Schermbeck Wanderer machen auf Krankheit ALS aufmerksam

Schermbeck · Arnold Schnittger schob seinen Sohn im Rollstuhl durch Deutschland. Jetzt haben sie Schermbeck besucht.

 Die Wanderer um Arnold (links, kariertes Hemd) und Nico Schnittger. Auch Hund Bertha ist immer dabei, hier offenbar etwas außer Puste.

Die Wanderer um Arnold (links, kariertes Hemd) und Nico Schnittger. Auch Hund Bertha ist immer dabei, hier offenbar etwas außer Puste.

Foto: Hermann

Arnold Schnittger muss tief Luft holen. Der Niederrhein ist gar nicht so flach wie man denkt, da kommt man als Wanderer schon mal ins Schwitzen - vor allem, wenn man einen Rollstuhl schiebt, in dem ein quietschvergnügter 21-Jähriger sitzt. Dabei ist Arnold Schnittger gut im Training. Für seinen Verein "Nicos Farm" hat er Deutschland zu Fuß durchquert. Seit 2009 bricht der 64-Jährige mit seinem schwerbehinderten Sohn zu spektakulären Wanderaktionen auf. 3000 Kilometer liegen hinter den beiden. Jetzt waren sie in Schermbeck.

Vater und Sohn sind von Flensburg bis zum Bodensee gewandert und zweimal von ihrer Heimatstadt Hamburg bis Krefeld. Und auch den Jacobsweg hat das Team gemeistert. Als Kind habe er seinem Sohn versprochen, ihn bis zum Ende der Welt zu tragen, wenn er tapfer durchhält, erinnert sich Arnold Schnittger. Heute wiege Nico 70 Kilo, da sei es komfortabler, ihn zu schieben.

Aktuell sind sie auf der Römer-Lippe-Route unterwegs - vom Hermanns-Denkmal bis nach Xanten. Mit dabei sind andere Betroffene wie Robert Kik aus Marl, genannt "Robbe pilgert". Auch er wurde durch Wanderaktionen bekannt, sogar im Vatikan war er. Kik hat sich vorgenommen, die Krankheit ALS und ihre Auswirkungen öffentlich zu machen. Unterwegs besucht die Wandergruppe Städte und Gemeinden. Ihr Ziel ist es, zu sensibilisieren und ein Bewusstsein zu schaffen für die Probleme von Eltern behinderter Kinder. Seit Jahren setzt sich der Verein dafür ein, dass pflegende Angehörige angemessen bezahlt werden und nicht irgendwann auf Hartz IV angewiesen sind, wie es Arnold Schnittger passiert ist: Durch den 24-Stunden-Job konnte er seinen Beruf nicht mehr ausüben.

"Es kann jeden treffen", sagt Schnittger. "Durch einen Pflegefall ändert sich die gesamte Lebenssituation." In Amelinghausen bei Lüneburg bot ihm der Bürgermeister jetzt ein Grundstück an, auf dem er "Nicos Farm" aufbauen kann. Häuser entstehen, in denen Eltern mit ihren behinderten Kindern leben können. Infos: 0170 4131404 oder per E-Mail an info @nicosfarm.de

(hes)
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