Stadt Kempen Am Ende sollen sich die Beteiligten die Hand reichen

Stadt Kempen · Die Kempenerin Angela Janssen ist ausgebildete Mediatorin. Sie vermittelt beruflich bei Konflikten und will Frieden stiften.

 Die Kempenerin Angela Janssen ist ausgebildete Mediatorin. Sie bezeichnet sich auch als Verhandlungscoach und Kommunikationstrainerin.

Die Kempenerin Angela Janssen ist ausgebildete Mediatorin. Sie bezeichnet sich auch als Verhandlungscoach und Kommunikationstrainerin.

Foto: Kaiser

Angela Janssen aus Kempen ist Mediatorin. Die 59-Jährige vermittelt außergerichtlich in Konfliktfällen und ist damit eine Art Friedensstifterin, auch wenn sie sich selbst als Verhandlungscoach oder Kommunikationstrainerin sieht. Und ein wenig hat ihre Tätigkeit auch mit Thomas von Kempen zu tun. Angela Janssen ist ein Fan des mittelalterlichen Mystikers, dessen Bücher "Von der Nachfolge Christi" ihn und seine Geburtsstadt weltberühmt machten. Sie ist im Vorstand der Thomas-Stiftung-Kiefer und des Kempener Thomasvereins tätig und schöpft auch aus seinem Gedankenwerk. "Ein friedfertiger Mensch bewirkt mehr als ein gelehrter", zitiert sie ihn. Und: "Bewahre Frieden und Ordnung in Dir selbst, dann magst Du auch Frieden und Ordnung in anderen herstellen."

Ein öffentlich bekannter Mediator war etwa der mittlerweile verstorbene frühere CDU-Politiker Heiner Geißler, der im Streit um das Verkehrsprojekt "Stuttgart 21" vermittelte. Es gibt Mediatoren in internationalen und interkulturellen Konflikten. Als begabte Kommunikatorin hatten ihre Freunde Angela Janssen bereits ausgemacht, als sie vor zehn Jahren nach einem Fernstudium ihren "Bachelor of Mediation" machte. Die verheiratete Mutter dreier inzwischen erwachsener Kinder galt als jemand, der Menschen zusammenbringen und vermitteln konnte, der Spaß daran hatte, mit anderen zusammen zu kommen.

Angela Janssen ist Mitglied im Berufsverband und arbeitet selbstständig und freiberuflich. Mit einer Juristin aus dem Ruhrgebiet, die auf Arbeitsrecht spezialisiert ist, vermittelt sie in großen Unternehmen bei Konfliktfällen. "Die Streitparteien kommen zu uns, wenn sie nicht mehr in der Lage sind, selbstständig und auf Augenhöhe sachgerecht miteinander zu verhandeln", erzählt Angela Janssen. Zunächst gehen die Konfliktparteien eine Art Arbeitsbündnis ein. Dabei werden auch die Grundregeln der Kommunikation festgelegt. "Lügen, Täuschungen und persönliche Angriffe" sind nicht gestattet. Es gelte, den anderen ausreden zu lassen, ehrlich und authentisch zu bleiben. Es komme dabei wesentlich auf die Art der Formulierung an, betont Angela Janssen. "Ich sage nicht: ,Du hast mir weh getan', sondern: ,Ich bin verletzt', um aus der Anklageposition herauszukommen." Auch die Körperhaltung und der Augenkontakt spielten eine Rolle im Gespräch. Auf dieser Basis arbeiten die Konfliktparteien unter Anleitung der Mediatorin möglichst sachlich und rational ihre Interessen heraus, die auf Clipcharts dargestellt werden. Daraus werden dann die individuellen Bedürfnisse und die Wünsche an die Gegenseite formuliert. Es gehe dabei keinesfalls darum, einen Konflikt weich zu spülen: "Hart und fair ausgetragene Auseinandersetzungen können Beziehungen bereinigen, festigen und stärken", findet Angela Janssen. "Da kommen dann auch die eigenen Werte mal wieder zum Vorschein", fügt sie hinzu.

Manchmal zeigt sich aber auch, dass das, was als Gegensatz und Kluft empfunden wurde, durch einen Perspektivwechsel bereichernd wirken kann. Angela Janssen erzählt als Beispiel von den vielfach auftretenden Generationenkonflikten in Betrieben. "Da wird dem alteingesessenen Vorarbeiter plötzlich ein junger studierter Ingenieur mit wenig Berufserfahrung vor die Nase gesetzt", so ein typischer Fall. Bestenfalls können diese Menschen so zusammen kommen, dass der eine vom anderen profitiert, dass Erfahrung und Innovation einander bereichern. "Ergänzend verschieden", so nennt es Angela Janssen.

Der Mediator sei dabei kein "Konfliktlöser", fügt sie hinzu, vielmehr führe er durch die Kommunikation mit dem Ziel, eine Art "win-win"-Situation herzustellen. "Wir wollen kein Gewinner-Verlierer-Schema, sondern den Mehrwert aus der Situation zu schöpfen, so dass jeder glücklich aus dem Gespräch herausgeht", erläutert sie. Aber Lösungen gebe es nicht immer, räumt sie ein: "Dann braucht es einfach den Mut, einander die Hand zu reichen und die Vergangenheit ruhen zu lassen." Versöhnung nennt man so etwas wohl.

(RP)
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