Schermbeck Schüler erinnern an Heimatdichter Sack

Schermbeck · Heimat- und Geschichtsverein und Gesamtschule würdigen den Dichter, dem die Anerkennung lange verwehrt blieb.

Schermbeck: Schüler erinnern an Heimatdichter Sack
Foto: gesamtschule

Am 5. Dezember 1916 - mitten im Ersten Weltkrieg - starb der Schermbecker Leutnant Gustav Sack in Rumänien. Auf dem Vormarsch gegen Bukarest traf ihn bei Finta Mare eine Kugel in die Brust. Obwohl er nur 31 Jahre alt wurde, hat er ein literarisches Werk hinterlassen, das ihn schon zu einer Zeit in der akademischen Welt bekannt machte, als er in seinem Heimatort noch recht wenig Anerkennung erhielt.

Anlässlich des 100. Todestages veranstaltet der Heimat- und Geschichtsverein Schermbeck in Zusammenarbeit mit der Gesamtschule am Sonntag, 20. November, ab 16 Uhr in der Aula der Gesamtschule eine Gedenkveranstaltung, die an einen Schermbecker erinnern soll, der es als einziger Bürger des niederrheinisch-westfälischen Grenzstädtchens Schermbeck geschafft hat, unter Angabe seines Geburtsortes Schermbeck in den "Brockhaus" und in das historisch-biografische Lexikon "Neue Deutsche Biografie" aufgenommen zu werden. Der Eintritt ist frei. Nach der etwa zweistündigen Veranstaltung werden die Besucher zu einem Umtrunk eingeladen.

Nur wenige Gedichte und Prosatexte aus der frühesten Schaffensphase Gustav Sacks wurden vor seinem Tod veröffentlicht. Die gesammelten Werke erschienen 1920 in einer zweibändigen Publikation. Sacks Werk ist nicht eindeutig einer literarischen Epoche zuzuordnen. Einig ist sich die akademische Literaturforschung, dass es irgendwo im Übergangsbereich vom Impressionismus zum Expressionismus anzusiedeln ist. Bei allen Schwierigkeiten, Sacks Werke einer literarischen Epoche zuzuordnen, haben vor allem seine Romane "Ein verbummelter Student" und "Der Namenlose" und seine Gedichte in der Sammlung "Die drei Reiter" mehrere Doktoranden interessiert.

Im Gegensatz zu den Wertschätzungen von Sacks Werken in der Literaturforschung stand lange die Distanz der Schermbecker, ja sogar die Ablehnung. Es waren nicht werkimmanente Gründe, sondern eine tradierte personelle Abneigung gegen eine Person, die man gar nicht selbst gekannt hat, die letzten Endes dazu führte, dass man Gustav Sack in seinem Heimatort ignorierte. Das änderte sich im Umfeld des 100. Geburtstages 1985, als in Schermbeck der erste von zwei Bänden zum Leben und Werk von Gustav Sack erschien. 2010 rückte Sack auch in den Fokus des Heimat- und Geschichtsvereins. Er ermöglichte im Museum eine Ausstellung der Literaturkommission für Westfalen, die anschließend im westfälischen Haus Nottbeck und im Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut gezeigt wurde. Als Glücksfall erwies sich, dass Gesamtschulleiter Norbert Hohmann als Fachlehrer für Deutsch nicht nur selbst Gustav Sacks Werke las, sondern auch Schüler motivieren konnte, sich mit den Werken Sacks zu befassen. Das gelang ihm auch in diesem Jahr.

Die Heimat- und Geschichtsvereinsmitglieder Rolf Blankenagel und Karl Gormanns freuen sich über die Zusammenarbeit mit der Schule am Gedenktag. Gormanns, der als Deutschlehrer eines Dinslakener Gymnasiums dort schon Gustav Sack im Unterricht behandelte, übernimmt die Moderation. Hohmann wird die Biografie des Dichters vorstellen, der ein recht unbürgerliches Leben führte. Hohmann ergänzt die Rezeptionsgeschichte der Werke Gustav Sacks. Die beginnt mit der posthum von Gustav Sacks Frau Paula veranlassten Herausgabe des Romans "Ein verbummelter Student" im Jahre 1917 und endet mit "Gustav Sack, ein verbummelter Student. Enfant terrible und Mythos der Moderne" 2010.

Die Briefe Sacks werden in den Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung gerückt. Die Oberstufenschüler Til Drescher und Friederike Westrich treten als Gustav und Paula Sack vor die Zuhörer, um Teile der Briefe des Dichters und seiner Frau vorzutragen. Sie treten in Kostümen auf, die Karl Gormanns vom Theater in Oberhausen erhielt. Deutschlehrerin Safiye Aydin hat die Schüler auf ihren Auftritt vorbereitet.

(hes)
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