Stadt Willich Ärger um neue Adresse

Stadt Willich · In Neersen entsteht das Neubaugebiet "Am Bruch". Weil zwei neue Straßen dort benannt wurden, ändert sich auch die Anschrift für die Anwohner des Ramshofes 2-5. Die fühlen sich übergangen und protestierten bei der Stadt. Der Haupt- und Finanzausschuss berät heute über Lösungsvorschläge.

Seit ihrer Geburt lebt Maria Küsters am Ramshof in Neersen. 60 Jahre sind das bald. Ihr Mann Ewald ist 1969 dorthin gezogen. In der Nachbarschaft – an dem Stichweg liegen fünf Häuser – findet man niemanden, der nicht mindestens seit 20 Jahren am Ramshof wohnt. "Wir hängen an dieser Adresse", sagt Küsters. Umso mehr stört es ihn, dass er sich künftig an eine neue Anschrift gewöhnen soll – obwohl er gar nicht umzieht.

Die Häuser am Ramshof 2 bis 5 liegen am Rande des Neubaugebietes "Am Bruch", dessen Erschließung unlängst begonnen hat. Mehr als 100 Häuser entstehen dort in den nächsten Jahren – und zwei Straßen mit mehreren Stichwegen. Der Haupt- und Finanzausschuss hat im Dezember vergangenen Jahres die Namen für diese neuen Straßen festgelegt: Bernhard-Hüsers-Straße und Nell-Breuning-Straße. Per Zufall haben die Anwohner des Ramshofs erfahren, dass auch sie von der Namensgebung betroffen sind. Sie sollen künftig auch an der Bernhard-Hüsers-Straße wohnen.

"Wir haben nichts gegen den Namen", sagt Clemens Schäfer. "Wir möchten aber keine neue Adresse bekommen." Er schreibt eine E-Mail an den Bürgermeister und die Fraktionsvorsitzenden mit der Bitte, die Entscheidung zu überdenken. "Wir waren intensiv in die Planungen des Neubaugebietes mit eingebunden", sagt Schäfer. "Die Straßenumbenennung war aber nie ein Thema. Da fühlen wir uns übergangen." Zumal sich die Anwohner nicht erklären können, warum sie nun an einer anderen Straße wohnen sollen.

Die Stadt verweist auf eine Einheitlichkeit, die angestrebt wird. Derzeit gibt es von der Kirchhofstraße abzweigend eine Straße zum bekannten Landgut Ramshof und einen nicht asphaltierten Weg, der zu den Häusern Ramshof 2-5 abknickt. Dieser Weg wird im Zuge der Bebauung zur Bernhard-Hüsers-Straße ausgebaut. Die Stadt argumentiert, "eine gleichlautende Bezeichnung zweier nicht miteinander verbundenen Straßen sei nicht sinnvoll oder müsste durch viele und deutliche Schilder gekennzeichnet werden".

Die Straße zum Landgut und der Weg zu den Häusern sind schon jetzt nicht miteinander verbunden. Trotzdem haben sie die gleiche Bezeichnung: Ramshof. Aber wenn ringsum bald viele neue Häuser entstehen, sei das nur noch unübersichtlich, heißt es auf Anfrage aus dem Geschäftsbereich Wohnen bei der Stadtverwaltung. Die Gefahr: Rettungsdienste könnten sich beispielsweise nur schwer zurecht finden. Dabei sind die Häuser am Ramshof 2-5 schon jetzt überhaupt nicht ausgeschildert. "Da müssten Rettungsdienste jetzt schon Probleme haben", sagt Ewald Küsters.

Aufgrund des Protestes der Anwohner hat die Verwaltung drei Lösungsvorschläge erarbeitet, über die der Haupt- und Finanzausschuss heute ab 17.30 Uhr beraten wird (siehe Grafik und Text daneben). Keiner der Vorschläge gefällt den Anwohnern vollends, weil keiner der Vorschläge dazu führt, dass sie ihre derzeitige Adresse behalten dürfen. "Ob wir eine neue Straße oder nur eine neue Hausnummer bekommen, ändert nichts am Aufwand", sagt Clemens Schäfer, der sich zudem wie alle anderen Anwohner auch an den Erschließungskosten für das Neubaugebiet beteiligen muss.

Andere Vorschläge wird die Verwaltung aber nicht präsentieren. "Wir möchten niemanden verärgern", sagt Andrea Ritter vom Geschäftsbereich Wohnen. "Aber die Regelung mit den Straßennamen ist heute schon nur suboptimal."

(RP)
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