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Wesel Tareks Flucht vor dem Krieg in Syrien

Wesel · Die RP hat gestern die Notunterkunft am Lippeglacis besucht, in der 126 Menschen vorläufig untergebracht sind.

 Tarek Aksousi (29) hat schwere Wochen hinter sich. In Wesel fühlt er sich sicher. Was ihn bedrückt, ist die Ungewissheit, wie es nun weitergeht.

Tarek Aksousi (29) hat schwere Wochen hinter sich. In Wesel fühlt er sich sicher. Was ihn bedrückt, ist die Ungewissheit, wie es nun weitergeht.

Foto: Ekkehart Malz

Tarek Arksousi (29) hat schwere Wochen hinter sich. Der Vater einer wenige Monate alten Tochter ist aus Damaskus vor dem Krieg geflohen. Mit dem Boot aus Syrien in die Türkei, dann nach Griechenland und anschließend zu Fuß über Serbien irgendwie nach Deutschland. "Ich habe oft nichts gegessen und an Straßenrändern geschlafen. Jetzt bin ich froh, hier in Wesel zu sein", sagt Tarek Arksousi, der in seiner Heimat als Lkw-Fahrer tätig war und mit seiner Frau so oft wie möglich telefoniert.

Seit Mitte vergangener Woche lebt er mit 125 anderen Flüchtlingen aus Nordafrika, dem Irak und Iran, aus mehreren Ländern des Balkans und aus Indien in der staatlichen Notunterkunft im Gewerbegebiet am Lippeglacis. Er schläft auf einem Feldbett in einer der beiden großen Hallen, in denen bis vor einem Jahr die Fahrzeuge des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) standen. Viel mehr als das, was er am Leibe trägt, hat er nicht. Doch er beklagt sich nicht. Im Gegenteil. Tarek Arksousi entschuldigt sich bei seinen Gesprächspartnern. "Ich weiß", sagt er in gutem Englisch, "dass viele Menschen die Flüchtlinge als Problem sehen. Aber ich hatte keine Wahl, ich will nicht in der Armee kämpfen. Ich möchte hier so schnell wie möglich arbeiten und meine Familie zu mir holen." Was ihn bedrückt, ist die Ungewissheit, wie es nun weitergeht.

Kurzfristig wird ihm und allen anderen Bewohnern der Notunterkunft diese Frage auch niemand beantworten können. Denn keiner der Verantwortlichen weiß genau, wie lange die 125 Frauen, Männer und Kinder in Wesel bleiben können oder auch müssen. "Von der Bezirksregierung Arnsberg wissen wir nur, dass sie womöglich drei Wochen bleiben, um dann auf andere Städte und Gemeinden verteilt zu werden", sagt Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, die mehrfach betont, "dass es sich hier nicht um eine Luxusnummer handelt, sondern wir diese Menschen vor der Obdachlosigkeit bewahren". Die Verwaltungschefin hatte gestern am frühen Abend mit Sozialdezernent Klaus Schütz, Vertretern von Feuerwehr und DRK neben Pressevertretern auch die Vorsitzenden der Weseler Ratsfraktionen zu einem Rundgang eingeladen.

Das meiste, da sind sich alle Beteiligten einigen, laufe wirklich gut. Es gebe keine Streitereien, viele Flüchtlinge seien sehr hilfsbereit und wären sehr daran interessiert, ihre Unterkunft selbst sauber zu halten. Muslime könnten in einem Flur beten und hätten die Möglichkeit, in eine Weseler Moschee zu gehen. Für die 30 Kinder ist ein Spielzimmer eingerichtet worden. Heute werden am Eingang des Areals, das Tag und Nacht von Wachleuten beschützt wird, noch eine Hüpfburg aufgeblasen und ein Sandkasten errichtet. Und demnächst soll es noch ein Betreuungsprogramm für die Menschen geben, die zwar die Möglichkeit haben, beispielsweise in die Stadt zu gehen oder auf einem nahen Bolzplatz zu kicken. "Gegen den Lagerkoller, der kommen wird, müssen wir aber etwas tun", sagt Christoph Hegering von der Feuerwehr in seiner Funktion als Mitglied des Organisationsteams.

Zu dem gehört auch Rainer Keller vom DRK. Gerade als der Weseler SPD-Landtagsabgeordnete Norbert Meesters allen Helfern ein dickes Lob ausspricht und berichtet, dass niemand mit einem solch großen Flüchtlingsstrom habe rechnen können, meldet sich Keller zu Wort. "Als Verbandsvertreter sage ich: Diese humanitäre Katastrophe ist seit Jahren bekannt. Die Politik auf europäischer Ebene hat hier total versagt." Die Flüchtlingsproblematik, das weiß er genau, wird ein Dauerthema bleiben.

(RP)
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