Hamminkeln Wie Container die Konjunktur ankurbeln

Hamminkeln · In der Dasshorst und an der Kreuzstraße in Mehrhoog errichten heimische Firmen Bauten für Asylbewerber. In Brünen sollen Investoren Häuser bauen.

 In der Dasshorst wächst das Asylbewerber-Dörfchen aus kleinen, weißen Containern.

In der Dasshorst wächst das Asylbewerber-Dörfchen aus kleinen, weißen Containern.

Foto: Ekkehart Malz

Der Zustrom von Asylbewerbern nach Hamminkeln ist verebbt. Zwischen 670 und 680 Flüchtlinge, die unterzubringen sind, meldet die Stadt seit Wochen. Ursachen sind die verstärkte Zuteilung in Großstädten und der durch Winterwetter verursachte Rückgang der Flüchtlingszahlen. Dennoch bleibt Bürgermeister Bernd Romanski bei der Prognose, dass Hamminkeln 1400 Menschen Ende 2016 zu versorgen hat. Deswegen wird das Unterbringungskonzept mit Millionen-Kosten vorangetrieben. Die Investitionen seien auch so etwas wie ein "kleines Konjunkturpaket", so Romanski.

Eine Win-win-Situation: Geld bleibt in der heimischen Wirtschaft, und die Stadt kann Container oder Häuser errichten, die sie weiterverwenden kann, falls der Bedarf abflaut. Mit teuer eingekauften Standard-Containern wäre das nicht der Fall. Allerdings läuft das Projekt Unterkünfte nicht konfliktfrei ab wie zuletzt in Brünen. Trotz Anwohnerprotest hat der Rat nichtöffentlich dem Kauf von 2500 Quadratmetern Ackerfläche Am Mattenkamp als neuem Bauland zugestimmt. Als ebenfalls konfliktträchtige Option hält die Verwaltung daran fest, den alten Sportplatz im Bereich Kappertsberg und damit im Vorzeigewohnviertel mit Häusern für Flüchtlinge zu bebauen.

In der Dasshorst im Ortsteil wächst derweil das U-förmige Asylbewerber-Dörfchen. Eine Seite des neuen Sträßchens ist mit Holzhäuschen besetzt, die andere Seite kommt dran, wenn die Anlieferung per Tieflader problemlos möglich ist. Im März können hier 122 Plätze belegt werden, im Endausbau sind es 244. Die Stadt hat ihre Vorstellungen in die Planungen von Loskamp Bauregie einfließen lassen. Pro Modul können vier Neuankömmlinge untergebracht werden, erweiterbar sind die Einheiten um Zweier-Module. In den jeweiligen Einzelunterkünften mit Duschen und Kochnische können die Menschen autark leben. 1,6 Millionen kostet das Dasshorst-Projekt. "Wir glauben, dass wir die Holzeinheiten wieder vermarkten können, sollten sie nicht mehr gebraucht werden. Die Qualität ist dank Dämmung und Ausstattung gut, da spielt ein gewisser Nachhaltigkeitsfaktor mit", sagt der Bürgermeister.

An der Kreuzstraße in Mehrhoog werden 1,1 Millionen investiert. Hier ist die Firma Bastek Holzbau federführend. Errichtet werden größere Einheiten mit Gemeinschaftsduschen und -einrichtungen. Rechnerisch sieht sich die Stadt im Vorteil, denn pro unterzubringendem Kopf werden 6500 bis 7000 Euro investiert. Beim Kauf der holländischen Module, die u. a. an der Diersfordter Straße gebaut wurden, waren 16.000 bis 17.000 Euro fällig. Heimische Betriebe kommen mangels Anbieter nicht überall zum Zug. Am Mattenkamp - hier ist der Kauf noch nicht vollzogen - ist "richtiger Wohnungsbau" (Romanski) geplant. Sprich: öffentlich geförderte Sozialbauten, die ein Investor errichtet und die Stadt mietet. Die Zahl der Häuser steht nicht fest. Romanski sichert zu, "in einer Bürgerversammlung offen darzustellen, wenn dort alles klar ist". Am wenig entfernten Kappertsberg wird man dies interessiert vernehmen. Hier ist die Kritik nur hinter den Kulissen laut, niemand möchte Ressentiments bezichtigt werden. Der Konflikt ist ungelöst - bisher.

(RP)
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