Hamminkeln Wege von Flüchtlingen nachzeichnen

Hamminkeln · Ein Kunstprojekt stellt die Neuankömmlinge in den Mittelpunkt. Der persönliche Kontakt hat Gesamtschüler bewegt und an Schicksale herangeführt. Der Rotary-Club Issel-Süd als Schirmherr und die Flüchtlingshilfe freuen sich darüber.

 Lothar Venn, Günter Crefeld, Anette Schmücker und Thomas Michaelis (v. l.) haben die Ausstellung mitorganisiert.

Lothar Venn, Günter Crefeld, Anette Schmücker und Thomas Michaelis (v. l.) haben die Ausstellung mitorganisiert.

Foto: DIANA ROOS

Wenn menschliche Schicksale bewegen, fallen Vorurteile in sich zusammen. Was der persönliche Kontakt mit Neuankömmlingen in Hamminkeln bewirkt, zeigt ein Kunstprojekt der fünften bis siebten Jahrgangsstufen an der Gesamtschule Hamminkeln. Ergebnis ist die Ausstellung "Länder - Wege - Schicksale", die als Wanderschau konzipiert ist und am Freitag, 15.30 Uhr, im Rittersaal von Schloß Ringenberg eröffnet wird - passend am Ort mit der ältesten Unterkunft in der Stadt an der Belenhorst.

Der Rotary-Club Issel-Süd als Schirmherr und die Flüchtlingshilfe mit ihren Kontakten sind begeistert von dem von ihnen geförderten Projekt, wie sie gestern sagten. Lothar Venn als amtierender Rotary-Präsident und Günter Crefeld als Flüchtlingshelfer betonten dabei, dass die Zusammenarbeit auf weiteren zwei Säulen beruht: Deutschkurse, deren Zahl jüngst vergrößert wurde, und Vereinssport wie in Ringenberg - übrigens nicht nur für kickende Männer, sondern in Sportkursen auch für Flüchtlingsfrauen. Wobei nicht alles golden ist. So sprach Crefeld davon, dass die Schwierigkeiten in Sprachkursen durch große Bildungsunterschiede zunähmen. Man habe neben gut Ausgebildeten eine wachsende Zahl von Analphabeten zu betreuen, die zuletzt aus Syrien und dem Irak kamen. Auch die Fahrten zu den Schulungsorten seien schwierig. Venn wies auf die Integrationsleistungen hin, die die Rotarier finanziell und ideell unterstützen. Für Projekte unter dem Titel "Asyl bekommt ein Gesicht" könne man mit Zuschüssen 15.000 Euro einsetzen, unter anderem aus dem Erlös des Baumarkt-Konzertes (RP berichtete). "Ich finde es sehr gut, wie sich die Schüler mit dem Thema Flüchtlinge auseinandergesetzt haben", sagt er.

Am Anfang, so Gesamtschul-Direktorin Anette Schmücker, habe ein Besuch der Schüler in der Belenhorst gestanden. "Die Kinder waren erschüttert über die Enge", erzählt sie. Als die Idee zum Kunstprojekt aufkam, seien fünf Lehrer sofort mit eingestiegen. Flüchtlingskontakte bestanden erst auf Lehrerebene, die Geschichten der Neuankömmlinge hätten "zu Tränen gerührt". Die Pädagogen schrieben die individuellen Fluchtgeschichten aus Irak, Afghanistan und Eritrea auf und gingen damit in die Klassen. "Es war mucksmäuschenstill, als sie vorgetragen wurden. Die Kinder waren sehr ergriffen", erzählt die Direktorin. Die Betroffenheit war dann der Treibstoff, um den Motor für das Kunstprojekt in Bewegung zu halten. Es geht um Schicksale, um erfüllte und enttäuschte Hoffnungen, um nicht enden wollende Fluchtwege und -strapazen.

Schuhe mit "Sprechblasen" erzählen von Fußmärschen, Augenbilder symbolisieren, was die Menschen unterwegs gesehen haben, Schlagworte zu den Fluchtursachen geben düstere Auskunft auf schwarzem Untergrund, Tür- und Schlüssellochbilder zeigen, was aus den Erwartungen der Flüchtlinge geworden ist. Die konkreten Wege werden nachvollzogen, auf denen die Asylbewerber nach Hamminkeln kamen.

Zum Schluss wartet ein Willkommensstrauß aus Bambus, Symbol und Ausdruck dafür, dass in der Stadt eine positive Stimmung gegenüber Flüchtlingen herrscht. So gesehen ist das Kunstprojekt der Schule eine vorbildliche, eine mitmenschliche Art von Integration.

(RP)
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