Analyse Verluste und Fragen nach Lösungen

Kleiner Fluss, große Sorgen: Braucht die Issel ein Hochwasserkonzept?

Die Pegelstände an der Issel sinken. Dem Aufatmen folgt sogleich die Frage nach den Schäden. Die sind bei privaten wie öffentlichen Eigentümern zurzeit noch nicht genau zu beziffern. Zumal rund um Verluste in der Landwirtschaft einiges zu klären ist. Bei der Kreisbauernschaft mehrten sich gestern die Anfragen.

Wie Kreisgeschäftsführerin Katharina Wielage sagte, wollten Landwirte zum Beispiel wissen, wie es nun um die Prämienrechte bestellt ist. Darf nachgedüngt oder nachgesät werden, ohne Ansprüche auf EU-Mittel zu verlieren? Und wie sieht es mit den Versicherungen oder Schadenersatzansprüchen aus? Das waren die beherrschenden Themen. In vielen Fällen ging es um Kartoffeln und um Mais. "Da kann es am Ende des Jahres um recht große Summen gehen", sagte Wielage. "Ich hatte gerade jemanden am Telefon, der hatte 40 Hektar unter Wasser stehen."

Jens Buchmann, Ortsbauern-Vorsitzender aus Brünen, war im Raum Voshövel selbst wenig betroffen und meinte, die Lage sei schwierig einzuschätzen. Er wusste aber auch von einem Nachbarn zu berichten, dem teils der junge Mais weggespült worden sei. Probleme sieht er auch für Grünland, auf dem durchnässtes Heu zu vergammeln drohe, wenn Wasser länger stehenbleibe. Rufen nach Rezepten für besseren Hochwasserschutz steht er skeptisch gegenüber. Wenn die Issel nur alle 20 Jahre mal so ein Hochwasser führe, wären Überflutungsflächen vielleicht übertrieben. "Man sieht immer Gefahren für Wohnsiedlungen, aber der Landwirt hat ja auch Schäden", sagte Buchmann.

Wer sich für Hochwasserschutz an der Issel interessiert, der stößt auf diverse Isselverbände und irgendwann auch auf den in Hamminkeln angesiedelten Dachverband dazu. Dessen Repräsentanten waren gestern nicht zu erreichen. Im Boot sitzen auch die Bezirksregierungen Düsseldorf und Münster sowie natürlich das NRW-Umweltministerium. Bei denen gibt's Gutachten und Gefährdungsabschätzungen sowie Empfehlungen für alle möglichen Abschnitte (Stichwort Planung zum Hochwasser-Risikomanagement). Aber keine konkrete Zielplanung aus einem Guss und schon gar keine Konzepte für die Issel. Denn diese sind Sache der Kommunen - sprich Kreise. Für die operative Umsetzung von Vorhaben wären dann die Isselverbände zuständig.

Nach den vor knapp 20 Jahren wegen Protesten gegen ein Auenkonzept beendeten Diskussionen sind nach RP-Informationen einem Neustart 2014 drei Arbeitssitzungen gefolgt. Offensichtlicher Knackpunkt ist es, wie Flächen zu bekommen sind beziehungsweise wie Eigentümer entschädigt werden könnten.

(RP)
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