbach umgezogen. Denn die junge Familie liegt im Clinch mit der Stadt Willich, oder genauer mit der Technischen Beigeordneten Martina Stall. Anfangs fühlte sich Jalali von Bürgermeister Josef Heyes verstanden und unterstützt. Doch Stall beharrt auf Abriss der Immobilie, hindert den Eigentümer mittels Ordnungsverfügung am Betreten des Hofes. In seiner Not, dass es nicht weitergeht, hat er jetzt Martina Stall angezeigt.

Nach seinen Angaben hat er am 19. März gegen sie eine Anzeige gestellt (AZ 51400-010328-18/5), wegen Nötigung und Verleumdung. Er bezieht sich dabei auf Äußerungen der Technischen Beigeordneten, die sie im Herbst auf Nachfrage der Redaktion am Telefon machte: Es sei eine Unverschämtheit, wenn sich der Eigentümer an die Medien wende. "Wir können auch anders." Und: Die Hofanlage sei 100-prozentig abgängig. Jalali: "Sie hat wider besseres Wissen öffentlich mein Eigentum entwertet, ihr Wissen von der Schlosserei verleugnet und mir öffentlich mit Konsequenzen gedroht." Eine erste Konsequenz ihrer veröffentlichten Reaktion war, dass die Bank den Kredit für den Hof kündigte. Jalali ist daran nicht zerbrochen, er hat den Kredit mit Hilfe von vielen anderen ersetzt - und kämpft weiter. Durch die Veröffentlichungen hat er bereits auch Kaufangebote erhalten: Er solle doch das Anwesen für 20.000 Euro verkaufen. Jalali fragt sich, was die Stadt wolle. Seit Jahren sei der Pimpertzhof ein Schandfleck. Immer wieder werde vor dem Hof illegal Müll abgeladen. Die Gebäude zerfallen zusehends. Doch seine Architekten haben die Immobilie untersucht und halten die Sanierung für möglich und bezahlbar. Die Familie ist nach wie vor bereit, durchaus viel Geld in die Hand zu nehmen und den Hof mit Herzblut wieder in ein Schmuckstück zu verwandeln. Schließlich sei die Hofanlage historisch wichtig, der Pimpertzhof ist urkundlich einer der ältesten Höfe der Region. Was plant die Stadt sonst in diesem Außenbereich von Anrath? Hat die Stadt kein Interesse, dass dieser Eigentümer zum Zuge kommt und die alten Gemäuer erhält?

Die Technische Beigeordnete Martina Stall hat die Anzeige bisher noch nicht erhalten, bleibt gelassen bei ihren bisherigen Entscheidungen, die Gebäude abreißen zu lassen. Den Bebauungsplan zu ändern, dazu gebe es keine Notwendigkeit, sagte sie gestern auf Nachfrage. Christian Pakusch (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses, hält es für wenig hilfreich, Strafanzeigen in die Welt zu setzen und die handelnden Personen an den Pranger zu stellen. Er habe versucht zu vermitteln. Pakusch kann den Frust des Eigentümers verstehen, aber die Rechtslage für Grundstücke im Außenbereich sei eindeutig. Da könne auch kein Präzedenzfall geschaffen werden.

(RP)
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