Stadt Willich Anwohner äußern ihre Bedenken

Stadt Willich · An der Fontanestraße in Schiefbahn soll eine Flüchtlingsunterkunft gebaut werden. Bürger stellen Fragen an die Verwaltung.

 Auf diesem Feld an der Ecke Fontanestraße/Jakob-Germes-Straße in Schiefbahn sollen die Mehrfamilienhäuser für Flüchtlinge gebaut werden.

Auf diesem Feld an der Ecke Fontanestraße/Jakob-Germes-Straße in Schiefbahn sollen die Mehrfamilienhäuser für Flüchtlinge gebaut werden.

Foto: Wolfgang Kaiser

Der Schiefbahner Norden kommt nicht zur Ruhe. Die der vorgesehene Bebauung auf dem "Schiefbahner Dreieck" sorgt bei Anwohnern für Unmut, und nun melden sich viele Anwohner - vor allem an Fontanestraße und Ringofenweg - mit ihren Bedenken gegen den beabsichtigten Bau von Flüchtlingsunterkünften an der Fontanestraße und am etwa 350 Meter entfernten Rubensweg. Einen umfangreichen Fragenkatalog haben sie bereits Verwaltung und Ratsfraktionen übergeben. Und heute erwarten zahlreiche Anwohner erste Antworten in der Hauptausschusssitzung um 18 Uhr im Schlosskeller in Neersen.

Das Konzept der Verwaltung sieht für Schiefbahn vor, auf städtischen Grundstücken am Rubensweg ein zweieinhalbgeschossiges Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohneinheiten für etwa 80 Asylbewerber zu errichten, etwa genauso viele Menschen will die Verwaltung in zwei Reihenhausgruppen mit zwölf Wohnungen an der Fontanestraße unterbringen. Im offenen Brief der "Interessengemeinschaft Schiefbahn Nord" schließen Anwohner von Ringofenweg und Fontanestraße grundsätzlich nicht aus, sich an einer aktiven Integrationsarbeit und Flüchtlingshilfe zu beteiligen, glauben aber nicht, dass dies in ihrer Siedlung bei der beabsichtigten hohen Anzahl und Konzentration gelingen kann.

Die Anwohner mit Marc Puschmann und Thorsten Busch haben viele Fragen an die Verwaltung, möchten vor allem ein tragfähiges Konzept, durch das gerade in Schiefbahn eine erfolgreiche Integration gelingen könne. Sie möchten unter anderem wissen, ob es alternative Grundstücke für den Bau entsprechender Unterkünfte in Schiefbahn gibt.

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Foto: Dieter Weber

Weitere Fragen der Interessengemeinschaft sind: Nach welchen Kriterien erfolgte die Auswahl der Grundstücke an Fontanestraße und am Rubensweg? Wie kann und mit welchen Möglichkeiten kann man eine erfolgreiche Integration sicherstellen? Werden zusätzliche Sozialarbeiter oder Flüchtlingsberater eingestellt? Gibt es bereits eine Genehmigung für die zusätzlichen Bebauungsmöglichkeiten an den beiden Straßenzügen? Wie wirkt sich der Zuzug der Asylbewerber auf die Kapazitäten in den Schiefbahner Kindergärten und Grundschulen aus? Außerdem haben die Anwohner die Sorge, dass neben den beabsichtigten Wohneinheiten dort in "weiteren Schnellverfahren" zusätzliche Unterkünfte entstehen könnten.

Und was die Initiative vor allem wissen möchte: Verwaltung und Kommunalpolitiker hatte zuletzt erneut davon gesprochen, dass das Ziel in der gesamten Stadt Willich die dezentrale Unterbringung der Asylbewerber sein müsse. Davon könne, so die Initiative, doch keine Rede sein, wenn jetzt in einzelnen Stadtteilen gebündelt und auf wenige Stellen konzentriert für diesen Zweck Mehrfamilienhäuser gebaut würden.

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Foto: dpa, fg jai

Jedenfalls wurden zuletzt von der Gemeinschaft fleißig Unterschriften für mehr Aufklärung und Transparenz gesammelt. Und über 50 Menschen aus dem Schiefbahner Norden wollen sich heute auf den Weg zur Hauptausschusssitzung machen.

Die Kommunalpolitiker haben Verständnis für die Sorge der Anwohner. Für die CDU hat Christian Pakusch zur Klärung aller Fragen mehr Transparenz und einen Runden Tisch gefordert. Die SPD will sich erst einmal heute im Ausschuss umfassend von der Verwaltung informieren lassen und am Abend keine Entscheidung treffen; SPD-Fraktionsvorsitzender Bernd-Dieter Röhrscheid (er wohnt selbst am Ringofenweg): "Es kann nicht sein, dass über so ein für Schiefbahn wichtiges Thema der Hauptausschuss mit seinen 16 Mitgliedern entscheidet, dies muss der Rat in seiner Gesamtheit frühestens am 26. November tun." Die SPD will auch heute einen entsprechenden Vertagungsantrag stellen. Sollte es wider Erwarten zu einer Standort-Entscheidung kommen, werde die SPD, sollte es keine anderen Alternativen geben, zumindest an der Fontanestraße eine deutlich geringere Zahl von Unterkünften vorschlagen: höchstens sechs Reihenhäuser für insgesamt zwölf Familien. Auch FDP-Fraktionsvorsitzender Hans-Joachim Donath ist der Meinung, dass noch längst nicht alle Fragen, auch über alternative Standorte, von der Verwaltung beantwortet sind.

(wsc)
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