Wesel So feierten unsere Großeltern Weihnachten

Wesel · Schüler der Klasse 10e und der EF 2 der Gesamtschule Schermbeck haben zu Hause nachgefragt.

 Lehrerin Claudia Brandt (r.) und die Schüler der Klasse 10e, die ihre Eltern und Großeltern zu den Weihnachtsritualen ihrer Kindheit befragten.

Lehrerin Claudia Brandt (r.) und die Schüler der Klasse 10e, die ihre Eltern und Großeltern zu den Weihnachtsritualen ihrer Kindheit befragten.

Foto: Scheffler

"Die meisten Geschenke waren repariertes oder selbstgebautes Spielzeug, wie auch der Puppenwagen, den meine Oma 1958 zu Weihnachten erhielt. Am lustigsten fand sie jenes Weihnachtsfest, als ihr Bruder einen selbstgebauten Holzroller kriegte und ihn so sehr mochte, dass er ihn nicht mehr abgeben wollte und sogar mit ins Bett nahm." Lilly Sofia Labahn, 10e

"Am Heiligabend gab es für meine Oma und ihre zehn Geschwister keine Einzelgeschenke. Die einzigen Geschenke, die es für die Kinder gab, waren jeweils ein Teller mit Nüssen, Plätzchen, Lebkuchen und Spekulatius. Jedes Kind hatte exakt dieselbe Anzahl an Süßigkeiten. Nach der Bescherung hatten die Kinder Zeit, ihre Leckereien zu tauschen. Die mussten dann bis zum Dreikönigstag reichen." Finn Kleine-Brockhoff, 10e

"An den ersten Weihnachtstag 1945 erinnert sich meine Großmutter noch heute. Als sie mit ihrem Vater einen Tannenbaum aussuchte, fanden sie im Wald ein kleines Päckchen. Darin lag weiße, schimmernde Wolle. Sie nahmen sie mit, ihre Mutter hängte sie über den Weihnachtsbaum als Engelshaar. Als die Kerzen am Weihnachtsbaum angezündet wurden, ging der Baum in Flammen auf. Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Engelshaar um Sprengwolle aus dem Krieg handelte. Zum Glück war das Feuer schnell gelöscht." Rebecca Heming, 10e

"Meine Oma musste immer ihre alte Puppe abgeben, da sie glaubte, dass Christkind hole die alten Sachen wieder ab. Sie hat dann ihre Puppe mit einem neuen Kleid wiederbekommen." Sarah Stordel, 10e

"Als mein Vater Rudolf ein Kind war, hatte seine Schwester an Heiligabend Geburtstag. Vormittags wurde ihr Geburtstag gefeiert und nachmittags zogen sich alle Abendkleider oder Anzüge an, um sich zum Kaffee und Kuchen zu treffen. Das war für ihn ganz schlimm, da die Zeit bis zu der Bescherung nicht vergehen wollte. Danach mussten alle Kinder ganz lange im Flur warten, bis Mahalia Jackson laut "Silent Night" sang und ein Glöckchen bimmelte. Mein Vater Rudolf und seine Geschwister durften dann endlich ins Wohnzimmer und sie stürzten sich auf die Geschenke." Luise Weber, 10e

"Zwischen 1940 und 1945 war meine Uroma zwischen sechs und elf Jahre alt. An Weihnachten hat ihre ganze Familie geholfen, den Baum zu schmücken. Zum Essen gab es jedes Jahr selbstgemachte Nudeln oder Klöße, Rouladen mit brauner Soße und Rotkohl. Die Bescherung war an Heiligabend und als Geschenk gab es jedes Jahr etwas Selbstgeschnitztes oder ein selbstgebasteltes Spielzeug von der Familie." Dana Manganelli, 10e

"An das Weihnachtsfest zu DDR-Zeiten im Jahre 1960 erinnert sich meine Oma noch heute sehr gerne. Es wurde nur mit wenig Geld und Geschenken gefeiert. Die Geschenke waren nicht sehr groß, aber für die Kinder damals besonders. Es gab selbst gestrickte Sachen oder Puppen mit neuen Kleidern. Der Tannenbaum war mit Strohsternen, Äpfeln und Tannenzapfen geschmückt. Zu essen gab es grundsätzlich immer Ente und Rotkohl und an Heiligabend meist Kartoffelsalat mit Würstchen." Hannah Mey, 10e

"Das Weihnachtsgeschenk, welches meiner Oma Klara besonders im Gedächtnis geblieben ist, war ein Buch mit den Märchen der Gebrüder Grimm, das sie und ihre Schwester Else am Heiligabend 1938 (Oma war 11) zusammen geschenkt bekommen haben. Es war das erste Buch der beiden und sie lasen es immer gemeinsam abends vor dem Schlafengehen."

Klara Mettler, EF 2

"An das Heiligabend-Essen ihrer Kindheit erinnert sich meine Oma gerne zurück. Es bestand traditionell immer aus Grünkohl (nach dem Rezept der Urgroßmutter aus dem Spreewald), frischer Bratwurst und Salzkartoffeln. Als besonderes Highlight gab es damals für die Kinder Plätzchen und Nüsse. Am späten Abend wurde dann Schwarzwälder Kirschtorte gegessen und dazu tranken die Erwachsenen eine Tasse Kaffee." Carla Hofmann, EF2

(hs)
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