Wesel/Hamminkeln Superstromleitung: Im Mai startet Probelauf

Wesel/Hamminkeln · Die Arbeiten an den neuen Masten für die Höchstspannungsleitungen (380.000 Volt) stehen auf Weseler Gebiet kurz vor dem Abschluss.

In schwindelerregender Höhe sind Experten damit beschäftigt, Seile an den mehr als 60 Meter hohen Strommasten im Bereich Obrighoven zu befestigen.

In schwindelerregender Höhe sind Experten damit beschäftigt, Seile an den mehr als 60 Meter hohen Strommasten im Bereich Obrighoven zu befestigen.

Foto: Malz

Es ist schon ein atemberaubendes Schauspiel, das sich den Autofahrern auf der Schermbecker Landstraße im Bereich Obrighoven bietet, die ihren Blick über die Felder Richtung Norden schweifen lassen. Im Bereich Am Dülmen, Feldstraße, Rudolf-Diesel-Straße hängen an den bis zu 75 Meter hohen Strommasten Mitarbeiter einer Spezialfirma.

Jonas Knoop, der als Pressesprecher beim Dortmunder Stromnetzbetreiber Amprion beschäftigt und für das Projekt zuständig ist, sagt: "Diese Leute sind dort mit der Umbeseilung beschäftigt." Bedeutet: Nachdem auf dem gut drei Kilometer langen Abschnitt zwischen dem bekannten Umspannwerk an der Lippe in Obrighoven und der Gemarkung Lackhausen seit Mitte vergangenen Jahres sechs alte Masten abgebaut und durch lediglich zwei neue ersetzt wurden, müssen nun die Kabel neu aufgelegt werden.

Die für fünf Millionen Euro "ertüchtigte" drei Kilometer lange Strecke gehört übrigens nicht zu der Superstromleitung, die ab dem Jahr 2019 Energie, der per Wind in Norddeutschland in riesigen Offshore-Anlagen und auch auf Land produziert wird, in den Süden der Republik transportiert und dabei über Wesel führt. Sie ist, wie Knoop sagt, "nur eine Zuleitung für die nagelneue 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung, die auf einer Länge von 130 Kilometern von Meppen im Emsland nach Wesel führt und die wir im Auftrag der Bundesnetzagentur errichten".

Der erste offizielle von insgesamt sieben Bauabschnitten der neuen Stromtrasse beginnt auf Lackhausener Gebiet und endet unweit von Raesfeld. Auf dieser gut 15 Kilometer langen Strecke sind in den vergangenen Monaten zahlreiche, bis zu 80 Meter große Masten errichtet worden. Und auch der nächste, gut elf Kilometer lange Abschnitt zwischen Raesfeld und Borken Süd ist bereits fertig. Auf einem Teil der Strecke wurden mit viel Aufwand Erdkabel verlegt. "Das ist vom Gesetzgeber so festgelegt", sagt Jan Knoop. "Es handelt sich um ein Pilotprojekt."

Voraussichtlich im Mai, wenn zwischen dem Umspannwerk in Wesel und Raesfeld auch die letzten Arbeiten beendet sein werden, startet ein erster Testbetrieb. Man wolle dabei schauen, sagt der Amprion-Pressesprecher, "wie sich das etwa vier Kilometer lange Erdkabel beim Durchfluss von Wechselstrom verhält".

Übrigens wird im Weseler Umspannwerk künftig nicht nur die Leitung aus dem Emsland ankommen, die dann weiter in Richtung Koblenz verläuft, sondern auch eine zweite Stromautobahn. Diese soll in den Niederlanden produzierte Windenergie unter anderem über Doetinchem und Hamminkeln in die südlichen Bundesländer transportieren. Gestern wurde bekannt, dass die Bezirksregierung grünes Licht für den Bau der Trasse zwischen Wittenhorst (Hamminkeln) und Isselburg gegeben hat.

Ab dem Sommer sollen auf dem 17 Kilometer langen Teilstück 60 kleinere alte Masten abgebaut und durch 47 neue, bis zu 65 Meter hohe Masten ersetzt werden. Investitionssumme: 25 bis 30 Millionen.

(RP)
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