Wesel Spaziergang in die Hünxer Vergangenheit

Wesel · Premiere für Helene Förster als Gästeführerin: Als Lena van Burs Hoff erklärte sie Interessierten, wie es früher an der Dorfstraße aussah und wer dort lebte. Eine Begegnung mit Kutzers Jan, Tante Frida und Fräulein Else.

 Historische Führung über die Hünxer Dorfstraße: "Lena van Burs Hoff" (Helene Förster) informierte die Zuhörer auch über die Geschichte der Dorfpumpe und der alten Grundschule.

Historische Führung über die Hünxer Dorfstraße: "Lena van Burs Hoff" (Helene Förster) informierte die Zuhörer auch über die Geschichte der Dorfpumpe und der alten Grundschule.

Foto: Jochen Emde

In ihrem schwarzen Kostüm samt passender Kopfbedeckung begrüßt Helene Förster als Lena van Burs Hoff die Besucher am Rathaus der Gemeinde. "Eigentlich wäre ich mit grober Arbeitskleidung unterwegs. Aber um Gäste hier zu begrüßen, habe ich meine besten Sachen angezogen", erklärt sie. Dann entführt sie ihre Gäste auf eine Reise in die Hünxer Vergangenheit. Die beginnt 1092 mit der ersten Erwähnung des Ortes in einer Urkunde. "Aber wir wollen heute nicht über Namen reden, sondern über Menschen", merkt die Gästeführerin an.

So lebten in dem Haus neben der Napoleonlinde früher die Kutscher des Freiherrn von Gartrop. "Der erste Kutscher hatte zwölf Kinder, die am Schloss herumsprangen. Da hat ihm der Freiherr das Haus hier gegeben", erzählt Helene Förster. Mit Kutzers Jan hatte das Haus einen besonderen Bewohner. Denn der hatte sich im Dorf nicht nur um den korrekten Ablauf von Bestattungen zu kümmern und versorgte ins Spritzenhaus der Feuerwehr gesperrte Übeltäter mit Essen, sondern war auch für seine markigen Sprüche bekannt. "Es war heute Nacht so kalt, dass die Mäuse auf dem Nachttopf Schlittschuh laufen konnten", zitiert Helene Förster einen dieser Sprüche.

Dann geht es mit Lena van Burs Hoff die Dorfstraße entlang. Sie erzählt vom Sattler, der ewig haltbare Tornister nähte, dem Dorfklatsch an der Schmiede Brüggendick, wo früher noch der Klang von Hammer und Amboss über die Straße hallte. Direkt gegenüber kümmerte sich Frida Neuköther (auch als Stelten Frida oder Tante Post bekannt) um den Briefverkehr in der Gemeinde, war hier doch die Hünxer Postagentur untergebracht.

Als die Gästegruppe vorbeikommt, schaut auch Stelten Karl Neuköther, ihr Sohn, der noch immer hier wohnt, kurz aus der Tür und erzählt etwas aus der Nachkriegszeit. Nicht geplant, aber schön.

Weiter geht es die Dorfstraße entlang. Und man erfährt so einige Anekdoten. Zum Beispiel, dass einer der Bauern mit seinem Pferd in der Gaststätte Dames bis an die Theke ritt, um eine Wette zu gewinnen und dort in Seelenruhe sein Bier trank. Oder dass Fräulein Else, die früher einen Kolonialwarenladen an der Dorfstraße hatte, die erste Frau in Hünxe war, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg ein eigenes Automobil besaß. "Emanzipation konnten die Hünxer Frauen schon immer", kommentiert Helene Förster.

An der Kirche gibt es dann noch einen kleinen Ausflug in die Hünxer Sagenwelt. Als die Menschen diese Kirche bauten, soll der Teufel darüber so erbost gewesen sein, dass er Steine in Richtung der Kirche schleuderte. "Die verfehlten allerdings ihr Ziel und liegen als Teufelssteine heute noch im Hünxer Wald", berichtet Helene Förster.

Der Gang über die Dorfstraße endet schließlich am Brunnen auf dem Marktplatz, dessen Symbole, die für die Gemeindeteile Hünxes stehen, Helene Förster ebenfalls erklärt. Dann gibt es Applaus von den Führungsteilnehmern für den interessanten Ausflug in die Geschichte der Gemeinde.

Im nächsten Jahr soll es diese Führungen dann regelmäßig geben. "Ich denke, das werden wir alle drei Monate anbieten", so Helene Förster.

(RP)
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