Thomas Moll (wfw) "Wir sind kein Zustimmungsverein für andere"

Wesel · Der Vorsitzende der neuen Ratsfraktion "Wir für Wesel" freut sich über viel Zuspruch der Bürger.

 "Für mich ist der Austritt aus der CDU eine Befreiung", sagt Thomas Moll, der Vorsitzende der neu gegründeten Ratsfraktion "Wir für Wesel" (WfW) .

"Für mich ist der Austritt aus der CDU eine Befreiung", sagt Thomas Moll, der Vorsitzende der neu gegründeten Ratsfraktion "Wir für Wesel" (WfW) .

Foto: Archiv

WESEL Der Austritt der vier Ratsleute Thomas Moll, Franz Bothen, Jürgen Lantermann und Patrick Tenhaeff aus der CDU und die Gründung der Fraktion "Wir für Wesel" (WfW) war zuletzt das beherrschende Thema in Wesel. Allmählich aber kehrt Ruhe ein. Zeit für ein Gespräch mit dem WfW-Vorsitzenden Thomas Moll (55), der als Vertriebsleiter bei der Kreis Weseler Abfallgesellschaft in Kamp-Lintfort tätig ist und mit seiner Frau in Lackhausen lebt.

Herr Moll, Sie werden doch bestimmt überall auf Ihren Austritt aus der CDU angesprochen. Wie reagieren die Menschen?

Moll Ich bin überrascht, wie viele Bürger - auch einige CDU-Mitglieder - extrem viel Verständnis für unseren Austritt haben. Natürlich fühlen sich die CDU-Leute angegriffen. Es sind ja auch ruppige Zeiten für die Partei.

Welche Reaktion haben Sie erwartet?

Moll Ich dachte, dass man uns sehr kritisch beäugt. Aber das ist nicht so. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um einmal deutlich zu machen, dass nicht wir die Zusammenarbeit mit der CDU aufgekündigt haben, sondern Fraktionschef Jürgen Linz und Vize Sebastian Hense mit uns. Es war nämlich so, dass Linz gesagt hat, dass Franz Bothen und ich zu starke Charaktere wären und er nicht mit uns zusammenarbeiten könne. Dabei haben wir ihn mehrere Jahre unterstützt, weil wir ihn zum Bürgermeister aufbauen wollten. Wir haben gesagt, wir machen die Drecksarbeit und streiten uns mit SPD-Chef Hovest. Und genau das haben wir gemacht.

Und was ist dann passiert?

Moll Wir haben festgestellt, dass Linz ein guter Verwaltungsmann ist, aber Schwächen in der Außendarstellung hat. Den Wähler interessiert aber letztlich nicht, ob er als Finanzfachmann den Haushalt in Ordnung bringt, sondern man muss als Bürgermeister auf die Leute zugehen und sich auf die Schultern klopfen lassen. Im Wahlkampf hat er sich als Getriebener gefühlt. Das geht aber nicht, wenn man einen Gegner wie Hovest hat.

Mit Hovest scheinen Sie sich aber gut zu verstehen. Den Eindruck konnte man jedenfalls jüngst im Wirtschaftsförderungsausschuss gewinnen.

Moll Die Leute würden es uns übel nehmen, wenn wir uns auf den Schoß der SPD setzen. Die Erwartungshaltung, gerade wenn man so wohlwollend aufgenommen wird, ist hoch. Wir sind gezwungen, ein eigenes Profil zu bekommen. Es wird Sachfragen geben, bei denen wir mit der CDU oder der SPD stimmen. Wir werden mit allen Fraktionen reden und - wenn es nötig ist - uns streiten wie die Kesselflicker. Bei Dingen, die uns wichtig sind, werden wir für Mehrheiten kämpfen und werben. Wir sind kein Zustimmungsverein für andere.

Werden Sie sich bei der Kommunalwahl in fünf Jahren als Bürgermeisterkandidat aufstellen lassen?

Moll (lacht) In vier Jahren machen wir uns Gedanken um dieses Thema. Vielleicht bin ich bis dahin verwaltungstechnisch so gewachsen, dass ich mir das Amt zutraue.

Womit will die Fraktion "Wir für Wesel" punkten?

Moll Die Wirtschaftsförderung ist einer unserer inhaltlichen Schwerpunkte. Wir werden schnellstmöglich den Kontakt zur Wirtschaft aufnehmen und unterschiedliche Betriebe besuchen.

KLAUS NIKOLEI FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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