Wesel SPD-Landeschefin Kraft mit Hülskens auf Tour

Wesel · 9 Uhr, Lippeschlösschen: SPD-Landeschefin Hannelore Kraft ist pünktlich da und der VW-Bus der Firma Hülskens schnell geentert. Während Prokurist Jörg Hüting sich hinters Steuer schwingt, rücken Michael Schulz (Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Kies- und Sandindustrie) und der lokale SPD-Kandidat Norbert Meesters zu Kraft auf die Mittelbank.

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Foto: dpa, ve hpl

Sie hat dort den wichtigsten Platz. Links am Fenster, damit sie alles gut sehen kann: die Lippeverlegung, die neue Rheinbrücke, die Rheinpromenade, den Sporthafen, die Aue, das Deichvorland, den Bislicher Fährkopf und nicht zuletzt in Vahnum jene Flächen, die Hülskens gern auskiesen würde.

"Und wo ist jetzt der Rhein ?"

Gut zwei Stunden dauert die Tour. Hüting erklärt minutiös, wo man ist, warum die Landschaft so und nicht anders aussieht, wie ein Kiesunternehmen arbeitet, was es für die Renaturierung tut. Hannelore Kraft hört nicht nur zu. "Warum wird die Lippe verlegt ? Wo liegt der Kies denn ? Was bekommen Sie denn für eine Tonne ? Wie viele Autos fahren täglich auf dieser Bundesstraße ? Habt Ihr auch Windräder ?", fragt sie. "Und wo ist jetzt der Rhein ?", will sie gleich mehrmals wissen, gibt zu, dass sie "ein bisschen die Orientierung verloren" hat. Das macht nichts. Bei so vielen Gewässern links und rechts der Route kann das leicht passieren.

Auch macht Hannelore Kraft ("Ich bin eben Generalistin") keinen Hehl daraus, dass sie fachlich nicht so tief drinsteckt in der Kies-Problematik. Dennoch weiß sie, dass es eine gibt. Für die Hülskens-Vertreter Schulz und Hüting ist eine Kiesabgabe "Wettbewerbsverzerrung". Für die Arbeit am Landesentwicklungsplan 2025 melden sie zwei Wünsche an: Auskiesungsmöglichkeiten in Schutzgebieten nicht grundsätzlich ausschließen, weil die Natur auch von Gestaltung profitieren kann; außerdem Exportmengen bei der Bedarfsberechnung berücksichtigen.

Hannelore Kraft notiert sich das professionell. Erfahren hütet sie sich vor schnellen Versprechungen. Zwar lobt sie das Engagement von Hülskens als Vorzeige-Renaturierer, weiß aber, dass es in der Branche schwarze Schafe gibt. Immerhin: Kontakt zu weißen ist da.

Genau darauf kam's Meesters an: Genossen, die Kiesgewinnung skeptisch gegenüberstehen, für einen Dialog gewinnen. Kraft hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen. Und auch gehört, dass Meesters für Bislichs Fährkopf Beschleunigung wünscht. www.rp-online.de

(RP)
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