Himmel & Erde Was ist richtig?

Wesel · Die Flüchtlingsproblematik ist das beherrschende Thema Europas und unseres Landes. Wer hat den Mut, mit leisen Worten nach neuen Wegen zu suchen?

Himmel & Erde: Was ist richtig?
Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Die ersten drei Wochen des neuen Jahres haben gezeigt, dass uns die alten Probleme nicht loslassen. Nach wie vor ist die Flüchtlingsproblematik das beherrschende Thema Europas und unseres Landes. Wer die vage Hoffnung hatte, dass durch den anbrechenden Winter die Zahl derer, die sich zu uns auf den Weg machen, kleiner werden würde, sieht sich bereits nach wenigen Wochen korrigiert. Die Menschen kommen weiter. Über das Meer. Über die Balkan-Route. Alleine, mit ihrer Familie oder zu Tausenden in endlosen Kolonnen. Europa wirkt wie ein Magnet. Weg aus dem eigenen geschundenen Land. Weg aus zerstörten Häusern, aus der Bedrohung vor Fassbomben und bestialischen IS-Mördertruppen. Wie viele schaffen wir noch, fragen sich immer mehr Menschen bei uns. Über eine Millionen Flüchtlinge waren es bis Ende des alten Jahres. 1,5 Millionen Geflohene sollen es für dieses Jahr mindestens werden, wenn die Grenzen weiter offen bleiben.

Um uns herum machen immer mehr Länder ihre Grenzen dicht. Nichts geht mehr, hören wir von überall her. Dänemark, Schweden, Österreich. Von den osteuropäischen Ländern ganz zu schweigen. Einsam ragt Deutschland mit seiner Politik aus der Gemeinschaft der anderen heraus. Der Süden wird gar nicht erst gefragt. In Griechenland sind ordnende Strukturen längst zusammengebrochen. Was ist richtig? Die Willkommenskultur des letzten Sommers? Eine deutlich regulierende Politik, die auf vertretbare Obergrenzen setzt, um den Ankommenden auch gerecht zu werden und Integration erst zu ermöglichen? Seit den erschreckenden Bildern von Köln, Düsseldorf, Hamburg und vielen anderen Städten in Deutschland zu Silvester hat die Diskussion um die Aufnahme von Flüchtlingen eine neue Dimension bekommen. Die Erfahrung, dass sich immer mehr Bürger durch Flüchtlinge bedroht fühlen, verwirrt unsere auf "politische Korrektheit" gedrillten Sprach- und Denkmuster. Was ist richtig? Weiter grenzenlos offen bleiben oder miteinander nach neuen, differenzierten Lösungen suchen? Niemand weiß die richtige Antwort. Wichtig wäre schon einmal, überhaupt zu wissen, was man denn möchte. Zu sagen, wir möchten Menschen auf der Flucht vor Krieg und Terror für eine begrenzte Zeit Aufnahme und Sicherheit garantieren und dafür sorgen, dass ihnen erfolgreiche Integration angeboten wird, könnte ein wichtiges Parameter für unser Gespräch über offene oder geschlossene Grenzen sein. Es könnte unser Nachdenken ehrlicher machen über das, was wir tatsächlich schaffen und was nicht. Grenzenlosigkeit ist genauso wie Abschottung weder das Gebot der Stunde, noch staatlich oder ethisch verantwortlich. Wer hat den Mut, mit leisen Worten nach neuen Wegen zu suchen?

THOMAS BRÖDENFELD

(RP)
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