Volker Pypetz "Wir haben unser Ziel erreicht"

Wesel · Nach acht Jahren erfolgreicher Arbeit wird sich das Kultur Netzwerk der Herrlichkeit Diersfordt Mitte September mit drei hochklassigen Konzerten im Weseler Willibrordi-Dom und in einer Voerder Schule auflösen.

 Volker Pypetz vom Verein Kultur Netzwerk der Herrlichkeit.

Volker Pypetz vom Verein Kultur Netzwerk der Herrlichkeit.

Foto: e. malz

WESEL Unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Diersfordter Heimatverein und der Schlossbesitzer-Familie Beichert haben vor acht Jahren dazu geführt, dass Heimatvereins-Mitglied Volker Pypetz den Verein Kultur Netzwerk der Herrlichkeit aus der Taufe gehoben hat. Sinn und Zweck des Vereins war und ist es, die Diersfordter Schlossanlage und andere ausgesuchte Schauplätze in der Umgebung unter anderem durch Konzerte, Ausstellung, Lesungen und Vorträge der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mitte September wird das Kultur Netzwerk seine zweifelsohne erfolgreiche Arbeit einstellen.

Herr Pypetz, das mangelnde Interesse des Publikum kann ja wohl nicht der Grund über Ihre Entscheidung gewesen sein, oder?

Pypetz Überhaupt nicht. Es ist ganz einfach so, dass wir unser Ziel erreicht haben: Durch unvergessene Konzerte und Veranstaltungen ist das Schloss Diersfordt mit all seinen Räumlichkeiten - unter anderem dem Gewölbekeller, dem ehemaligen Kuhstall, der Remise und der Orangerie - über die Grenzen der Region hinaus als eindrucksvolle Kulturstätte bekannt worden und bietet im August bekanntlich den Rahmen für das hochkarätig besetzte Sommerton-Festival, bei dem meine Frau und ich ehrenamtlich Managementarbeiten erledigen.

Was hat Sie damals dazu bewogen, den Verein zu gründen?

Pypetz Wir sind 1995 aus Bottrop nach Diersfordt gezogen und fanden es hier ganz toll. Gewundert hat uns anfangs, dass die Menschen im Ruhrgebiet zwar den Auesee oder die Gravinsel kannten, aber kaum jemand Diersfordt oder Bislich. Letztlich war es reiner Egoismus der mich getrieben hat. Ich habe mir beim Anblick von Schloss Diersfordt vorgestellt, wie schön ein sein muss, in diesen historischen Mauern Konzerte zu veranstalten und sind bei den Schlosseigentümern auf offene Ohren gestoßen. Klar, dass sie zu unserem zehnköpfigen Verein gehören. Die Sache ist dann rasend schnell gewachsen. Wir haben die ersten Künstler für unsere Idee begeistert, die wiederum befreundete Künstler mitgebracht haben, die ebenfalls begeistert waren.

Haben Sie der Familie Beichert Raummieten gezahlt?

Pypetz Nie. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich noch an eine Szene, als wir im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 die Sinnfonie am Schloss mit 250 Künstlern auf der Bühne organisiert haben und Frau Beichert mit ihrer Tochter damals in Gummistiefeln und Regenhosen rumgewerkelt haben, um es den Besuchern so angenehm wie möglich zu machen. Wenn ich heute daran denke, bekomme ich noch Gänsehaut.

Auch auf dem Neuhollandshof der Familie Clostermann in Bislich haben Veranstaltungen stattgefunden.

Pypetz Ja, Thea und Rolf Clostermann, die von der Netzwerk-Idee sofort angetan waren, haben eine wunderbare Scheune, in der wir besondere Veranstaltungen organisiert haben. Und Rolf ist von Anfang an 2. Vorsitzender.

Werden der Kunstszene in Wesel die Veranstaltungen Ihres Vereins nicht fehlen?

Pypetz Das glaube ich nicht. Es gibt in Wesel eine fantastische Kunstszene. Ich erinnere unter anderem an die Angebote des Heimatvereins Diersfordt und die Konzerte in der katholischen Kirche in Bislich. Man nimmt sich ja gegenseitig schon fast die Termine weg. Wir haben uns einfach gesagt, dass man das Niveau kaum noch steigern kann. Gerade auch mit dem Wechsel des Sommerton-Festivals von Marienthal nach Diersfordt, das selbst in Köln oder Berlin ein absolutes Highlight wäre. Deshalb ist besser, jetzt einer wunderschönen Zeit ein wunderschönes Ende zu geben bevor man in die Gefahr kommt, zum Selbstdarsteller zu werden. Denn genau das wollen wir alle nicht.

Wie hört sich der Schlussakkord des Kultur Netzwerks an?

Pypetz Eigentlich wollten wir den Verein schon Ende 2014 auflösen. Doch dann wurde uns ein außergewöhnliches Konzert angeboten. Das kann man einfach nicht ablehnen. In Zusammenarbeit mit der Botschaft Estlands in Berlin wird es am Wochenende 12. und 13. September ein klassisches Musikfestival im Willibrordi-Dom geben und am 14. September ein internes Schulkonzert in einer Voerder Grundschule mit hochkarätigen Musikern aus Dresden und Leipzig. Die drei Tagen werden unter dem Motto "Klang des Nordens" stehen. Wir sind sehr froh, dass bei dem Konzert am 12. September auch die estnische Botschafter Dr. Kaja Tael ihr Kommen zugesagt hat und eine Rede halten wird. Eine japanische Geigerin wird an diesem Abend auf einer Stradivari unter anderem Werke von Jean Sielius spielen, der vor 150 Jahren geboren wurde. Das schöne ist, dass die Familien Beichert, Clostermann und wir bei unserer eigenen Abschlussveranstaltung als Besucher im Dom sitzen und dieses wunderbare Ereignis genießen können.

KLAUS NIKOLEI FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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