Hamminkeln Vom Glück, Pfarrer in Brünen zu sein

Hamminkeln · Klaus-Hermann Heucher hatte gestern seinen ersten offiziellen Arbeitstag. Doch im Dorf ist der aus Bernkastel-Kues (Mosel) stammende Pastor ein alter Bekannter. Das Treffen mit der Rheinischen Post war seine erste Amtshandlung.

Der Ausspruch seiner Kindergärtnerin "Der gibt mal 'nen guten Pastor" war nicht nur prophetisch, sondern auch das älteste Kompliment, an das sich Klaus-Hermann Heucher erinnern kann. "Es galt meinem Erzählen. Zwar wusste ich nicht genau, was ein Pastor ist, aber weil auch mein Großvater einer war und meine zweitälteste Schwester das auch werden sollte, musste es etwas sehr Gutes sein", erinnert sich der neue Pfarrer von Brünen. Er spricht vom "großen Glück, im Dorf Geistlicher zu sein". Gestern war sein erster offizieller Arbeitstag im Gemeindehaus an der Rohstraße.

Im Ort ist er längst angekommen. Seit Januar nimmt er die Vakanz-Vertretung für Christoph Sommer wahr, der zurückgegangen ist in seine Heimatpfarre nach Wilhelmshaven. "Seitdem habe ich die Gemeindearbeit begleitet, habe alles gemacht außer Verwaltung", erzählt Klaus-Hermann Heucher. Am Sonntag, 11. September, wird es feierlich für ihn, wenn er von Superintendent Thomas Brödenfeld eingeführt wird. Brünens Pfarrer hält dann eine Predigt, die beachtet werden wird. Deshalb denkt er schon täglich über die Worte nach, die nachwirken sollen.

Es wird ihm gelingen, denn der Pfarrer ist mit ganzem Herzen dabei. "Ich bin ein sehr glücklicher Mensch, ich mache den ganzen Tag, was ich immer tun wollte", sagt er mit voller Überzeugung. Er will den Glauben weitertragen, die Geschichten aus der Bibel den Menschen verdeutlichen und die kirchlichen Gruppen intensiv begleiten. "Glücklich" sei er auch über die ökumenische Zusammenarbeit mit der Pfarrgemeinde aus Marienthal. Der Mann aus Bernkastel-Kues (Mosel) ist mittlerweile ein überzeugter Niederrheiner. Das Schulvikariat machte er am Berufskolleg Wesel, das Vikariat in Drevenack, wo er auch Probedienst und Vertretung von Pfarrer Joppien absolvierte. "Die Niederrheiner sind offen und locker", sagt Brünens Pfarrer. Wobei auch seine Ehefrau, Pfarrerin Lena Heucher-Baßfeld, die aus Hamminkeln stammt, ihren Anteil haben dürfte. Seine vier Söhne im Alter von einem bis fünf Jahren werden dafür sorgen, dass der 44-jährige Vater noch näher an den Niederrhein heranrückt. Noch geht es turbulent im Haus Heucher in Hamminkeln zu, bald wird es so im Pastorat einen Steinwurf vom Gemeindeamt entfernt sein, in das die Familie einzieht.

Pfarrer Heucher ist ein theologischer Seiteneinsteiger. In seinem ersten beruflichen Leben war er Jurist wie schon sein Vater. Mit 30 Jahren entschied der Mann, der als jüngstes von vier Kindern aus einem "konfessionsverschiedenen", aber stark kirchlich geprägten Elternhaus stammt, die berufliche Erfüllung anzustreben, die er als "meinen Kindheitsraum" bezeichnet.

"Meine Lebenswege haben mich die Erfahrung gelehrt, dass der Glaube eine tragfähige Lebensqualität ist", sagt er, "diese Hoffnung zu entdecken und gemeinsam weiterzugeben, halte ich für den bleibend schönsten Auftrag der Kirche." Besonders in Zeiten des "Glaubensschwundes".

Praktisch ist nicht alles umzusetzen. Die brachliegende kirchliche Jugendarbeit etwa wird in diesem Jahr weiterruhen. Eine Lösung ist erst zu erwarten, wenn ab Januar 2017 die evangelische Großgemeinde Issel startet.

Hamminkeln, Brünen, Ringenberg, Wertherbruch und Dingden gehen dann zusammen einen "zukunftsfähigen Weg".

(RP)
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