Ralf Schurz "Wir können Gästen Wesel empfehlen"

Wesel · Nach zwölf Jahren verlässt Direktor Ralf Schurz (51) das Vier-Sterne-Hotel Welcome an der Weseler Rheinpromenade. Ein Gespräch über den Tourismus, über gutes Personal, und über seine Nachfolgerin Nicole Beckord.

 "Ich verlasse Wesel mit eineinhalb weinenden Augen": Welcome-Hotel-Direktor Ralf Schurz (51) wird ab dem Sommer wohl im Raum Köln-Bonn, wo er mit seiner Frau wohnt, eine neue berufliche Herausforderung annehmen.

"Ich verlasse Wesel mit eineinhalb weinenden Augen": Welcome-Hotel-Direktor Ralf Schurz (51) wird ab dem Sommer wohl im Raum Köln-Bonn, wo er mit seiner Frau wohnt, eine neue berufliche Herausforderung annehmen.

Foto: Nikolei

Bevor Sie im April 2006 die Leitung übernommen haben, war das Welcome-Hotel nicht für Kontinuität bekannt. Schließlich waren Sie der vierte Direktor in sieben Jahren. Hätten Sie damals gedacht, dass Sie Wesel so lange die Treue halten würden?

Ralf Schurz Nein, das hätte ich wirklich nie vermutet.

Aber jetzt werden Sie Abschied nehmen. Haben Sie ein besseres Angebot bekommen oder wollen Sie einfach noch etwas Neues ausprobieren?

Schurz Ich werde bald 52 und habe mir die Frage gestellt, was ich noch will, ob ich noch einen weiteren Karriereschritt machen möchte. Es gab mehrere Angebote und ich habe auch mehrere Gespräche mit möglichen neuen Arbeitgebern geführt, aber unterschrieben ist noch nichts. Klar ist aber, dass ich dem Fach treu bleibe.

Sie waren in all den Jahren Pendler, haben in Köln gewohnt. Werden Sie dort nun Ihr berufliches Glück versuchen?

Schurz Es ist tatsächlich so, dass ich künftig mehr Zeit mit meiner Frau verbringen möchte. Deshalb sage ich: Ja, es wird darauf hinauslaufen, irgendwo im Köln-Bonner Raum etwas Neues zu beginnen. Aber nicht vor dem 1. Juli. Sollte aber noch das Super-Angebot aus dem Ausland kommen, würde ich mit meiner Frau auch darüber reden.

Ist die Nachfolge in Wesel schon geregelt?

Schurz Mitte des Monats wird meine Nachfolgerin Nicole Beckord erwartet, der ich dann die Geschäfte übergebe. Sie ist in Wesel keine Unbekannte, war früher unter anderem mal Direktorin im Hotel Haus Duden. Am 22. März ist dann mein letzter Tag im Welcome. Und je näher dieser Tag rückt, desto wehmütiger werde ich. Ich gehe mit eineinhalb weinenden Augen.

Sehen Sie das Haus für die Zukunft gut aufgestellt?

Schurz Wir haben hier ein sehr gutes und eingespieltes Team mit vielen Abteilungsleitern, die ebenfalls schon viele Jahre hier sind. Ich bin überzeugt, dass meine Nachfolgerin in kein tiefes Loch fallen wird und gut weiterarbeiten kann. Zumal auch seit der Übernahme von Terra Firma (britische Kapitalbeteiligungsgesellschaft, Anm. der Redaktion) Ende 2016 kräftig in die Sanierung der Suiten und in die technische Ausstattung der Tagungsräume investiert wurde.

Das Welcome ist in Wesel vor allem bekannt als Hotel, in dem die Byk-Chemie ihre internationalen Mitarbeiter unterbringt.

Schurz Und als Holländer- und Belgier-Hotel. Das höre ich nämlich. Tatsächlich ist es so, dass wir natürlich ein Tagungshotel sind und Byk beziehungsweise Altana zu unseren Stammkunden gehören. Aber verstärkt machen Familien aus den Benelux-Staaten und auch Radtouristen bei uns Station. Für Familien ist das Hotel wie geschaffen mit seinen Suiten. Von hier aus gibt es viele lohnenswerte Ziele wie Xanten oder Kalkar, das Centro in Oberhausen, der Duisburger Innenhafen, Essen mit der Zeche Zollverein oder auch Düsseldorf.

Was ist mit Wesel selbst? Was sagen Auswärtige über die Stadt?

Schurz Vor Jahren konnten wir unseren Gästen einen Besuch der Weseler Innenstadt nicht empfehlen - wegen der vielen Leerstände. Da haben wir auf Xanten oder Bocholt verwiesen. Seit aber die Fußgängerzone umgebaut wurde und sich neue Gastronomie angesiedelt hat - das Café Extrablatt ist ein absoluter Gewinn für die Stadt - , können wir Wesel wieder mit gutem Gewissen empfehlen.

Und die Stadt könnte sicher noch attraktiver werden mit einem Kombibad am Rhein.

Schurz Das wäre großartig, auch für uns. Denn das würde die Attraktivität des Welcome-Hotels nur noch steigern. Vor allem auch in der nicht so schönen Jahreszeit.

Die Hotellerie und Gastronomie beklagt seit Jahren, nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter und Lehrlinge zu finden. Welche Fehler wurden da in der Vergangenheit gemacht? Was muss sich ändern?

Schurz Wir haben das Problem, dass wir zu viele schwarze Schafe haben, dass zu viele Betriebe ihren Mitarbeitern nicht mal Mindestlohn zahlen. Ich kann nur sagen, dass der Zoll viel zu wenig kontrolliert und er den Betrieben, die Schwarzarbeiter beschäftigen, ordentlich auf die Finger klopfen sollte. Und wer den Nachwuchs nicht ordentlich ausbildet, dem gehört die Ausbildungsberechtigung entzogen.

Können anerkannte Flüchtlinge helfen, das Personalproblem zu lösen?

Schurz Auf Dauer ja. Aber nicht von jetzt auf gleich. Und auch sie haben ein Anrecht auf den Mindestlohn. Es ist deshalb wichtig, in unserer Branche gewisse Preise durchzudrücken, um die Mitarbeiter auch gerecht bezahlen und auch investieren zu können. Doch das haben noch nicht alle verstanden.

Als gelernter Koch gehen Sie sicher gerne essen. Wo hat es Ihnen zuletzt derart gut geschmeckt, dass Sie das gastliche Haus mit bestem Wissen empfehlen können?

Schurz Zu meinem 50. Geburtstag bin ich von Freunden in die berühmte Traube Tonbach in Baiersbronn eingeladen worden, damals noch unter der Leitung von Harald Wohlfahrt. Das war wirklich ein Erlebnis. Ansonsten empfehle ich die Brasserie Capricorn in Köln. Und zu meinen Lieblingshotels zählt das Sporthotel Achental am Chiemsee.

KLAUS NIKOLEI FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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