Aus Den Gemeinden Kommunionkinder werden zu Dombaumeistern

Wesel · Konzentriert tupft Mildred einen kleinen Tropfen Klebstoff auf den funkelnden Stein, dann drückt sie ihn auf die goldglänzende Folie. Die Neunjährige aus Marienthal begutachtet kritisch das Resultat und nimmt den nächsten Stein in die Hand. Eine halbe Stunde hat sie noch Zeit, um ihre eigene kleine Schatzkiste zu basteln. Als Vorbild dienen ihr die kostbaren Reliquienschreine im Münsteraner St.-Paulus-Dom, die Mildred erst wenige Minuten zuvor in der Domkammer bestaunen konnte.

 Phillip (r.) arbeitet aus dem Stein ein Kreuz heraus. Auch sein Freund Leonard (l.) meißelt konzentriert.

Phillip (r.) arbeitet aus dem Stein ein Kreuz heraus. Auch sein Freund Leonard (l.) meißelt konzentriert.

Foto: Christian Breuer

Konzentriert tupft Mildred einen kleinen Tropfen Klebstoff auf den funkelnden Stein, dann drückt sie ihn auf die goldglänzende Folie. Die Neunjährige aus Marienthal begutachtet kritisch das Resultat und nimmt den nächsten Stein in die Hand. Eine halbe Stunde hat sie noch Zeit, um ihre eigene kleine Schatzkiste zu basteln. Als Vorbild dienen ihr die kostbaren Reliquienschreine im Münsteraner St.-Paulus-Dom, die Mildred erst wenige Minuten zuvor in der Domkammer bestaunen konnte.

Gemeinsam mit neun anderen Kindern aus ihrer niederrheinischen Gemeinde, die jetzt alle zur Ersten Heiligen Kommunion gegangen sind, nahm sie an einem "Domworkshop" teil, bei dem Kinder auf ganz besondere Weise das Gotteshaus erkunden können.

Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik die zweistündigen Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Goldschmied, Glaskünstler oder eben Steinmetz - bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Aussehen verliehen haben. In diesem Jahr werden die Workshops erstmals speziell für Kommuniongruppen angeboten. Jeder Kurs beginnt zunächst je nach Schwerpunkt mit einem Gang durch die Domkammer, den Kreuzweg oder den Dom. Anschließend dürfen die Kinder selbst aktiv werden. "Der Blick der Kinder für Kunst wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen", sagt Schröer. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stünden die liturgischen Inhalte.

Und so lernten Mildred und die anderen Kinder unter Leitung von Lioba Knape viele "Funkelnde Schätze" - so der Titel des Workshops - in der Domkammer kennen. Sie erfuhren, dass die kostbaren Reliquiare kleine Knochenfragmente von Heiligen enthalten und durften sich auch die Reliquien am Altar des Doms anschauen. Dann ging es über eine steile, steinerne Wendeltreppe in den Bastelraum, wo sie selbst goldene Kästchen basteln und mit nach Hause nehmen durften.

Hinter dem Dom arbeitete währenddessen eine weitere Kommunionkinder-Gruppe aus Marienthal als kleine Dombaumeister. Bildhauer Christoph Otto Hetzel hatte den Nachwuchs-Baumeistern zunächst erklärt, welche Steine zum Bau des Gotteshauses verwendet wurden und wie man sie bearbeitet. Dann durften die Kinder zum Werkzeug greifen und selber versuchen, einen Stein künstlerisch zu gestalten. Phillip (9 Jahre) etwa hatte sich für ein Kreuz entschieden. "Das passt doch zum Dom", sagte er und feilte konzentriert weiter, um die Konturen herauszuarbeiten. Sein Fazit: "Das ist ganz schön anstrengend, aber es macht viel Spaß."

(RP)
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