Hamminkeln/Schermbeck/Hünxe Schnelles Internet auf der Schleichspur

Hamminkeln/Schermbeck/Hünxe · Glasfaser und die ominöse 40-Prozent-Hürde: Sind die Kunden geizig, kurzsichtig - oder passt das Konzept nicht zu ländlichen Bedürfnissen? Das Projekt ist kein Selbstläufer - trotz städtischer Promotion.

Die Anbieter trommeln für den Glasfiberanschluss auf dem Lande. Die Zukunft auch der dörflichen Wirtschaft ohne Digitalisierung ist kaum vorstellbar. Die Deutsche Glasfaser (DG) etwa lockt mit Sonderkonditionen und direktem schnellem Glasfaseranschluss bis ins Haus. Bürgermeister wie Bernd Romanski trommeln für den gewinnorientierten Anbieter, der mit 1,5 Milliarden von einem Finanzinvestor munitioniert worden sein soll, die Parteien sind Fürsprecher. Bürgervereine wie in Brünen helfen mit ihren persönlichen Kontakten.

Doch DG verlangt wegen der hohen Investitionen eine örtliche Anschlussquote von 40 Prozent. Diese Hürde wurde, teilte DG gestern mit, in Hünxe genommen, in Schermbeck bisher aber nicht, und in Brünen sind aktuell zwölf Prozent erreicht. Die Menschen zögern also vielfach (noch). Woran liegt das? Sind die Kunden schon versorgt, zu sparsam, kurzsichtig - oder passen die angebotenen Standardprodukte nicht zu ländlichen Bedürfnissen?

Die Ergebnisse sind teilweise eher ernüchternd. In Schermbeck wurde krampfhaft gesucht nach Anmeldern, um ja 30 Prozent zu erreichen, womit die Option, das Verfahren zu verlängern, aufrechterhalten wird. Bis zum 14. Mai läuft nun die zusätzliche Frist, aktuell sind 32 Prozent erreicht. In Hünxe sah es lange Zeit ähnlich aus, aber jetzt gab es offenbar einen furiosen Endspurt, die 40-Prozent-Quote wurde erreicht. Die Frist für einen Vertragsabschluss wurde nun verlängert - ebenfalls bis zum 14. Mai.

Breitband ist kein Selbstläufer. Dabei stimmt es: Die direkte Anbindung der Haushalte mit Glasfaser gilt als zukunftsweisendes Infrastrukturprojekt. Heutige Verträge werden nicht reichen. Leistungsfähiger Internetanschluss gehört immer mehr zur Grundversorgung für Bürger auf dem Land und Unternehmen, die sich an ihrem Standort entwickeln wollen. Auch in Brünen. Hier haben laut DG-Homepage zwölf Prozent der 750 Brüner Haushalte Anschlüsse gebucht. Die Uhr tickt dazu den Countdown - noch 23 Tage bis zum Ende der Aktion.

"Was die aktuelle Nachfragebündelung in Brünen angeht, so sind wir sehr optimistisch. Die Erfahrung zeigt uns, dass die meisten Verträge in den letzten zwei Wochen der Nachfragebündelung eingehen", sagt Mirko Tanjsek, Projektleiter Deutsche Glasfaser. Beweggründe, warum das Interesse hierzulande nicht jubelnd ist, nennt man bei DG nicht. Möglicherweise habe es mit der Altersstruktur zu tun, vielleicht werde die Notwendigkeit zum Anschluss nicht als so zukunftsentscheidend gesehen.

Bürgermeister Bernd Romanski sieht es so: "Viele Leute haben Verträge und fragen sich, warum sie was ändern sollen. In der Unterbauernschaft gibt es auch junge Unternehmen, und die haben 90 Prozent geschafft, weil sie andere Anwohner persönlich bekehrten." Er sei überzeugt, dass ansässige Firmen Breitbandleistungen brauchen, die Ansprüchen auch in der Zukunft gerecht werden.

Für Private sei Glasfaser entscheidend für den Wert einer Immobilie, wenn etwa ältere Hausbesitzer an junge Familien verkaufen wollen. Romanski: "Es ist objektiv eine Schwierigkeit, die für das Erreichen der Quote weiteren 20 bis 30 Prozent zu gewinnen. Ich bin überzeugt, dass Breitband kommen muss."

Samstag auf dem Brüner Bauernmarkt wird er seinen persönlichen Antrag bei DG abgeben und erläutern. Die Woche darauf wird die Stadt einen Info-Stand am K & K-Markt aufbauen. Das Breitbandnetz könnte übrigens bei den Stadtwerken angesiedelt werden, so sie denn gegründet werden. Die vorhandenen Versorgungsnetze sind flächendeckend nutzbar.

(RP)
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