Wesel Sommerausstellung im Pankok-Museum

Wesel · Am Nachmittag des 30. Aprils werden im Drevenacker Haus Esselt zahlreiche Kunstfreunde erwartet.

 Regionale-Projektmanagerin Katrin Reuscher zeigt frühe Kohlezeichnungen des berühmten Otto Pankok, die ab Ende des Monats ausgestellt werden.

Regionale-Projektmanagerin Katrin Reuscher zeigt frühe Kohlezeichnungen des berühmten Otto Pankok, die ab Ende des Monats ausgestellt werden.

Foto: mALZ

Es geht weiter im Hause Pankok. Samstag, 30. April, öffnet es seine Pforten für Besucher, den ganzen langen Nachmittag. Um 17 Uhr wird im Drevenacker Museumsbau, Otto-Pankok-Weg 4, die Sommerausstellung eröffnet. "Handeln, auf die Wahrheit losgehen - Otto Pankok und das junge Rheinland" ist sie treffend überschrieben. Schon Text und Fotos der Einladung zeigen: Die Familien Pankok und Droste sowie die Otto-Pankok-Gesellschaft, die Otto-Pankok-Stiftung und das Otto-Pankok-Museum mit dessen Leiterin Annette Burger, die mit Pankoks kürzlich verstorbener Tochter Eva das reiche Werk der Künstler-Familie gepflegt und Ausstellungen organisiert haben, fanden sich für die anstehenden neuen Aufgaben zusammen. Sanierung von Gebäuden, Archivierung der Werke nach modernen Regeln und Weiterung der kulturellen Arbeit sind nötig.

Welch eine gute Nachricht über eine immer wieder zeit- und denk-notwendige Reflexionsphase in der heutigen, vorrangig materiell gewichteten Effizienzerwartung auch in der Welt des Geistes. Nicht von Nostalgie ist die Rede, schon gar nicht von der Erhaltung eines Status quo, sondern von Aufbruch und einem immerwährenden Prozess der Selbstprüfung in der sich wandelnden Welt. Eingebunden ist auch das Land NRW mit der Initiative Zukunftsland - Regionale 2016. Das diesbezügliche Projektmanagement liegt bei Katrin Reuscher. Sie informiert über den Tag der offenen Tür am 30. April im Haus Esselt.

Der blühende Frühling im frisch aufgeräumten Garten empfängt die Gäste. Ab 14 bis durchgehend 17 Uhr dürfen sich Interessierte im Wohnhaus der Familie Pankok, dem denkmalgeschützten Herrenhaus des ehemaligen Gutshofes, umsehen. Klaus Ladda, der Drucker, der Otto Pankoks Holzschnitte mit der Hand von den Druckstöcken abzog, lässt sich über die Schulter gucken; das Archiv ist geöffnet; in einem Raum sind Bilder von Eva Pankok ausgestellt; im Büro der Stiftung, gegenüber vom Blauen Zimmer, liegen Teile des schriftlichen Nachlasses der drei Pankoks zur Einsicht bereit. Wer möchte, Kinder vermutlich gern, können mit Kohlestiften ihre Ideen auf Papier darstellen. Im Rahmen der Regionale wird über Zukunftsplanungen für Haus Esselt und das von Annette Burger geleitete Museum informiert: neue Konzeption der Ausstellungen, Erhaltungsarbeiten an den Gebäuden, eventuell Erweiterungen, Strukturförderprogramm des Landes NRW. Ausruhen können sich die Besucher im Blauen Zimmer und im Kaminzimmer bei Kaffee und Kuchen. Freier Eintritt. Spenden sind willkommen. Denn alles ist wie früher auch nur mit dem Einsatz vieler ehrenamtlicher Helfer möglich.

Um 17 Uhr wird im Museumsbau die Sommerausstellung eröffnet (Eintritt wie früher fünf Euro). Die zeigt direkt die Anfänge des jungen Otto Pankok, der seinen individuellen Weg der künstlerischen Darstellung sucht. Vom Entsetzen über menschlichen Irrsinn im Ersten Weltkrieg geprägt, bannt er seine mit Willen geladenen Striche aufs Papier. Mit einer Gruppe von jungen Künstlern - Ulfert Lüken, Gerd Wollheim, Hermann Hundt - zieht er sich 1919 für ein Jahr ins ostfriesische Remels bei Oldenburg zurück. "Jugend tut not", weiß er, die Düsseldorfer Kunstakademie, immer noch sehr konservativ arbeitend, muss aus der Stagnation heraus. Pankok selbst orientiert sich zunächst am Kubismus, Dadaismus, enger am Expressionismus. Wie er um Gestaltung ringt, ist in seinen frühen Bildern zu lesen. Etliche Kaltnadelradierungen sind darunter, eine Gestaltungsform, die später kaum noch auftaucht, die aber eine sichere Hand verlangt, weil die Gravuren eines scharfen Stiftes in eine Metallplatte sofort sitzen müssen. In Düsseldorf katapultieren junge Künstler, darunter eine Gruppe um Johanna Ey, dabei Otto Pankok, die Akademie in die Moderne.

Dr. Norbert Fasse führt am letzten Samstag im April in die Ausstellung ein: "Handeln, auf die Wahrheit losgehen" ist das auch heute mitreißende Wort. Hingehen!

www.pankok-museum-esselt.de

(hb-)
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