Stadt Willich Ärztlicher Notdienst steht weiter in der Kritik

Stadt Willich · Bei einer Veranstaltung der Willicher CDU mit dem Präsidenten der Ärztekammer Nordrhein gab es deutliche Worte zu den Änderungen bei der ärztlichen Notfallversorgung außerhalb der Sprechstunden.

 Die beiden CDU-Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer (links) und Rudolf Henke diskutierten über die medizinische Notfallversorgung. Nicht im Bild, aber mit von der Partie AOK-Regionaldirektor Heinz Frohn.

Die beiden CDU-Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer (links) und Rudolf Henke diskutierten über die medizinische Notfallversorgung. Nicht im Bild, aber mit von der Partie AOK-Regionaldirektor Heinz Frohn.

Foto: Kaiser

Die ärztliche Notfallversorgung müsse, wenn die Praxen der Allgemeinmediziner oder Fachärzte abends, nachts und an den Wochenenden geschlossen sind, nach der Umstrukturierung und Zentralisierung der Notdienstpraxen besser werden. Es dürfe für den Ostkreis nicht mehr so weitergehen, dass man auf dem weiten Weg zur Notdienstpraxis in Dülken an einigen Krankenhäusern vorbeifährt, die ebenfalls für diesen Zweck eine Notfallambulanz haben. Darin waren sich der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Kreis Viersen, Uwe Schummer, und der Vorsitzende des Marburger Bundes und Präsident der Ärztekammer Nordrhein, der CDU-Bundestagsabgeordnete Rudolf Henke, einig. Auf Einladung des CDU-Stadtverbandes Willich waren am Dienstagabend etwa 30 Interessierte zum Bürgerforum zum Thema "Gesundheit" ins Gründerzentrum im ehemaligen Stahlwerk Becker in Willich gekommen.

Während es an diesem Abend von den anwesenden Willichern für die Notfallversorgung durch den Rettungsdienst und für eine geplante Vereinbarung mit dem Allgemeinen Krankenhaus (AKH) in Viersen keine kritischen Stimmen gab, war dies bei der Neuregelung mit der zentralen Notdienstpraxis in Dülken anders. Eingangs hatte Rudolf Henke die nicht einfachen Zusammenhänge erklärt. So gäbe es einerseits die Kassenärztliche Vereinigung (KV) mit den Vertragsärzten, den Allgemeinmediziner und Fachärzten. Daneben gibt es die Ärztekammer, der alle Ärzte angehören, also auch die in den Gesundheitsämtern oder Krankenhäusern tätigen Mediziner. Und beide Organisationen hätten den identischen Auftrag, die medizinische Versorgung sicherzustellen.

Die KV habe seinerzeit mit der Neustrukturierung begonnen - unter anderem vor dem Hintergrund, in einem größeren Verbund die Einsatzzeiten für die niedergelassenen Ärzte erträglicher zu gestalten, auch wenn sich dadurch der Anfahrtsweg zum Patienten möglicherweise deutlich weiter sei. Mit der Neuorganisation wollte die KV verhindern, dass vor allem die Allgemeinmediziner viel lieber in den Städten mit viel geringeren und effektiveren Einsatzzeiten arbeiten als auf dem Land.

Dies konnte Dr. Einar Pelss, der seit 1985 Allgemeinmediziner in Neersen und außerdem der stellvertretende Kreisvorsitzende des Marburger Bundes ist, nur bestätigen. Auf dem Land gäbe es, so Pelss, zwar genügend Fachärzte, aber relativ wenige Allgemeinmediziner. Aus seiner langjährigen Erfahrung wusste der Neersener Arzt weiter davon zu berichten, dass viele seiner Patienten im Notfall nicht die Notdienstpraxis, sondern die Ambulanz im benachbarten Neuwerker Krankenhaus aufsuchen ("Das sind mehr als 50 Prozent"). Und das Krankenhaus in Neuwerk sei mittlerweile damit restlos überfordert, meinte Pelss.

Ärztekammer-Präsident Rudolf Henke bestätigte, dass es im Laufe der Zeit auch im Bezirk Nordrhein zu höheren Frequentierungen der Krankenhaus-Ambulanzen gekommen sei. Auch für die Krankenhaus-Ärzte sei daher die Belastung gerade auf dem Land gestiegen. Sein Vorschlag zu einer Verbesserung war, dass KV und Ärztekammer über nur einen einheitlichen Notfall-Dienstplan verhandeln. Will heißen: dass die Vertragsärzte dann auch in die Krankenhäuser gehen und mit in den Ambulanzen arbeiten. Darüber werde er in den nächsten Tagen mit Verantwortlichen der KV sprechen. Diese Lösung begrüßte auch AOK-Regionaldirektor Heinz Frohn, der an der Gesprächsrunde teilnahm. Willich hat dadurch allerdings keine Vorteile, da es dort kein Krankenhaus mehr gibt. Insofern wies Bürgermeister Josef Heyes auf den neuen angedachten medizinischen Anlaufpunkt im Stahlwerk Becker hin, auf das so genannte Ambulatorium, hin. Heyes zeigte sich zuversichtlich, dass dieses Ärztehaus mit sieben bis zu zehn Ärzten und einer Apotheke Ende 2016 eröffnen könnte. Trotz der vielen Verhandlungen, die jetzt dazu noch erforderlich seien.

Ein Patentrezept, wie man neue Allgemeinmediziner für den ländlichen Raum gewinnen könnte, gab es nicht. Ärztekammer-Präsident Rudolf Henke nannte eine Möglichkeit: die Ärzte, die sich auf dem Land praktizieren und dort fünf Jahre arbeiten, also sich dann auch in ihrer Umgebung zuhause fühlen, dürfen dann auch in der Stadt arbeiten, ohne eine Sperrfrist in Kauf zu nehmen. Eine andere Verbesserung wünscht der Vorsitzende der Senioren-Union im Kreis Viersen, Reinhard Maly: "Dass in der Nähe der Notdienstpraxen auch eine Apotheke ist, die geöffnet hat." Auch dieses Problem will Henke angehen.

(wsc)
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