Wesel Stadt: Schöne Kreisverkehre sind gefährlich

Wesel · Am Evangelischen Krankenhaus startet Dienstag der Bau des achten Weseler Kreisverkehrs. Ein optischer Hingucker wird der Minikreisel übrigens nicht. "Gut so", heißt es im Rathaus. Denn eine auffällige Optik sorgt bei Fahrern für weniger Konzentration.

 Im Kreuzungsbereich Aaper Weg / Zufahrt Evangelisches Krankenhaus entsteht ein Kreisverkehr - allerdings ohne Verschönerungsmaßnahmen.

Im Kreuzungsbereich Aaper Weg / Zufahrt Evangelisches Krankenhaus entsteht ein Kreisverkehr - allerdings ohne Verschönerungsmaßnahmen.

Foto: Nikolei

Bis in die 80er Jahre hinein kannte man Kreisverkehre fast nur von Reisen ins Ausland. Dann allerdings schwappte in den 90ern die Kreisverkehr-Welle auch nach Deutschland. Genauer gesagt, erlebten Kreisverkehre eine Renaissance. Schließlich waren sie kurz nach dem Krieg der Normalfall.

Auf Weseler Stadtgebiet gibt es mittlerweile sechs kleine und einen Minikreisverkehr. Im Schatten des Evangelischen Krankenhauses wird ab nächster Woche ein zweiter Minikreisel gebaut (siehe Infobox). Und nach Stand der Dinge soll kurz- und mittelfristig auch kein weiterer folgen. "Das heißt aber nicht, dass man dieses verkehrslenkende Mittel nicht kurzfristig einsetzen kann, wenn man meint, dass es richtig ist", sagt Wesels Verkehrsplaner Michael Blaess.

Der Rathaus-Mitarbeiter steht Kreisverkehren grundsätzlich positiv gegenüber. Denn sie haben eine ganze Reihe Vorteile. "Für sie spricht", sagt Blaess, "die Verkehrssicherheit. Denn die Geschwindigkeiten sind geringer und liegen bei 20 bis 30 km/h. Und: In aller Regel ist auch eine Steigerung des Verkehrsflusses sichtbar." Der größte Nachteil ist für Blaess, "der große Platzbedarf." Das gilt allerdings nicht bei Minikreiseln, die einen Durchmesser von 18 bis 25 Meter haben. Sie sind in aller Regel komplett gepflastert, so dass Busse und Lkw einfach drüberfahren können. "Die Ausrundungen wären für so große Fahrzeuge einfach zu gering. Pkw-Fahrer halten sich dagegen an die Kreisfahrbahn", sagt Blaess.

Dass es in Wesel, anders als in vielen anderen Städten, keine wirklich prachtvoll gestalteten Kreisverkehre gibt, ist ganz im Sinne des Verkehrsplaners. Denn Kunstwerke wie beispielsweise ein umgedrehte Lok sorgen dafür, dass Autofahrer mehr auf die Umgebung und weniger auf den Verkehr achten. "Das gleiche Phänomen hatten wir, als es an der alten Rheinbrücke noch keinen Sichtschutz gab. Da kam es oft zu Unfällen, weil die Leute auf den Fluss und die schöne Landschaft geschaut haben", sagt Blaess. Deshalb ist für ihn klar, dass die Gestaltung eines Kreisverkehrs nicht zu auffällig sein soll. "Schließlich sollen Kreisverkehre Unfallhäufigkeitsschwerpunkte und Knotenpunkte verkehrssicherer machen."

Von den sechs kleinen Kreisverkehren im Stadtgebiet werden übrigens drei von professionellen Gartenbauunternehmen gepflegt, die dafür mit Werbeschildern auf sich aufmerksam machen dürfen. Gemeint sind die Kreisverkehre an der Kurt-Kräcker-Straße (Fusternberg), der Moltkestraße (Innenstadt, Minuitdenkmal) und am Aaper Weg (Obrighoven). Die Kreisverkehre in Flüren (Bislicher Straße) und in der Feldmark (Nordstraße) gehören dem Kreis Wesel, dessen Leute sich um die Pflege wie Hecken schneiden oder Rasen mähen kümmern müssen.

Allein der Kreisverkehr im Hanseviertel (Lübecker Straße) wird vom städtischen Betrieb ASG unterhalten. Er ist zweifelsohne ein gutes Beispiel für eine Gestaltung, die auf keinen Fall die Blicke der Verkehrsteilnehmer auf sich zieht. Zunächst liebevoll mit Bodendeckern bepflanzt, kurze Zeit später von Unkraut überwuchert, gibt es dort mittlerweile nur noch einen Baum mit Rasen drumherum.

So mancher Anlieger hätte sicherlich nichts dagegen, wenn sich auch für diesen kleinen Kreisverkehr ein Profi-Pate finden würde, der etwas mehr Zeit in die Pflege investieren würde. Denn der zum Sparen verdonnerte ASG hat bekanntlich zu wenige Mitarbeiter, um überall in der Stadt Flächen so in Schuss zu halten, wie es wünschenswert wäre. Doch vielleicht stehen dem städtischen Betrieb demnächst zusätzliche Saisonkräfte zur Verfügung. Im Betriebsausschuss wurde kürzlich laut darüber nachgedacht.

(RP)
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