Wesel/Hamminkeln So macht Vorlesen richtig Freude

Wesel/Hamminkeln · Jutta Heicks vom Team der Weseler Stadtbücherei gibt Tipps zum Vorlesen. Wie schnell, mit welcher Betonung und für welches Publikum - es gibt einige Aspekte, die ein guter Vorleser unbedingt beachten sollte. Kinder profitieren enorm davon.

Das Lesen eines Buches ist die eine Sache, das Vorlesen eines Buches eine völlig andere. Doch was zeichnet einen guten Vorleser eigentlich aus? Was muss dieser tun, was muss er können, damit die Geschichte, das Buch, der Text, den Zuhörer möglichst fesselt, ihn in seinen Bann zieht. Jutta Heicks vom Team der Weseler Stadtbücherei betreut die Vorlesepaten aus Wesel und Hamminkeln, die in ehrenamtlicher Arbeit vornehmlich Kindern die Welt der Bücher näher bringen. Zusätzlich kann sie selbst auf eine zehnjährige Erfahrung als Vorlesepatin zurückblicken. Und Heicks besuchte in diesem Rahmen auch ein Seminar zum Thema Vorlesen. Ihre Tipps:

1. Die Lesegeschwindigkeit - Langsam ist hier nach Ansicht der Bibliothekarin das Zauberwort. "Wenn man selbst glaubt, schon langsam zu lesen, sollte man noch ein wenig langsamer lesen", rät sie. Sie gibt allerdings auch zu, dass es sehr schwierig ist, sich in Sachen Lesetempo selbst einzuschätzen. Deshalb ist es nach ihrer Ansicht auch ein Annäherungsprozess, um die ideale Geschwindigkeit zu erreichen, die es dem Zuhörer auch erlaubt, das Vorgelesene gut verfolgen zu können.

2. Das Publikum - Vornehmlich sind es natürlich Kinder, denen vorgelesen wird, ganz gleich, ob es nun in den heimischen vier Wänden geschieht, im Kindergarten oder in öffentlichen Vorlesestunden. "Dabei ist es ein Unterschied, ob ich es nun mit zwei- oder mit siebenjährigen Kindern zu tun habe", sagt Jutta Heicks. Striktes Durchlesen, ohne die Kinder auch auf andere Weise am Buch teilhaben zu lassen, hält sie nicht für ratsam. "Kinder wollen nicht nur hören, sondern auch sehen. Und viele Bücher sind mit ganz wunderbaren Illustrationen versehen, die man dann auch zeigen sollte", sagt Heicks. Außerdem bietet es sich ihrer Meinung nach noch sehr gut an, das Vorlesen mit gemeinsamem Singen oder Basteln anzureichern.

3. Die Sprache - Kindliche Sprache oder weitere Veränderungen der eigenen Stimme, ja oder nein? Was den ersten Punkt angeht, hält Jutta Heicks dies eher für den "falschen Ansatz". "Man sollte schon möglichst bei seiner eigenen Stimme bleiben und nicht glauben, sie auf ein kindliches Niveau senken zu müssen." Das Verstellen der Stimme hält sie dagegen durchaus für ein geeignetes Mittel, aber: "Das sollte man üben, damit man ein Gefühl dafür bekommt, wann man es einsetzen kann. Denn gerade bei längeren Dialogen ist das nicht so einfach", sagt Heicks.

4. Die Betonung - Natürlich gibt es Menschen, denen ist das gute Vorlesen sozusagen in die Wiege gelernt. Für alle übrigen Menschen ist Jutta Heicks aber davon überzeugt: "Die richtige Betonung lässt sich erlernen, wenn man sich nur mit dem Buch beschäftigt. So erfährt man beispielsweise auch, wo man Pausen machen muss und wo nicht. Wichtig ist vor allem, dass man nicht in einer einzigen Tonlage liest."

5. Der Sinn des Vorlesens - Vorlesestudien zeigen, dass Vorlesen einen sehr positiven Einfluss auf die Entwicklung von Kindern hat. Kinder, denen regelmäßig etwas vorgelesen wird, verfügen über einen deutlich größeren Wortschatz als Gleichaltrige ohne Vorlese-Erfahrung. Sie haben im Durchschnitt bessere Schulnoten und später mehr Spaß am Selbstlesen und Umgang mit Texten.

(me)
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