Wesel Synode beschließt Sanierung des Lutherhauses

Wesel · Zwei Millionen Euro kosten die Arbeiten am Gesamtensemble aus historischem und neuem Gebäude.

Vorweg gesagt: Die Kreissynode Herbst 2016 des Evangelischen Kirchenkreises Wesel am Freitag, 4. November, und Samstag, 5. November, verlief in sachlich gerichteter, ruhiger Atmosphäre. Souverän, von geduldigem Zuhören getragen, leitete Superintendent Thomas Brödenfeld diese Tagung im Lutherhaus. Geordnet läuft's in allen Arbeitsfeldern, ausgewogen sind die Finanzen. Thomas Brödenfeld begrüßte die Gäste Marlies Hillefeld, stellvertretende Bürgermeisterin, und Stefan Sühling, Pfarrer der katholischen Gemeinde Wesel.

In seinem Bericht, der jedem Teilnehmer vorlag, erinnerte Superintendent Brödenfeld daran, dass am Montag, 31. Oktober, dem Reformationstag, in ganz Deutschland Gottesdienste gefeiert wurden als Auftakt zum Reformationsjubiläum 2017. Im Dialog mit dem Islam arbeitet die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) mit dem Münsteraner Theologie-Professor Mouhanad Khorchide, einem liberalen, toleranten islamischen Theologen, zusammen. Die Besetzung der oft längeren Vakanzen in einigen Gemeinden des Kirchenkreises in 2016 erforderte manchmal Geschick; das Landeskirchenamt half bereitwillig. Brödenfeld dankte dafür (die RP berichtete jeweils). Die neue gesamte "Evangelische Kirchengemeinde an der Issel" startet am 1. Januar 2017. Die Gründungsfeier ist am 5. März. Den Beschlussvorschlägen zum Haushaltsplan 2017, ausgerechnet von der Fachfrau Rita Werner, wurde zugestimmt. Entlastung gab's für alle Vorgänge.

Das Thema "Lutherhaus", schon im vorigen Jahr vorausweisend angesprochen, erforderte eine längere Diskussion. Für den gesamten Kirchenkreis bleibt dieses Haus der traditionelle Repräsentations-Ort "Evangelisch in Wesel". Das Diakonische Werk, das Gemeindebüro Wesel und die Verwaltung des gesamten Kirchenkreises bleiben im Haus. Aber das Gesamtensemble aus historischem und neuem Lutherhaus muss saniert werden. Voraussichtliche Kosten: zwei Millionen Euro.

Beschluss: Das Ensemble soll als Eigentum auf die Kirchengemeinde Wesel übergehen. Alle dazu nötigen Maßnahmen werden in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis durchgeführt. In den Wahlen zum Kreissynodalvorstand und zu den Ausschüssen wurden die bereits amtierenden Gemeindeglieder bestätigt. Den verdienten langjährigen Vorsitzenden des Partnerschaftsausschusses Otjiwarongo (Namibia), Pfarrer i. R. Christoph von Derschau, löst nun Pfarrerin Sarah Brödenfeld ab.

Als Gast am Samstag hatte der Superintendent den Historiker und Philosophen Dr. Klaus-Rüdiger Mai eingeladen, Autor des Sachbuches "Gehört Luther zu Deutschland?" Dessen Impulsreferat wurde zum Ereignis. "Ist Martin Luther überholt oder taugt er auch für das 21. Jahrhundert?" Genau ins jetzige auseinanderdriftende Zeitgeschehen passt Luthers kritisches Denken. Zu beurteilen ist dessen Wirkennur im Kontext seiner Zeit, wie die Geschichtswissenschaft richtig lehrt. Urteile aus heutiger Sicht können nur befangen sein. Luther war ein Mensch, unvollkommen, aber genial begabt. Seine derbe Sprache? Heute sind rüde Ausdrücke längst salonfähig! Wie mag später über unsere Haltung geurteilt werden?

(RP)
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