Bericht von Creditreform Überschuldung in Wesel auf Rekordhoch

Wesel · Vor allem in der City und in der Feldmark gab es seit zehn Jahren nicht mehr so viele Privatpersonen, die sich überschuldet haben, teilt die Wirtschaftauskunftstei Creditreform mit. Die Kreisstadt liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt.

 Anke Wemmer von Creditreform

Anke Wemmer von Creditreform

Foto: Creditreform

Nicht nur bundesweit, auch in den Städten und Gemeinden des Kreises Wesel ist die Überschuldung von Privatpersonen gestiegen - allerdings weniger stark, als zu befürchten war. Das hat jetzt Anke Wemmer, Geschäftsführerein der Weseler Wirtschaftsauskunftstei Creditreform, mitgeteilt. Besonders große Probleme, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, haben demnach die Menschen in der Weseler Innenstadt und in der Feldmark (Postleitzahl 46483). Dort liegt die Überschuldungsquote bei 18,44 Prozent (plus 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Es ist der höchste Stand seit zehn Jahren. Zum Vergleich: Bundesweit liegt die Quote bei 10,04 Prozent. Sie ist zwar etwas geringer als vor einem Jahr (Stichtag 1. Oktober 2016: 10,06 Prozent). Nur ist die Zahl der Menschen in Deutschland seither auch deutlich gestiegen. Das bedeutet, dass mittlerweile 6,9 Millionen Bürger über 18 nachhaltige Zahlungsstörungen aufweisen (plus 65.000). Überraschend, dass fast alle neuen Fälle "aus der Mitte der Gesellschaft" stammen.

Mit einer Schuldenquote von 12,66 Prozent liegt Wesel nicht nur weit über dem Bundesdurchschnitt, sondern nimmt auch im Kreis Wesel (Durchschnitt: 9,98 Prozent) einen traurigen Spitzenplatz ein. Als Gründe für die Überschuldung nennt Anke Wemmer neben Trennung, Scheidung Arbeitslosigkeit, Sucht und Krankheit vor allem "unwirtschaftliche Haushaltsführung". Konkret meint sie damit, "dass man mehr ausgibt, als man hat. Es wird den Leuten ja auch mittlerweile sehr einfach gemacht, sich durch Ratenkäufe alle möglichen Konsumwünsche zu erfüllen. Und so mancher verliert dabei den Überblick und gerät in ein einen Abwärtsstrudel", sagt Anke Wemmer. Sie bedauert sehr, dass viele Menschen einfach nicht gelernt hätten, mit Geld umzugehen. "Deshalb müsste man eigentlich schon im Kindergarten oder spätestens in der Grundschule den Grundstein legen, damit Kinder vor allem aus sozial schwachen Familien den Umgang mit Geld lernen, um sie später vor einer Überschuldung zu schützen", so Wemmer.

Wie gesagt, beim Thema Schulden ragen die Innenstadt und die Feldmark heraus. Obrighoven und Lackhausen (46485) liegen mit 10,47 minimal schlechter als im Jahr zuvor (plus 0,05 Prozent). Besser sieht es traditionell im Umland aus: In Bislich, Flüren, Bergerfurth, Büderich und Ginderich beträgt die Quote 9,06 Prozent (Vorjahr: 9,0). Hamminkeln schlägt mit 7,59 (plus 0,08 Prozent), Schermbeck mit 8,08 (minus 0,3) und Hünxe mit 5,85 (minus 0,13) zu Buche.

Erschreckend findet die Creditreform-Geschäftsstellenleiterin, dass nicht nur immer mehr Frauen in die Schuldenfalle tappen, sondern dass auch die Altersüberschuldung steigt. Und zwar dramatisch. Allein in den vergangenen vier Jahren bundesweit um 76 Prozent. Dieser Trend dürfte sich nach Einschätzung von Experten fortsetzen, weil die Preise für Miete, Strom, Wasser und Heizung anziehen, während die Renten kaum spürbar steigen.

(RP)
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