Sabine Weiss (CDU)

Wesel · Es gibt Politiker, die den Straßenwahlkampf eher als Pflichtübung sehen. Und es gibt Sabine Weiss. Die Amtsinhaberin der CDU im Wahlkreis Wesel I, sagt: "Ich mache gerne Wahlkampf." Das mag daran liegen, dass sie eine schmerzliche Niederlage noch nicht hat einstecken müssen. Ganz gleich, wo Sabine Weiss antrat - die bisherigen Kandidaturen waren für die gebürtige Hambornerin stets von Erfolg gekrönt. Sie trat als ehemalige Rechtsanwältin in Dinslaken 1999 zur Bürgermeisterwahl an - und gewann wider alle Erwartungen. Nach acht Jahren hatte sie Lust auf Neues - wurde Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Wesel I. Und wieder war sie überraschend erfolgreich. Gleichwohl will sich die ehemalige Schülerin des Hamborner Abtei-Gymnasiums nicht zu siegessicher geben. "Mir sagen Freunde, dass ich angespannter bin als bei früheren Wahlkämpfen."

Sabine Weiss (CDU)
Foto: Sebastian Peters

Seit Wochen schon ist Sabine Weiss intensiv auf Tour - Vereine, Straßenwahlkampf, Diskussionen. "Die Außenpolitik, Innere Sicherheit und die Flüchtlingspolitik sind die dominierenden Themen auf der Straße", sagt Weiss. Im Gespräch mit dem Bürger könne man vieles erklären und dem Eindruck entgegenwirken, "die da" in Berlin würden in einer Blase agieren. Sabine Weiss ist stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Der Betrieb im Regierungsviertel in Berlin sei wie ein Hamsterrad, in das sie von Montag bis Freitag einsteige. Die Vollblutpolitikerin Weiss opfert viel dafür. "Anwältin der Bürger" wolle sie sein, betont die gelernte Juristin, die an der Ruhr-Universität Bochum studiert hat. Ungefähr die Hälfte der Zeit verbringt sie in Berlin ("Ich werde aber nie eine Berlinerin werden"), die andere Hälfte in Dinslaken. In der Nähe lebt auch ihre Familie - ihre Zwillingsschwester mit Nichten und Neffen sowie die Mutter.

In ihrer Fokussierung auf die Sachfragen hat Sabine Weiss viel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gemein; sie schätze die Kanzlerin sehr. Auch in der schwierigsten Phase der Flüchtlingskrise, als Angela Merkel viel Gegenwind auch innerparteilich bekommt, hält Weiss also zur Chefin. "Sie ist der ruhende Pol in schwierigen Zeiten." Die CDU-Bundestagskandidatin Weiss hält die Entscheidung, die Flüchtlinge im Sommer 2015 in großer Zahl nach Deutschland gelassen zu haben, noch immer für richtig. "Diese Überzeugung habe ich auch wegen meines christlichen Glaubens." Dieser Glaube sei auch die Motivation dafür, sich seit 1992 mit ihrem eigenen Hilfsprojekt "Pangasinan" im Dorf Palapar Norte auf den Philippinen einzusetzen.

Ähnlich wie die Kanzlerin setzt Weiss auf den Faktor Erfahrung im Wahlkampf - diese Botschaft transportieren die Plakate. Eine Große Koalition könne sie sich vorstellen, aber auch ein Bündnis mit den Grünen sei im Bereich des Denkbaren. Alles eine Frage des Personals: "Mit Cem Özdemir könnte ich es mir vorstellen, aber wenn ich Fraktionschef Anton Hofreiter sehe, gibt es nur wenige Schnittmengen." Dass Sabine Weiss selbst in den Bundestag einzieht - es scheint sichere Sache zu sein. Sollte es mit der Direktwahl nicht gelingen, ist sie mit einem Listenplatz 20 ausgestattet. sep

Sabine Weiss ist 59 Jahre alt +++ geboren in Duisburg-Hamborn +++ gelernte Juristin +++ CDU-Mitglied seit 1980

(RP)
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