Wesel Schleiereulen fit für die Freiheit

Wesel · Neue Nachtjäger am Himmel über Bislich: Peter Malzbender (Nabu) entließ aufgepäppelte Schleiereulen aus der Greifvogelstation in die Selbstständigkeit. Die bedrohte Art erholt sich recht gut.

 Peter Malzbender hat zwei Sorgenkinder entlassen können.

Peter Malzbender hat zwei Sorgenkinder entlassen können.

Foto: Malz

Wenn Schützlinge der Greifvogelstation in die freie Wildbahn entlassen werden können, dann ist das ein Festtag für Mensch und Tier. Gestern war so ein Tag. Peter Malzbender, Kreisvorsitzender des Naturschutzbundes, konnte zwei Schleiereulen aussetzen, die auf dem Gelände der Schill-Kaserne von Projektleiter Karl-Heinz Pechen und seinen Helfern wieder aufgepäppelt worden waren. Topfit zeigten sich die geheimnisvoll schönen Nachtjäger, die jeweils fast ein Jahr gepflegt werden mussten. Eine Eule hatte die Verletzungen eines Verkehrsunfalls auszukurieren, die andere war aus einem Nest gefallen oder gestoßen worden und drohte vollends zu verkümmern. Wie die beiden Vögel sich nun präsentierten, lässt nicht nur Tierfreunden das Herz aufgehen.

Malzbender hat einen alten Melkstall in Bislich-Vahnum für die Aktion ausgesucht. Wie man an vorhandenem Gewölle sehen kann, ist er bereits ein Domizil für Schleiereulen. Während eins der ehemaligen Sorgenkinder sich sofort einen Platz im Gebälk unterm Dach sucht, fliegt das andere ins Freie und verschwindet. "Vollkommen normal", freut sich Malzbender, der weiß, dass die beiden nun in der Lage sind, sich selbst mit Nahrung zu versorgen. Kleine Nagetiere wie Mäuse, Ratten und Maulwürfe stehen ganz oben auf ihrem Speisezettel. Zur Freude auch der Landwirte. Und zu Malzbenders Freude sorgen die Bauern gerade im Raum Bislich für die Verhältnisse, die bedrohte Arten brauchen: Eine offene Landschaft mit Viehbeweidung. Damit ist Vielfalt vom Insekt und dem kleinsten Pflänzchen an aufwärts garantiert und die Nahrungskette in Ordnung. Das ist nicht überall so.

Der Nabu-Chef kritisiert offen die Auswüchse der Förderung erneuerbarer Energien. Wo beispielsweise Mais-Monokulturen für Biogas geschaffen werden, da finden viele Tiere heute kein Futter mehr.

Der Bestandsrückgang bei den Schleiereulen war früher auch dem Einsatz des Insektengiftes DDT geschuldet. Doch die Lage bessert sich. Von 1985 bis 2009 nahm die Population um 50 Prozent zu, berichtet Malzbender. Aktuell gebe es auf dem Gebiet der Stadt Wesel elf Brutpaare.

"Von nationaler Bedeutung" ist für Malzbender auch die hiesige Arbeit zur Rettung eines weiteren Eulenvogels: 15 Steinkauz-Brutpaare sind schon etwas Besonderes. In den Kreisen Wesel und Kleve leben aktuell 75 Prozent des NRW-Bestandes. Dessen Menge von 5000 Exemplaren wiederum macht 75 Prozent der gesamten Steinkauzpopulation in Deutschland aus.

Landschaften, wie sie rund um Bislich zu finden sind, kommt für den Erhalt etlicher Arten eine besondere Bedeutung zu. Trotz Kiesabbau, teils aber auch gerade deswegen. Die Fläche, die gestern zum Flugrevier der beiden Schleiereulen wurde, gehört zu jenem Gelände, das einst als Kraftwerksstandort vorgesehen war. Die Firma Hülskens indes würde es gern auskiesen. Peter Malzbender kann Abgrabungen zwar grundsätzlich wenig Gutes abgewinnen, hält diese aber für sehr gut, wenn damit eine Deichrückverlegung verbunden ist und Retentionsraum für Hochwasser geschaffen wird. Unterm Strich setzt er auf noch mehr Artenreichtum als bereits vorhanden. Und natürlich auf den dauerhaften Schutz.

(RP)
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