Wesel Wie der Betrieb ASG im Glacis den Bäumen im Kampf ums Licht hilft

Wesel · Kaum eine Grünanlage weckt so viele Emotionen wie das Glacis. In einer öffentlichen Fraktionssitzung der SPD erklärten ASG und Forstamt, wie der Erhalt gesichert wird - auch mit Entnahme von Bäumen.

 Je älter und größer ein Baum wird, umso mehr Platz braucht er für seine Krone und seine Wurzeln. Das wird auch im Glacis umgesetzt.

Je älter und größer ein Baum wird, umso mehr Platz braucht er für seine Krone und seine Wurzeln. Das wird auch im Glacis umgesetzt.

Foto: Ekkehart Malz

Das Glacis ist eine grüne Lunge, um die Wesel von anderen Städten beneidet wird. Auch in der Stadt selbst liegt ihr Erhalt einer großen Mehrheit am Herzen. Sorgen, dass der innerstädtische Wald zu sehr ausgedünnt werde oder gar verschwinden könnte, muss sich aber niemand machen. Das waren klare Aussagen in der öffentlichen Fraktionssitzung der SPD am Montagabend im Rathaus. Ulrich Streich, Leiter des städtischen Betriebs ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen), und Eckhard Remter vom Forstamt erläuterten, wie auch mit der Entnahme von Bäumen das Glacis langfristig gesichert wird.

Arbeiten im Glacis sind keine Seltenheit. Auf lärmende Sägen reagiert die Bevölkerung meist sehr sensibel. Die Befürchtungen gehen so weit, dass unter Nachbarn Gerüchte von Bebauungsplänen kursieren. Diesen trat SPD-Fraktionschef Ludger Hovest entschieden entgegen und sagte, dass darüber im gesamten Rat Konsens herrsche. Sonst wäre man ja "nicht bei Trost".

Am deutlichsten erklärte Eckhard Remter, was mit dem 2015 zuletzt aktualisierten Forsteinrichtungsplan bezweckt wird: Das Gros der jetzigen Gehölze ist nach dem Zweiten Weltkrieg, also vor gut 70 Jahren angepflanzt worden. Damals mit einem durchaus üblichen Besatz von 5000 Bäumen je Hektar. Sollen sich diese nicht gegenseitig das Leben schwer machen, ist nach und nach auszulichten. Am Kaiserring etwa entspricht der Aufwuchs heute einem Verhältnis von 500 Bäumen je Hektar. Diese aber seien groß und mächtig, weil ihnen die Entwicklung breiter Kronen und Wurzelwerke ermöglicht wurde. Neuanpflanzungen darunter haben keine Chance, weil sie kein Licht bekommen. Das gehe erst wieder, so Remter, wenn größere Flächen zur Verfügung stehen. Im übrigen würden forstwirtschaftlich gesehen "die Zinsen nicht verfrühstückt". Seit 1991 seien 6000 Festmeter Holz geerntet worden. Das seien 2,8 Festmeter pro Hektar und Jahr, wobei jährlich vier bis fünf Festmeter nachwachsen, das Glacis also ständig an Masse zunehme. Zudem erläuterte der Experte, wann welche Baumsorte ihren Zenit erreicht, abfault oder zum Sicherheitsrisiko für Spaziergänger wird.

Kritischen Fragen von Nachbarn schloss sich Rolf Blommen (SPD) an, der meinte, in Wesel seien zu viele Bäume verlorengegangen, auch an der Rheinpromenade, und dass man alte Bäume stehenlassen und pflegen müsse. Remter hielt entgegen, dass entsprechend seiner Ausführungen auch die Natur selbst dicke Bäume fällt: "Im Wald gibt es keinen Status quo." Sorgen um die Ökobilanz und die Filterwirkung konterte Remter auch mit dem Hinweis, dass die Blattmasse zunehme.

Was alte Hybridpappeln, also durch Kreuzung entstandene, anrichten, rief Baumpfleger Helmut Rath vom ASG in Erinnerung. 2007 hatte der Orkan Kyrill Pappeln am Rhein noch verschont. Drei weitere schwere Stürme haben dann unter anderem dazu geführt, dass eine auf das Lokal Q-Stall stürzte, Promenade und Fischertorstraße gesperrt werden mussten. Schnittpflege wäre kontraproduktiv, weil Hybridpappeln dann schneller wachsen und noch brüchiger werden. Am Ende dankte die Fraktionsspitze dem ASG für seine Arbeit.

(fws)
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