Hamminkeln Wirtschaftswege sind das Thema Nr. 1

Hamminkeln · Kreisbauernschaft fühlte den Bürgermeister-Kandidaten auf den Zahn. 150 Hamminkelner Landwirte zeigten, dass sie hohe Erwartungen an die neue Rathaus-Führung haben. Sie wollen, dass die Stadt ihre Anliegen in Zeiten des Wandels ernst nimmt.

 Bernd Romanski (SPD), Wilhelm Neu, Moderatorin Andrea Bahrenberg und Roswitha Bannert-Schlabes (CDU).

Bernd Romanski (SPD), Wilhelm Neu, Moderatorin Andrea Bahrenberg und Roswitha Bannert-Schlabes (CDU).

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Nächste Runde in der Reihe der Podiumsdebatten zur Bürgermeisterwahl am 13. September: Wer glaubte, dass im Wahlkampf schon alles gesagt sei, wurde in der Bürgerhalle eines Besseren belehrt. Im vollen Saal wollten 150 Landwirte und ihre Familien wissen, wie es die Kandidaten Roswitha Bannert-Schlabes (CDU) und Bernd Romanski (SPD) mit dem in Hamminkeln sehr wichtigen Agrar-Bereich halten. Beide versuchten pragmatische Lösungen und Alternativen in den wichtigen Fragen für eine sich stark wandelnde bäuerliche Kultur aufzuzeigen, beide beabsichtigen Abläufe in der teils kritisierten Verwaltung zu verbessern. Bannert-Schlabes setzt darauf, den Weg optimiert fortzusetzen, Romanski sieht die Verwaltungsarbeit durchaus skeptisch und will Beschleunigung. Am Ende zeigte sich der SPD-Mann froh, dass ihn die traditionell konservative Wählerschaft der Landwirte positiv aufnahm. Er verkaufte sich gut, dass er sich nach eigenem Bekenntnis im Agrar-Bereich nicht auskennt, machte da nichts.

In der von Kreisbauernchef Wilhelm Neu eröffneten und von Andrea Barrenberg, Sprecherin des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes, moderierten Veranstaltung gab es mehrere Themenblöcke. Knackpunkt Nummer eins: das leidige, kostenintensive Thema Wirtschaftswege. 420 Kilometer davon hat Hamminkeln, 80 000 Euro gibt es jährlich für Ausbesserungen. Das Problem der nicht sanierten und für schweres Gerät untauglichen Brücke Halfmannsweg ist politisch durchgekaut. Bannert-Schlabes meint, dass im Etat Geld vorhanden sei für das vom Rat abgelehnte Brückenprojekt. Sie schlug eine Kategorisierung der Wege nach Schadensgröße und Bedeutung vor, um gezielt tätig werden zu können. "Die Stadt wird mehr tun müssen, denn gute Wege sind auch Teil des Radtourismus, der gewaltig an Bedeutung gewinnt", sagte sie. Romanski denkt eher an Teilprivatisierung: Ein zu gründender Verband soll die Wirtschaftswege in Eigenregie sanieren. Das kam gut an. Problem: NRW steht auf der Bremse, weil es eigene Straßen und Wege in einen solchen Verband einbringen müsste.

Thema Flächenverbrauch: In NRW werden jeden Tag zehn Hektar Fläche verbraucht, die Landwirte stehen unter Druck. Zudem liegen sie im Interessenstreit, weil die Stadt mehr Gewerbe- und Wohnbaufläche will.

Thema Naturschutz, Tourismus und Agrar: Bannert-Schlabes will, dass Bauen und Radtouristen gegenseitig profitieren, und verwies auf das Beispiel Hofcafés. Die angesprochene Dingdener Heide will sie erhalten. Ein Landwirt forderte, dass Stadt und Landwirte Vertreter in den Stiftungsrat schicken. Der sei nur von "Dunkelgrünen" besetzt. "Baggerseen sehe ich als größeres Problem an. Ich will sie nicht touristisch nutzen wie in Xanten", sagte Romanski.

Thema Baugenehmigungen: Hier kochte der Unmut hoch. Vor allem die zögerliche Bearbeitung der Verwaltung gilt Landwirten als Hindernis, auch der Hinweis, das "hängt an bestimmten Personen", wurde kolportiert. Bannert-Schlabes erinnerte, dass es wegen Krankheit und Mutterschutz Engpässe im Rathaus gegeben habe, die aber ausgeräumt seien. Sie kündigte Unterstützung an. Romanski sagte, er hätte "wie in Unternehmen" Ersatzpersonal betraut, will sich fürs Bauen im Außenbereich stark machen. Allerdings: Es gelten restriktive Bedingungen im Außenbereich. Gerrit Korte (Landwirtschaftskammer) weiß von Spielräumen: "Bei der einen Behörde gehen identische Bauanträge durch, bei anderen muss man vors Verwaltungsgericht." Weitere Themen: die erhöhte Grundsteuer A, die auch Romanski nicht zurückdrehen wird, und der Internetanschluss auf dem Land, wo beide Kandidaten private Initiativen in Loikum und Wertherbruch lobten. Und Romanski selbst. Ob er seine Unternehmenberatungstätigkeit fortführen werde? Nein, alle Verträge seien zum 30. September gekündigt. Beide Kandidaten werden sich für Hamminkeln einbringen können.

(RP)
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