Kreis Wesel WES-EL 1: Eine Institution wird 90

Kreis Wesel · Horst Griese brachte als erster Oberkreisdirektor den neuen Kreis Wesel ab 1975 als Verwaltungseinheit ans Laufen. Heute hat der gelernte Jurist Geburtstag.

Horst Griese gehört zum Kreis Wesel wie die Butter aufs Brot. Nicht ohne Grund steht auf seinem Kfz-Kennzeichen WES-EL 1. Mit dem EL in der Mitte leicht, aber im Grunde schöner abgewandelt, entspricht es der Kennung früherer Dienstwagen und ist zugleich eine Zusammenfassung seines Wirkens. Denn der aus Weisen im Kreis Westprignitz (Brandenburg) stammende Jurist war es, der den Kreis Wesel mit der Kommunalen Neuordnung 1975 als Einheit ans Laufen brachte. Heute wird der in Dinslaken lebende ehemalige Oberkreisdirektor (OKD) 90 Jahre alt.

Als Griese 1992 in Pension ging, galt er längst als Institution. Dabei war sein Start durchaus rumpelig. Dem politischen Hickhack um die Neuordnung und die Namensgebung für den aus den Altkreisen Dinslaken, Moers und Rees gebildeten neuen Kreis Wesel folgte ein Tauziehen um die Position des Verwaltungschefs. Griese gewann mit 37 von 67 Stimmen und war "erleichtert". Dass er nach zwölf Jahren dann einstimmig wiedergewählt wurde, macht ihn heute noch stolz.

Zu dem Zeitpunkt hatte er eine wesentliche Hürde bereits gemeistert: die Etablierung Wesels als Sitz der Kreisverwaltung. "Die Stimmung war vorher sehr unterschiedlich, aber am Ende gab es nur vier Gegenstimmen", erinnert sich Griese. Nachdem bereits Bundes- und Landesbehörden in der alten Hansestadt angesiedelt waren und da diese auch noch fast im Mittelpunkt des neuen Kreises lag, war es für ihn nur logisch, dass Wesel auch das Kreishaus bekam. 1984 wurde es bezogen.

Karl Kutsch, Herbert Szidzik, Helmut Schult und Edmund Maniecki bildeten als Dezernenten mit dem OKD damals die Führungsriege, die heute Verwaltungsvorstand heißt und von Ansgar Müller als hauptamtlichem, direkt gewählten Landrat geleitet wird. "Ich habe Glück gehabt. Das waren alles loyale Leute", sagt Griese. Er meint auch, dass die damalige Trennung von Verwaltung und Politik besser war. So habe er sich als OKD noch rein auf die Verwaltungsaufgaben konzentrieren können und keine Parteipolitik betrieben. Dass er seinen Einfluss nutzte, steht außer Frage. Griese (SPD) schlug Kutsch (CDU) in einer Verwaltungsvorlage zur Wiederwahl vor. Er wollte den Kreisdirektor als zweiten Mann weiterhin an seiner Seite haben und bekam ihn auch. Trotz vorher spürbar anderer Tendenzen im Kreistag. Sein SPD-Parteibuch gab Griese übrigens ab, als der linke Flügel der Genossen nach Helmut Schmidt mit Gerhard Schröder zum zweiten Mal einen eigenen Kanzler absägte. So blickt der Spitzenbeamte a.D. heute auch mit einer gewissen Skepsis auf die Haltung der Bundes-SPD in Sachen Regierungsbildung.

Um den Schlaf bringt ihn das aber nicht. Vielmehr möchte er wieder fitter werden. Nach einer Operation an der Bauchschlagader plagen Horst Griese derzeit Handicaps. So ist er auf einen Rollator angewiesen, den er aber leider nicht ins Auto heben kann. Also tut er alles, um wieder mobiler zu werden. "Ich trainiere ständig", sagte der verwitwete Griese, der heute seinen 90. Geburtstag mit rund 20 Gästen bei einem Mittagessen feiert. Zur Familie zählen zwei Töchter, ein Schwiegersohn und ein in Hamburg studierender Enkel, der aber nicht kommen kann, weil er morgen Examensarbeiten hat.

Der Jubilar ist unter anderem Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und des Landesverdienstordens sowie Ehrenmitglied des Landesjagdverbandes und Vorsitzender des Kuratoriums der Ton-Stiftung Nottenkämper.

(fws)
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