Wesel Vier Posaunen von erhabenem Klang

Wesel · Das Posaunenquartett Opus 4 aus Leipzig sorgt mit Organist Ansgar Schlei fürs zweite bewegende Weihnachtskonzert nach Bachs Weihnachtsoratorium vor gut einer Woche. Das Publikum im Dom dankte mit langem Applaus.

Samstagabend hatten sich im Weseler Willibrordi-Dom lange vor Beginn viele Hörer versammelt zum Konzert des Posaunenquartetts Opus 4 Leipzig. Diese vier Könner aus dem Leipziger Gewandhausorchester, die einige Werke im Zusammenspiel mit Domkantor Ansgar Schlei an der Marcussen-Orgel darboten, versprachen natürlich erstklassige Interpretationen. Die erlebten die Hörer denn auch: als zweites bewegendes Weihnachtskonzert nach Bachs Weihnachtsoratorium eine gute Woche vorher.

Jenes wurde als Singalong, eine in England und in den Niederlanden noch gepflegte Tradition, aufgeführt, zum ersten Mal in Wesel. Die Chorsätze sang die Kantorei gemeinsam mit Gemeindegliedern, die natürlich extra vorbereitet waren. Zur großen Freude wurde es für Choristen, gastierende Solisten, Orchestermusiker und - klar - die Hörer. Domkantor Ansgar Schlei arbeitet verantwortungsbewusst nach seinem inneren Peiler. Dank dafür.

Das Leipziger Ensemble glänzte nun mit einem erlesenen Programm aus der Literatur von der Renaissance bis zum Heute, gegliedert in Partiten, das heißt in Suiten von mehreren Kompositionen, die zum selben Thema Wichtiges sagen. Zu jedem Menschen mochte die Musik mit anderer Akzentuierung sprechen, aber ihr hoffender festlicher Klang erreichte den aufnahmebereiten Geist. Hier sogleich mit Bonellis Toccata Athalanta für vier Posaunen und Orgel sowie mit Trombettis Multiplicanti sunt aus "Il primo libro de Motetti" für dieselbe Besetzung. Die Sehnsucht nach Frieden und Erneuerung kam in der Partita über den Choral "Nun komm, der Heiden Heiland" mit Musik von Raselius, Schein und Bach zum Ausdruck. Von der Demut gegenüber der Schöpfung Welt erzählte Hasslers "Dixit Maria".

Die Partita auf Barockposaunen (Gesualdo, des Prez, de Victorio) erfreute zudem die Augen, die mattschimmernde historische Posaunen zu sehen bekamen, darunter die Bassposaune mit Auszug per Hebel. Ergreifend Schütz' "Meine Seele erhebt den Herren" aus seinem Deutschen Magnificat 1657, das in seiner Struktur der damaligen Zeit voraus war. Moderne warm klingende Posaunen deutscher Instrumentenbauer erweckten vier Sätze von Melchior Frank zu hell tönendem Leben und die Partita zu Weihnachten "Ich steh an deiner Krippen hier". Barocken Klängen folgte hier von Bernhard Krol (1920- 2013) die Paraphrase über den titelgebenden Bach-Coral, ein Werk, das Brüche der neuen Zeit mit ernsten dialogähnlichen Passagen aufwies, bevor mit Bachs "Vom Himmel hoch" Zuversicht ins ewige Universum beschworen wurde.

Langer, dankbarer Applaus galt Jörg Richter, dem Gründer und Leiter des Ensembles, den Mitgliedern Dirk Lehmann, Stephan Meiner und Wolfram Kuhnt sowie Ansgar Schlei. Ein großes Konzert, so die einhellige Meinung der Zuhörer.

(RP)
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