Wochenkommentar Wie Geht's, Wesel? Über Lob in der Politik

Wesel · Es weihnachtet sehr: Jetzt kommt die Zeit der warmen Worte. In Wesel und Hamminkeln geschah diese Woche viel Lobenswertes.

Es geht auf das Weihnachtsfest zu. Das merken Arbeitnehmer auch daran, dass der Chef, der die Mitarbeiter in den restlichen elf Monaten des Jahres vor sich hergetrieben hat, in einem warmen Brief an die Belegschaft plötzlich für die gute Arbeit dankt. Gefühlig wird man in der Adventszeit, und selbst in der Weseler Politik, die ihre Ellbogen für gewöhnlich 24/7 in Bereitschaft hält, wird plötzlich gelobt. Die kleine Fraktion Wir für Wesel (WfW) im Stadtparlament hat in dieser Woche die Bürgermeisterin und den städtischen Wirtschaftsförderer für die Wirtschaftspolitik gewürdigt. Das ist erfrischend und ein wohltuender Kontrast zum politischen Dauerfeuer. In der Tat gibt es angesichts sprudelnder Gewerbesteuern - Wesel ist da nur Teil eines bundesweiten Trends - wenig zu kritteln. Zu beachten aber ist: Der Lobende will immer auch etwas über sich selbst sagen. Wenn WfW-Chef Thomas Moll der Verwaltung eine gute Wirtschaftspolitik attestiert, dann sagt er damit ja auch, dass er selbst etwas von Wirtschaftspolitik verstehen muss. Es gibt eben verschiedene Kategorien von Lob: Das von der WfW ausgesprochene ist ein Lob mit Hintersinn.

Zuspruch erfuhr nicht nur die Stadtchefin in dieser Woche, die mit der Eröffnung des 130.000-Euro-Toilettenhäuschens den heimlichen Höhepunkt des Jahres bereithielt. Die CDU hatte sich für dieses Bahnhofsklo ausgesprochen, und als es in einer kleinen Feierstunde eröffnet wurde, da hätten viele Bürger für den Einsatz gedankt, sagte CDU-Ratsfrau Jutta Radtke nachher. Das Klo ist eine gute Nachricht für die Pendler - trotzdem staunt man angesichts des Preises. Für 130.000 Euro kauft man sich in Wesel eine schöne Eigentumswohnung, inklusive vergoldeter Klobrille.

Lob wird übrigens nicht nur in Wesel ausgesprochen. Ähnliches passiert auch in Hamminkeln. Dort konnte mit der Bebauung an der Raiffeisenstraße eine Lücke im Stadtbild geschlossen werden. Wer durch Hamminkeln fuhr, der verstand ja nie, warum ausgerechnet an dieser Stelle noch nicht gebaut worden ist. Es waren komplizierte Verhandlungen, mindestens auf Brexit-Niveau - so hört man es aus Hamminkeln. Die Beteiligten in Politik und Verwaltung und - allen voran auf Investorenseite - sind also zu loben für einen sinnvollen Lückenschluss. Nicht an den Rändern sollten die Ortschaften mit Baugebieten ausfransen, sondern in ihrem Kern nachverdichtet werden.

Wo wir gerade beim Loben sind: Hamminkeln hat verliehen, Wesel verleiht am Wochenende seinen Ehrenamtspreis. Geehrt werden folgende zehn Preisträger: Silja Meyer-Suchsland (Tier- und Umweltschutz), Gruppe Ma(h)lZeit an der Friedenskirche (Soziale Arbeit), Jugendfeuerwehr Wesel (Jugendarbeit), Helma und Gerd Bruckhoff (Umweltpflege und Nachbarschaft), Egon Köppers (Seniorenarbeit), Kindergottesdienst-Team Büderich (kirchliche Arbeit), Wolfgang Fritzsche (DRK-Wohlfahrtsverband), Dieter Kiehle (Sport), Hansegilde Wesel (Stadtgeschichte) sowie Hermann-Josef Schulte (Mehrgenerationenhaus). Gelobt sei das Ehrenamt! Danke für diesen Einsatz. Wir sind jetzt raus, den Weihnachtsbrief an die Kollegen schreiben. Es gibt viel zu loben in diesen Tagen.

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(RP)
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