Kreis Wesel Wohnbebauung statt Pferderennen

Kreis Wesel · Zum 31. Dezember 2022 soll der Pachtvertrag mit dem Rennverein enden. Dann wird das Areal der Trabrennbahn in Dinslaken frei für Wohnbebauung.

 Die Bedeutung des Trabrennsports für Dinslaken ist stetig zurückgegangen. Daraus ziehen Stadt und Trabrennverein jetzt Konsequenzen.

Die Bedeutung des Trabrennsports für Dinslaken ist stetig zurückgegangen. Daraus ziehen Stadt und Trabrennverein jetzt Konsequenzen.

Foto: jok

2013 war's. Dinslakens Baudezernent war so lange noch nicht im Amt und sorgte dennoch für mächtig Aufregung. Thomas Palotz hatte eine Dinslakener Institution in Frage gestellt und angeregt, doch beizeiten darüber nachzudenken, ob angesichts der erkennbaren Probleme des Pferderennsports das 16 Hektar große Areal der Trabrennbahn in bester Lage zur Innenstadt nicht sinnvoller genutzt werden könnte. Der Baudezernent hatte sogar das Architekturbüro Bassfeld und Neuhaus dazu animiert, mal eine Zukunftsvision zu entwickeln, wie es aussehen könnte, wenn das Areal fürs Wohnen genutzt würde. Heraus kam das "Seequartier Bärenkamp".

Der Aufschrei war groß, die Politik mochte von dem Thema so gar nichts wissen und sorgte dafür, dass die Architekten, die ihre Pläne einfach mal vorstellen sollten, wieder aus dem Planungsausschuss ausgeladen wurden. Von der Wohnsiedlung am künstlichen See war bald auch nicht mehr die Rede, aber der Stein, den der Baudezernent ins Wasser geworfen hatte, zog seine Kreise. Wohnbebauung auf dem Gelände blieb ein Thema, auch weil sich immer deutlicher abzeichnete, dass Wohnraum - vor allem bezahlbarer - in Dinslaken viel zu knapp war. Im vergangenen Jahr erhob die CDU-Fraktion dann die Forderung, auf dem Gelände Wohnbebauung zu entwickeln, zum Antrag. Dafür musste sie zwar viel Kritik einstecken. Am Ende stand allerdings ein Auftrag des Rates an die Verwaltung, mit dem Trabrennverein, der für das Gelände, das der Stadt gehört, einen bis 2035 laufenden Pachtvertrag hat, Gespräche aufzunehmen.

Die sind jetzt offenbar zu einem Ende gekommen. Wie das Rathaus jetzt mitteilte, haben sich die Stadt Dinslaken und der Trabrennverein auf eine Änderung des Pachtvertrages verständigt: Über einen Aufhebungsvertrag soll das Pachtverhältnis für das Areal der Trabrennbahn zum 31. Dezember 2022 beendet werden. Dadurch soll auf dem Gelände der Trabrennbahn eine neue Nutzung ermöglicht werden. Angedacht ist die Entwicklung von Wohnbebauung und bezahlbarem Wohnraum, der dringend benötigt werde. Das Areal der Trabrennbahn am Bärenkamp soll künftig dazu dienen, die Wohnmöglichkeiten in Dinslaken weiterzuentwickeln und die Situation auf dem Wohnungsmarkt deutlich zu verbessern.

"Ich weiß, dass es für den Trabrennverein unter dem Vorsitz von Theo Lettgen sowie für die vielen Menschen, die dem Trabrennsport verbunden sind, ein schmerzhafter Schritt ist", sagt Dinslakens Bürgermeister Michael Heidinger: "Der Trabrennverein übernimmt durch seine Zustimmung eine große Verantwortung und einen enormen Beitrag zur Stadtentwicklung, wofür ihm gar nicht genug gedankt werden kann."

"Die angespannte Situation des gesamten Pferderennsports in Deutschland - in Dinslaken insbesondere des Trabrennsports - haben mich dazu veranlasst, auch im Sinne meiner Stadt die Gespräche mit dem Bürgermeister zu führen", erklärt Lettgen: "Diese Gespräche haben auf Augenhöhe stattgefunden, und wir sind zu einem für alle Beteiligten guten Ergebnis gekommen." Es gebe beim Verein Verbindlichkeiten, die über das Jahr 2022 hinausgehen. Der Trabrennverein erwirtschafte positive Deckungsbeiträge. Mit diesen hätten die Verbindlichkeiten bis zum Pachtende getilgt werden sollen. Da dies bei dem vorgezogenen Pachtende nicht möglich sein werde, müsse die Stadt finanziellen Ausgleich schaffen.

Damit die Planungen gestartet werden können und Rechtssicherheit auf allen Seiten besteht, bedarf es noch der Zustimmung der Politik. Die Vereinsmitglieder haben bereits zugestimmt. Im März wird sich der Rat der Stadt Dinslaken mit dem Thema befassen. Der wird sich dann nicht nur mit der Frage beschäftigen müssen, welche und wie viele Wohnungen konkret dort entstehen sollen und wie hoch der Anteil an sozialem Wohnungsbau sein wird. Das Areal ist auch Veranstaltungsort für die Martinikirmes, die alljährlich 200.000 Menschen anzieht. Für die Kirmes will die Stadt unmittelbar auf die Suche nach einem neuen Standort gehen, hieß es.

(RP)
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