Niederrhein Stahl: Trumps Importzoll beunruhigt

Niederrhein · Die Auswirkungen wären für den Standort Duisburg zwar nicht dramatisch, hätten aber auch indirekt ihre Folgen. Billiger Stahl aus Fernost bereitet der IG Metall Kopfzerbrechen.

Das Werksgelände von Thyssenkrupp im Duisburger Norden. Der größte Stahlstandort Europas wird durch US-Importzölle sicher nicht in Frage gestellt.

Das Werksgelände von Thyssenkrupp im Duisburger Norden. Der größte Stahlstandort Europas wird durch US-Importzölle sicher nicht in Frage gestellt.

Foto: Rainer Schröer/thyssenkrupp

Donald Trump dürfte der Stahlstandort Duisburg ziemlich egal sein. Wenn er überhaupt jemals davon gehört hat. Umgekehrt sind seine Planungen für die Einführung von Importzöllen in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium in der Stadt natürlich wahrgenommen werden. In Angst und Schrecken versetzt die Drohung hier aber niemanden.

Rund 11,4 Millionen Tonnen Stahl von Thyssenkrupp Steel aus Duisburger Produktion werden exportiert - meist ins europäische Ausland in einem Umkreis von bis zu 500 Kilometern. Der Anteil des in die USA exportierten Stahls fällt da mit rund 500.000 Tonnen vergleichsweise bescheiden aus. Das Unternehmen selbst spricht von einem "niedrigen einstelligen Prozentsatz", den die Exporte in die Vereinigen Staaten ausmachen. Gleichwohl will der Konzern langjährige Kunden in Übersee - meist aus der Automobilindustrie - auch nicht verlieren. So einfach ist die Sache für die amerikanischen Autohersteller aber ohnehin nicht. "Bei unseren Exporten handelt es sich dabei häufig um speziell hergestellte Bauteile, die extra für ein bestimmtes Modell hergestellt und von Sicherheitsbehörden eine besondere Freigabe benötigen. Diese Importe kann ein amerikanischer Automobilbauer nicht einfach mit einem Lieferantenwechsel kompensieren", erklärt Mark Stagge, Sprecher der Stahlsparte des Thyssenkrupp-Konzerns. Und das selbst dann nicht, wenn er auf mehrere Lieferanten setzt, um nicht von einem abhängig zu werden. Angesichts des geringen Anteils an US-Exporten steht der Stahlstandort Duisburg wohl nicht vor größeren Erschütterungen. Etwas anders sieht es da zum Beispiel bei der Konzerntochter Rasselstein in Andernach aus. Dort werden Feinstbleche zum Beispiel für Getränkedosen, Aerosol- und Lackbehälter produziert. Zumindest ein Teil der Vorprodukte für diese Millimeter dünnen Bleche kommen auch aus Duisburger Fertigung. In anderen Sparten des Thyssenkrupp-Konzerns nimmt der Export in die Vereinigten Staaten einen viel größeren Stellenwert ein - aber für diese Bereiche hat der amerikanische Präsident keine Importzölle angekündigt.

Duisburgs IG Metall-Chef Dieter Lieske beunruhigt die Ankündigung Trumps dagegen schon: "Nachdem wir die Fusion mit Tata Steel mit einer neunjährigen Beschäftigungs- und Standortgarantie verknüpft hatten, dachte ich, jetzt kehrt endlich wieder etwas Ruhe ein und wir können uns auf die Betriebswahlen konzentrieren - und dann das." Natürlich weiß man auch bei der IG Metall, dass vergleichsweise wenig Stahl aus Duisburg in die USA geht, die Gewerkschafter sorgen sich aber um mögliche Verdrängungseffekte. "Die Zölle treffen ja auch Länder wie China, Vietnam oder Taiwan. Und die werden versuchen, den europäischen Markt mit billigem Stahl zu versorgen", so Lieske. Die IG Metall halte nichts von Protektionismus und fordere einen freien Wettbewerb - nur fair müsse er sein. Schließlich sei der Stahl aus Fernost deshalb so billig, weil die Umwelt- und Arbeitsbedingungen dort mit den deutschen nicht vergleichbar seien. Qualitativ hätten diese Länder den Vorsprung Deutschlands fast wettgemacht. "In den 80er Jahren haben wir noch gelacht, als sie alte Walzstraßen aus Hattingen und Rheinhausen in Holzkisten verpackt und in China wieder aufgestellt haben", so Lieske. Inzwischen ist den hiesigen Metallern nicht mehr zum Lachen zu Mute, wenn sie an chinesischen Stahl denken.

Ähnliche Sorgen macht sich auch Dr. Stefan Dietzfelbinger, der Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK Duisburg-Wesel-Kleve: "Die Strafzölle sind eine erhebliche Einschränkung für den freien Welthandel und erschweren unseren Unternehmen den Marktzugang in die USA. Das ist ein großes Risiko, auch für den Stahlstandort Duisburg. Denn als Folge der Strafzölle sind globale Verschiebungen der Handelsströme auf dem Stahlmarkt nicht auszuschließen. Wir hoffen, dass die EU zu einer guten politischen Lösung kommt, damit sich die Handelsbeschränkungen nicht weiter hochschaukeln", sagt er.

(RP)
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