Hamminkeln Textile Kunst mit Botschaften

Hamminkeln · Vera Drebusch und Yiannis Pappas stellen bis Anfang Juli im Schloss Ringenberg aus. Zur Vernissage morgen um 17 Uhr gibt es eine Performance mit Flaggen. Alle Interessenten sind der Derik-Baegert-Gesellschaft willkommen.

 Herbert Ploegman und Franziska Wilmsen sind die Kuratoren der Ausstellung mit Werken von Vera Drebusch und Yiannis Pappas .

Herbert Ploegman und Franziska Wilmsen sind die Kuratoren der Ausstellung mit Werken von Vera Drebusch und Yiannis Pappas .

Foto: Markus Weissenfels

Dr. Gudrun Bott von der Derik-Baegert-Gesellschaft ist erfreut über den kreativen Schub, den die beiden jungen Kuratoren und Stipendiaten Herbert Ploegmann aus den Niederlanden und die Deutsche Franziska Wilmsen entwickelt haben. "Durch sie stellen wir Künstler aus, auf die wir nicht gekommen wären. Das fügt sich ein, als hätte es nicht anders sein können. Und das zeigt, mit welcher Intensität hier gearbeitet wird", sagte sie bei der Vorstellung der neuen Ausstellung im Schloss Ringenberg. Zu sehen ist textile Kunst von Vera Drebusch aus Köln und Yiannis Pappas, Grieche mit Berliner Wohnsitz, die gleichermaßen inhaltliche und ästhetische Botschaften senden. Ihre vielseitige Auseinandersetzung mit dem textilen Werkstoff hat auch Erlebnischarakter. Bei der Eröffnung morgen um 17 Uhr wird Yiannis Pappis bei seiner Performance im großen Saal bodendeckend 80 Nationalflaggen zusammenfügen. Ein Sinnbild aus künstlerischer Sicht, dass die Nationen zusammenrücken.

Pappas hat mit einer Performance, einer Nationenhose, 2011 am Checkpoint Charlie in Berlin für Aufsehen gesorgt. Das Objekt an einer langen Teleskopstange hängt im hohen Flur zu den Ausstellungsräumen. Ploegmann und Wilmsen haben einen Dreiklang geschaffen: Die Gemeinsamkeit der Künstler in einem Raum, Vera Drebusch allein im Wappensaal, Yiannis Pappas im großen Saal. Beide haben sich im Bocholter Textilwerk anregen lassen, was das Material und die harte Arbeit der Textilherstellung betrifft. Von hier hat die Kölnerin grobes Grubentuch mitgebracht und darauf im Siebdruck ihre Eindrücke des Elements Wasser kreiert - mit Motiven wie Katastrophen und Überschwemmungen. Diese Serie passt zu Ringenberg, wo das Issel-Hochwasser das Dorf bedrohte.

Die gelernte Fotografin hat zudem einen Fahnenständer mit güldenen Spitzen und Flaggen voller Vogelschwärme geschaffen. Einen einsamen kleinen Teller, der auf gekälkter Wand hängt, hat sie mit einer Luftaufnahme verziert, der Wege von Robben und Schiffen in der Nordsee skizziert. Das wirkt im hohen Raum mit seinen Holzdecken. Yiannis Pappis hat in seinem Raum mit den zusammenbringenden Näharbeiten der Flaggen erst begonnen. Niederländische Studenten werden den Entstehungsprozess begleiten. "Der Raum wird schließlich völlig anders wirken", sagt Kurator Herbert Ploegmanns erwartungsvoll.

Wirkungsvoll ist auch Vera Drebuschs ausgelegter Teppich namens "Enjoy the silence" in Grün- und Erdfarben bis zu hellen Tönungen. Ein Luftbild des Militärgeländes Munster ist Basis für die gewebte Kunst. Darüber an der Wand hängt eine Serie von Pappis, der Textilwürste zu Schlagstöcken einer Polizeihundertschaft zusammengefügt hat - weicher Stoff und hartes Thema. Drebusch hängt fünf Kissen an die Wand mit öliger Plastikbeschichtung. Wirkt mit gewissem Abstand kuschelig mit seiner Kissenfüllung, aber aus der Nähe schmierig. Der Eindruck täuscht nicht. Aufgedruckt sind Fotoausschnitte vom Meer nach dem katastrophalen Ölunfall der Bohrplattform Deep Horizon im Jahre 2010 im Golf von Mexiko.

(RP)
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