Gudrun Eifert "Senioren sollen bei uns auch Spaß haben"

Wesel · Der Hamminkelner Verein "Zusammen(H)alt" betreibt seit genau fünf Jahren in Dingden eine Tagespflegeeinrichtung, in der immer mehr Senioren tagsüber betreut werden. Einrichtungsleiterin Gudrun Eifert zieht eine positive Bilanz.

 Gudrun Eifert (2.v.r.), die Leiterin der Tagespflege "Zusammen(H)alt", freut sich, dass das Betreuungsangebot des Vereins so gut angenommen wird.

Gudrun Eifert (2.v.r.), die Leiterin der Tagespflege "Zusammen(H)alt", freut sich, dass das Betreuungsangebot des Vereins so gut angenommen wird.

Foto: Malz

HAMMINKELN Groß gefeiert haben Gudrun Eifert, die Leiterin der Tagespflege "Zusammen(H)alt", und ihr Team das Jubiläum der Einrichtung im Erdgeschoss des schmucken Hauses an der Marienvreder Straße 10 im Herzen von Dingden nicht. Dafür haben die fünf examinierten Pflegerinnen beziehungsweise Pflegeassistentinnen auch keine Zeit. Denn schließlich müssen und wollen sie sich um ihre Besucher kümmern. Die brauchen wegen verschiedener Krankheiten (alle haben mindestens Pflegestufe eins) jede Menge Zuwendung und Betreuung.

Frau Eifert, das erste Jubiläum ist ein willkommener Anlass, um Bilanz zu ziehen. Wie fällt diese bei Ihnen im Hause nach fünf Jahren aus?

Eifert Wir sind stolz und glücklich, dass wir so gut dastehen. Wir können uns über mangelndes Interesse nun wirklich nicht beschweren. Gleichzeitig sind wir froh, dass wir durch das Anfang des Jahres eingeführte Pflegestärkungsgesetz nun eine Mitarbeiterin mehr einstellen konnten und auch immer mehr Senioren die Möglichkeit haben, einige Tage in der Woche bei uns zu verbringen.

Weil Sie durch das neue Gesetz mehr Geld zur Verfügung haben?

Eifert Genau. Seit Januar 2015 zahlt die Pflegekasse bis zu doppelt so viel wie vorher für den Besuch in der Tagespflegeeinrichtung.

Wie muss man sich den Alltag bei Ihnen vorstellen?

Eifert Ich muss vorausschicken, dass sich unser Angebot an Senioren richtet, die noch zu Hause leben und um die sich die Angehörigen nicht ausreichend kümmern können, sei es, weil sie arbeiten gehen, oder andere Termine haben.

Wie kommen die Senioren zu Ihnen?

Eifert Entweder werden sie von ihren Angehörigen gebracht, oder aber einer unserer Fahrer - drei Herren, die gut anpacken können und vor allem bei den älteren Damen sehr beliebt sind (lacht) - kommen zu den Senioren nach Hause, holen sie ab und bringen sie am Nachmittag wieder zurück nach Hause. Unsere Einrichtung ist montags bis freitags von 8 bis 16.30 Uhr geöffnet und bietet eine Reihe von Angeboten, um noch vorhandene Ressourcen zu aktivieren oder einfach um Spaß zu haben.

Wie sieht das ganz konkret aus?

Eifert Der Tag ist strukturiert wie zu Hause.

Ich muss Sie da unterbrechen. Oft ist der Tag von Menschen mit einer Pflegestufe eben nicht mehr strukturiert.

Eifert Stimmt, da muss ich Ihnen recht geben. Unser Verein ist ja auch in der häuslichen Betreuung aktiv. Da sitzen manchmal die Senioren morgens auf dem Sofa, schauen Fernsehen und lassen das Gerät bisweilen die ganze Nacht laufen. Diese Menschen stumpfen ab, was ich sehr bedauerlich finde.

TV wird bei Ihnen sicher nicht geschaut, oder?

Eifert Nein. Nach dem Frühstück gibt es Angebote wie eine Gymnastikrunde oder ein Gedächtnistraining zu unserem jeweiligen Wochenthema. Mittags dann erhalten unsere Senioren ein tolles Mittagsessen, das nebenan im St. Josef-Haus frisch gekocht wird. Dabei achten wir darauf, dass unsere Gäste auch möglichst viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Es folgen eine Mittagsruhe und ein Nachmittagsprogramm mit Kaffee, Gesprächen und Gesang. Man merkt, wie sehr sich die Menschen freuen, von ihren tollen Lebensgeschichten zu berichten.

Wenn die Nachfrage nach Tagespflege steigt, denken Sie da nicht über die Erweiterung der Einrichtung nach?

Eifert In unseren Räumen - das wurde von den Kassen so festgelegt - dürfen wir derzeit nicht mehr als zwölf Senioren gleichzeitig betreuen. Viele von unseren insgesamt gut 40 Gästen, die ein bis vier Mal pro Woche zu uns kommen, leiden an einer beginnenden oder fortgeschrittenen Demenz Einige sind durch eine Parkinson-Erkrankung oder einem Schlaganfall gehandicapt, aber geistig noch sehr rege. Wenn wir mehr Senioren aufnehmen wollten, müssten wir uns eine andere Lokalität suchen. Aber genau das möchten wir nicht. Denn eine größere Einheit würde möglicherweise nicht so gut laufen. Deshalb bleiben wir lieber klein und individuell.

RP-REDAKTEUR KLAUS NIKOLEI FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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